Ich lese gerade ein Buch zur Frage: Gottes Willen erkennen - Führung erleben in den alltäglichen Entscheidungen des Lebens. Wir stecken ja auch gerade in diesem Prozess und fragen uns, wie Gott uns weiter führen will. Doch die Frage nach dem Willen Gottes und seiner Führung ist eine Frage, die so alt ist, wie der christliche Glaube selbst.
In dem Buch werden die unterschiedlichsten Aspekte des Themas auf sehr sehr tiefgehende und hilfreiche Art und Weise behandelt. Im Anhang des Buches ist ein Text von John Newton(der Autor von Amazing Grace) enthalten, der diese Frage in einem seiner vielen Briefe beantwortet hat.
Seine Antwort, die sich vor allem auf die Bedeutung des Wortes Gottes bezieht ist so treffend, dass ich sie für dich übersetzt habe und gerne mit dir teilen will.
Aber in welcher Weise können wir nun die Führung des Herrn erwarten?
Im Allgemeinen führt und leitet er sein Volk, indem er ihm als Antwort auf das Gebet das Licht seines Heiligen Geistes gewährt, das es ihm ermöglicht, die Schrift zu verstehen und zu lieben.
Das Wort Gottes darf nicht als Glücksspiel verwendet werden. Es ist auch nicht dazu gedacht, dass wir Stellen aus dem Zusammenhang reißen, und meinen dadurch Unterweisung zu empfangen. Aber es geht darum, uns rechtschaffene Grundsätze und die richtigen Ansichten zu liefern, um unsere Urteile und Neigungen zu formen und dadurch unser Verhalten zu beeinflussen und zu lenken.
Diejenigen, die die heiligen Schriften in demütiger Abhängigkeit studieren und von Gott erwarten, dass er sie lehrt, sind von ihrer eigenen Schwäche überzeugt und lernen, alles um sie herum richtig einzuschätzen.
Mit der Zeit formt sich dann ein Geist der Unterwerfung unter den Willen Gottes in Ihnen, und sie entdecken das Wesen und die Pflichten ihrer verschiedenen Situationen und Beziehungen im Leben, ebenso wie die Fallen und Versuchungen, denen sie ausgesetzt sind.
Das Wort Gottes, welches reichlich in ihnen wohnt, bewahrt sie vor Irrtümern, ist ein Licht auf ihrem Weg und eine Quelle der Stärke und des Trostes. Indem sie die Lehren, Vorschriften, Verheißungen, Beispiele und Ermahnungen der Schrift in ihren Gedanken wertschätzen und sich täglich daran messen, wird das Wachstum in geistlicher Weisheit für sie zu einer Gewohnheit.
Sie erlangen dadurch ein gnädiges Urteilsvermögen, welches sie befähigt das Richtige vom Falschen zu unterscheiden, und das mit einem Maß von Bereitschaft und Gewissheit, so wie ein musikalisches Gehör Klänge beurteilt.
Und sie irren sich selten, weil sie von der Liebe Christi geprägt werden, die in ihren Herzen herrscht, und von der Achtung der Herrlichkeit Gottes, die das große Objekt ist, das sie im Blick haben.
In bestimmten Fällen öffnet und schließt der Herr für sie, bricht Mauern von Schwierigkeiten ab, die ihren Weg versperren, oder umzäunt ihren Weg mit Dornen, wenn sie in der Gefahr stehen vom Weg abzukommen.
Sie wissen, dass ihre Sorgen in seinen Händen liegen. Sie sind bereit zu folgen, wohin und wann er führt, aber sie fürchten sich, ihm voran zu gehen. Deshalb sind sie nicht ungeduldig. Weil sie glaubend Vertrauen, überstürzen sie nichts, sondern warten täglich im Gebet auf ihn. Besonders dann wenn sie bemerken, dass ihr Herz von einer Sache ergriffen ist, dann sind sie am meisten gefährdet durch Scheinbares getäuscht zu werden, und wagen es nicht, sich weiter oder schneller zu bewegen, als sie sein Licht wahrnehmen können, das auf ihrem Wege scheint.
So zumindest sollte ihr Wunsch sein, wenn nicht es nicht schon erlangt haben.
Und obwohl es Zeiten gibt, in denen der Glaube nachlässt und das Selbst die Überhand gewinnt, so ist dies ihre allgemeine Neigung. Und der Herr, dem sie dienen, enttäuscht ihre Erwartungen nicht. Er führt sie auf dem richtigen Weg, bewahrt sie vor tausend Fallen und befriedigt sie damit, dass er ihr Führer ist und sein wird, selbst bis in den Tod.
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