Wenn die Wellen über dich einbrechen

von Rahel Fröse am 21. Juni 2019

Ich fühle mich heute extrem müde. Eigentlich sollte man meinen, dass man am Morgen noch frisch und voller Tatendrang ist, aber nicht ich. Nicht heute. Die Nacht war mal wieder viel zu oft unterbrochen, entweder von Kindern oder den mich auffressenden Mücken, die mir meine Beine schon zu einer einzigen Fleckenlandschaft gebissen haben. Und dann ist unser Jüngster im Moment auch noch immer zwischen fünf und halb sechs wach und damit ist dann meistens meine Nachtruhe auch zu Ende. 

Heute wollte ich mein Kissen über mich ziehen und einfach weiterschlafen. Lasst mich bitte in Ruhe, Kinder. Ich habe Kopfschmerzen und bin noch nicht bereit für einen neuen Tag. Ich habe noch nicht genug Kraft und Nerven, um diesen Tag gut zu leben.

So jedenfalls sagt es mir die Stimme in meinem Inneren. Aber Kinder sind erbarmungslos, schonungslos. Sie verstehen nicht, was Mama hat, um halb sechs Uhr morgens, es doch schon hell ist und der Hahn schon zum gefühlt hundertsten Mal gekräht hat. Sie springen auf mir herum, erzählen mir von ihren kleinen Streitereien, von denen ich doch noch gar nichts wissen wollte. Nicht um halb sechs...

Naja, ich stehe auf. Das Leben muss weitergehen. Immer weitergehen. Eine Pause ist einem als Mama mit vier kleinen Kindern nicht oft gegönnt. 

Später habe ich zwischen all den Kindern, meinen eigenen und den Nachbarskindern, die in unserem Haus ein und aus gehen, mal ein paar Momente Ruhe. Ich kann es kaum glauben, es ist still. So gehe ich zwischen all meinen zu erledigenden Aufgaben auf den Balkon, schlage meine Bibel auf und lese. Ich bin bei Psalm 18. Ich liebe diesen Psalm. Besonders zwei Verse rühren etwas in meinem Inneren an.

Er griff aus der Höhe,
Erfasste mich,
Zog mich heraus aus großen Wassern. (17)

Er führte mich heraus ins Weite,
Er befreite mich,
Weil er Gefallen an mir hatte. (20)

Ich merke, wie ich mich oftmals eingeengt fühle. Diese ständige „Rufbereitschaft“ als Mutter von vier Kindern, immer da sein müssen von morgens früh, den ganzen Tag und auch in der Nacht. Streit schlichten, putzen, waschen, wickeln, trösten, spielen, kochen usw. Jede Mama weiß nur zu gut, wovon ich spreche. Die Liste nimmt nie ein Ende. 

Ich fühle mich manchmal dabei so verloren. Wo bin ich in dem ganzen? Wo sind meine Bedürfnisse? Dieses „Mutter- Dasein“ kommt mir oft vor wie das Schwimmen in Wellen. Mal bin ich oben auf, genieße es in vollen Zügen, freue mich über kleine Erfolge und kann viel lachen. Dann gibt es aber wieder Zeiten, da verlassen mich meine Kräfte, mein Mut, meine Freude, meine Vision. Ich mache mir Sorgen. Es ist, wie wenn mich die Wellen tiefer ziehen, ich schlucke und strample und kann kaum über Wasser bleiben. Manchmal fühle ich mich beinahe am ertrinken. Ich lasse mich runter ziehen, lasse die Wellen über mich kommen. Ich lasse mich überrollen von Selbstmitleid. 

Doch was passiert dann? Es ist Hilfe in Sicht! Ja, sie ist da, die ganze Zeit! Ich muss mich nicht alleine abstrampeln und versuchen über Wasser zu bleiben:

Gott ergreift mich aus der Höhe. 
Er zieht mich vollkommen heraus aus allem.
Er zieht mich nicht nur heraus, er führt mich ins Weite. 
Er befreit mich, weil er mich liebt.

Weite, dieses Wort hat eine große Bedeutung für mich:
Freiheit, Luft zum Atmen, viel Licht, durchatmen und zur Ruhe finden. 
Das Gegenteil eben von Enge - wie ich mich des Öfteren mal fühle.
Ich sehne mich nach dieser Weite!
Ich will, dass Gott mich immer wieder mitten im Trubel des Alltags herauszieht und meine Füße auf festen Grund stellt. Ich meine Identität und meinen Halt in ihm finde!
Und mein Blick in die Weite geht, in die Freiheit, zur der Christus mich befreit hat.

Diese Gedanken haben meinen Tag heute gerettet!

Photo by Tim Marshall on Unsplash

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