Was für mich in Albanien der Winter bedeutet

von Rahel Fröse am 30. September 2016

winterSeit einigen Tagen sind wir nun aus dem Urlaub zurück. Die Tage waren warm und schön, und umso größer war die Umstellung, als wir am Samstag in unsere kalte Wohnung zurückkamen. Das Barfußlaufen die Treppen hoch ist plötzlich nicht eine gewünschte Abkühlung. Stattdessen steigt die Kälte in die Knochen. In Deutschland würde man schon längst die Heizung betätigen, doch hier ist es für ein Heizen mit Holz noch viel zu früh!

Doch wie von heute auf morgen muss man sich umstellen: es ist Herbst. Und nach kurzer Zeit, ja, dann kommt schon wieder der Winter.

Die herausfordernden Seiten des Winters

Was das für mich an Herausforderung  bedeutet, möchte ich euch kurz erzählen:

1. Im Winter herrscht hier ein ganz anderes Leben. Die Tage sind extrem kurz (es wird eine Stunde früher dunkel, als in Deutschland). Und da man bei Dunkelheit zuhause ist, bin ich in der Regel mit den Kindern um 17 Uhr zuhause. Im Sommer beginnt um diese Uhrzeit erst richtig das Leben draußen, da es vorher zu heiß ist. Das ist eine Umstellung. Besuche, die ich machen will, muss ich früher machen und mit der Dunkelheit rechnen.

2. Wenn ich Besuche mache, sitze ich oft in einem kleinen, sehr heißem Wohnzimmer mit vielen Kindern. Das ist anstrengend, selbst wenn ich Beschäftigungsmaterial für die Kinder mitnehme. Eine Unterhaltung, die tiefer geht, kommt schwerer zustande, weil ich viel zu sehr acht geben muss auf meine Kinder und es einfach laut ist.

3. Unser Leben in der Wohnung beschränkt sich auf zwei Räume, wobei wir lange nicht immer beide heizen. Im Flur und im Bad ist es sehr kalt und im Schlafzimmer auch. Schon jetzt fehlt mir oft ein Kinderzimmer. Mit drei Kindern, die älter werden, wünsche ich es mir, aber der Winter begrenzt den ohnehin schon engen Wohnraum noch mehr.

4. Jeder der kleine Kinder hat, kennt die Wäscheberge, die da anfallen. Im Sommer macht es Spaß zu waschen, da am Abend die saubere Wäsche wieder zusammengefaltet im Schrank liegt. Im Winter kann sich das über eine Woche hinziehen, bis die Wäsche richtig trocken ist. Manchmal wandert die Wäsche an mehrere Orte, bevor sie dann endlich zusammengelegt werden kann. Im Winter werden Klamotten einfach länger getragen und nicht beim ersten Fleck in den Wäschekorb geworfen.

5. Unser Garten verwandelt sich ziemlich schnell in ein Matschfeld. Letztes Jahr haben wir kleinen Kies vor der Eingangstreppe gestreut, und das war gut so. Im Moment genießen wir noch die Pracht unseres Gartens sehr. Unsere Kinder lieben es, draußen zu sein. Im Winter dagegen bin ich fast nur spazieren, wenn ich draußen bin. Das ist auch gut, braucht aber mehr Zeit.

Die guten Seiten des Winters

Wir gehen nun schon in unseren vierten Winter in Albanien. Und ich habe durchaus auch die guten Seiten zu schätzen gelernt:

1. Der Tagesablauf ist geregelter. Die Kinder gehen in der Regel um 19 Uhr ins Bett. Auch fällt es uns in dieser Zeit leichter, regelmäßig unsere Abendandacht mit den Kids zu machen, sprich: Singen mit der Gitarre und mit Bewegung, Bibelgeschichte, beten und Segen. Darauf freue ich mich schon sehr.

2. Ich habe mehr Zeit und Muße, mit den Kindern kreative Dinge zu machen. Ich bastle und male viel mit Ihnen. Das macht mir selber Freude und fördert ihre Kreativität. Da sie keinen Kindergarten besuchen, in dem das gemacht wird, ist es umso wichtiger, das ich das mache.

3. Im Sommer war ich manchmal erst gegen halb neun mit meiner Arbeit fertig. Danach habe ich dann kaum Motivation, noch mit basteln zu beginnen (was mir sehr viel Freude macht). Da die Kids im Winter schon um 19 Uhr im Bett sind, bleibt somit auch für mich eine längere Zeit übrig, in der ich Dinge machen kann, die mir gut tun.

4. Ich habe auch sehr das heizen mit Holz lieben gelernt. Ein wärmendes Feuer zu sehen und zu spüren ist etwas schönes. Und dann bei Besuchen noch frisch gebackenes Brot zu essen lieben nicht nur meine Kinder...

5. Der Winter ist insgesamt eine ruhigere Zeit. Die Menschen hier haben weniger Arbeit und damit auch mehr Zeit, da z.B. die Arbeit im Garten wegfällt. Das gilt auch für unsere lieben Nachbarn von unten. Ich freue mich, wieder öfter mit ihnen zusammen zusitzen und zu reden.

Seit ich in Albanien bin, empfinde ich den Wechsel der Jahreszeiten nochmal viel intensiver. Wahrscheinlich weil auch die Übergangszeiten, Frühling und Herbst einfach sehr kurz ausfallen. Ich muss mich innerlich bewusst umstellen und die Veränderungen, die der Wechsel mit sich bringt bewusst bejahen und annehmen. Ich will mich nicht beklagen, ich will nicht traurig nach vorne sehen, sondern möchte mich auf die positiven Dinge konzentrieren und die neue Jahreszeit willkommen heißen, mit allem was sie mit sich bringt.

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