Wieder geht ein Mensch

von Danny Fröse am 1. Februar 2019

Ich hatte mich gerade hingesetzt, als mein Bekannter sich bei mir entschuldigte. Er war zu spät zu unserem Treffen im Cafe gekommen, weil es einen Unfall gegeben hatte. Schnell stellte ich fest, dass es sich nicht um einen kleinen Blechschaden handelte, sondern es war ein Mann von einem Auto erfasst worden.

Unfälle passieren bei uns immer wieder. Und Menschen werden bei uns sehr oft auf der Straße von Autos umgefahren. Es gehört für die Menschen unserer Region dazu, dass so etwas passiert. Die Verletzten werden dann meistens in das nahegelegene Krankenhaus nach Kukes gefahren, weil es in unserem keine wirkliche Hilfe in Notfällen gibt.

Als wir mit unserem Treffen fertig waren, kam ich noch einmal an der Unfallstelle vorbei, einer zentralen Kreuzung in unserer Stadt. Es waren unzählige Männer versammelt und mir wurde schnell klar, dass hier etwas Schlimmes passiert ist.

Es dauerte nicht lange, dann verbreitete sich die Nachricht. Ramiz Gjini, ein älterer Mann, ist seinen Verletzungen erlegen. Mir sagte der Name erst nichts, doch als man mir bestätigte, dass Ramiz jeden Tag in unser Familienzentrum kam, um dort Domino zu spielen wurde mir bewusst, um wen es sich handelt.

Ramiz war ein stiller Mann, doch er begrüßte mich immer herzlich, mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht. Er hörte und sah nicht mehr gut. Zusammen mit unserem Nachbarn Shaban, spielte er jeden Tag seine Runde Domino.

Da die Menschen in unserer Stadt innerhalb von 24 Stunden beerdigt werden, findet morgen die Beerdigung statt. Frieder(mein Kollege vor Ort) und ich werden hingehen. Es wird meine 8 Beerdigung sein. Es ist so traurig. Wieder stirbt ein Mensch und wird beerdigt. Dieses Wegsterben von Menschen wird uns hier im Leben mit den Menschen viel mehr bewusst. Es ist als wenn hier die Menschen viel schneller und öfter sterben wie in Deutschland.

Ich werde morgen trauern. Und ich werde mich nicht für meine Tränen schämen, auch wenn keiner hier bei einer Beerdigung weint.

Ich werde trauern um Ramiz und seine Kinder(4 Töchter und einen Sohn), die zurückbleiben. Ich werde aber auch trauern um das Leben des Fahrers, dessen Leben für immer zerstört ist. Zuerst wird er ins Gefängnis gehen und dann wird er leben müssen mit der Schuld, einem Menschen fahrlässig das Leben genommen zu haben.

Ich werde vor allem aber trauern, über die Folgen der Sünde. Weil Sünde in die Welt gekommen ist, ist der Tod in die Welt gekommen. Und ich werde trauern, wegen der Hoffnungslosigkeit der Menschen. Wieder starb ein Mensch ohne Hoffnung und wieder beerdigen andere ihn, ohne Hoffnung.

Aber ich werde auch festhalten an der Hoffnung, die in Jesus liegt. JESUS LEBT und jeder, der an ihn glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. Noch sind all die anderen Menschen am Leben, denen ich in den nächsten Tagen begegnen werde. Noch ist es Zeit für sie, die Hoffnung in Jesus zu ergreifen. Magst du Mitbeten, dass ich ein Hoffnungsbringer sein kann.

Im Gedenken an Ramiz habe ich hier noch einige Bilder von ihm.

Zur Erinnerung. Was es mit dem Familienzentrum und den alten Männern auf sich hat, die bei uns Domino spielen, erklärt folgendes Video. Dort ist ab Minute 1:37 auch Ramiz mit seiner weißen Kappe zu sehen.

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