Was auch kommen mag

von Rahel Fröse am 8. April 2021

Es ist kurz vor 6 Uhr morgens. Ich liege im Bett. Neben mir schlafen noch mein ältester und mein jüngster Mann. Ich habe nicht rechtzeitig meine Augen wieder geschlossen, nicht schnell genug meiner Gedankenwelt Einhalt geboten, diesen nicht enden wollenden Gedanken, die wie ein Film in meinem Kopf vor mir vorbeiziehen. Habe nicht schnell genug stop gesagt. Stattdessen den Start Button gedrückt, zwar nicht wirklich willentlich, aber wann fragen Gedanken schon, ob sie willkommen sind…

So liege ich da. Und ich denke mal wieder an unseren Abschied hier. Ich denke daran, wie es sein wird, in Deutschland zu sein, ohne Ticket zurück nach Albanien. Wie es sein wird, diese Wohnung leer zu sehen, die doch jetzt noch bis in den letzten Winkel so voller Leben und Uns steckt. So viele Erinnerungen kommen in mir hoch, so viele schöne Momente. Die schweren, die sind in den letzten Monaten eher in den Hintergrund getreten und mein Leben hier erscheint mir im Moment so gut. Das macht es meinem Herzen natürlich viel schwerer. 

Ich sehe den großen Maulbeerbaum vom Fenster aus. Ich lausche den vertrauten Geräuschen des Windes, dem Rattern der Regenrinne. Ich denke an den Frühling, ich denke an meine beiden lieben Freundinnen direkt in der Nachbarschaft. Dieses Leben miteinander. Diese Zeit, in der wir unsere Kinder gemeinsam großgezogen haben (oder noch dabei sind). Ich denke an das Team, an all die lustigen Fahrten in den Kosovo (die im Moment nicht möglich sind), wenn uns in Krume mal wieder die Decke auf den Kopf gefallen ist. Wie viel Spaß hatten wir. Wie kostbar sind und waren mir meine Teamkolleginnen. Ohne sie hätte ich es sicher nicht lange hier ausgehalten…

Ja, unser Leben hier. Es war und ist so voller Einfachheit, voller Leben und Menschlichkeit. Und ich liebe mein Leben hier. Genau so wollte ich leben im Ausland. Einfach mit den Menschen. Einfach ihnen im Alltäglichen Jesus bringen. Ihn vorleben. Liebe und Anteilnahme und Wertschätzung und Vertrauen geben. 

Ich schaue durch den Spalt der Gardine. Es wird schon hell. Ich bin hellwach. Noch vor Henry. Das ist eine Seltenheit. Dieser kleine Junge liegt neben mir. Dieses wunderschöne Gesicht. Wie viel Freude und Lebenskraft er schon unseren alten Nachbarn geschenkt hat. Ich sehe ihn zwischen ihnen laufen, vom Feld kommend, strahlend in seinen bunten Gummistiefeln. 

Mein Herz ist schwer. Bei manchen Erinnerungen schnürt es sich zusammen. All das soll bald vorbei sein. Mein albanisches Leben vorbei. Mein geliebtes Leben in der Außenmission, erstmal vorbei.

Wie wird es werden, wenn wir zurück sind? Wie wird es mir dann gehen? Und wie meinen Kindern? Begreifen sie eigentlich, was da auf sie zukommt?

Später sitze ich an meinem kleinen Schreibtisch. Diesen Platz werde ich mir in Deutschland genau so gestalten und mir damit meinen vertrauten Ort schaffen…

Ich schlage meine Bibel auf. Ich bin gerade im Lukasevangelium.

Hier treten mir Jesu Worte stark hervor und es ist wieder so ein Moment, in dem Gott direkt zu mir spricht. (Lukas 21,14 Elberfelder Übersetzung)

„Setzt es nun fest in euren Herzen, nicht vorher darauf zu sinnen, wie ihr euch verantworten sollt! Denn ich werde euch Mund und Weisheit geben.“

Nun, das sagt Jesus zu seinen Jüngern, als er über die Endzeit redet. Eigentlich ist das im Moment nicht wirklich für mich aktuell. Und doch irgendwie. Ich habe diese Worte so für mich umformuliert: 

Setz es nun fest in deinem Herzen, nicht vorher deinen Gedanken freien Lauf zu lassen, was und wie noch alles kommen wird. Denn ich werde dir helfen und mit Weisheit ausstatten. Ich werde dir alles bereitstellen genau zu der Zeit und Stunde, in der du es brauchst. 

Das sind nun keine Lehren, die ich selbst aufstelle, sondern sie entsprechen zutiefst dem ganzen Zeugnis der Bibel, von vorne bis hinten. Und ich würde zu gerne all die Verse aufschreiben, die mir einfallen. Alle Zusagen und Verheißungen Gottes. Und vielleicht die bekannteste Stelle über sorgenvolle Gedanken sagt es so deutlich:

Sorgt euch nicht um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Jeder Tag hat an seiner Last genug. 

Da sind wir wieder bei dem über allem stehenden Thema - Vertrauen. Vertraue ich Jesus so sehr, dass ich meine so geliebte Kontrolle über mein Leben (die ich ja nie wirklich besitze) an ihn abgeben kann? Dass ich wie ein kleines Kind im Heute lebe?

Ann Voskamp beschreibt es in ihrem Buch „Tausend Geschenke“ so:

„Ich soll dem Sohn Gottes und seiner Weisheit vertrauen, in jedem Augenblick, im hier und jetzt. Vertrauen ist ein Werk, vertrauensvolle Liebe ist eine Aufgabe, die ich gezielt und bewusst ausüben soll. Oft will ich die erforderliche Energie dafür nicht aufbringen. Stress und Angst scheinen mich weniger Kraft zu kosten. Es ist einfacher, meinem Verstand mit all seinen Sorgen freien Lauf zu lassen, als Disziplin anzuwenden, ihm die Zügel anzulegen, die Scheuklappen aufzusetzen und ihm beizubringen, in sicherer Gewissheit weiterzugehen, egal, welche Schreckensgespenster am Horizont auftauchen. Sind Stress und Sorgen Symptome einer Seele, die zu träge und undiszipliniert ist, um ihren Blick auf Gott gerichtet zu halten, um in der Liebe mit ihm zu leben?“ (S.168)

So will ich versuchen, am nächsten Morgen, den ich wach liege, nicht Gedanken über was wird wohl werden, was wird wohl nicht mehr sein, wie werde ich es alles „überleben“, solchen Gedanken (die viel zu schnell Sorgen werden und dann Stress hervorbringen)  Einhalt zu Gebieten im Namen Jesu. Er wird sich kümmern und er wird zur rechten Zeit das rechte geben. Ganz sicher. Heute und jetzt bin ich nur aufgefordert, ihm mit meinem hier und jetzt zu vertrauen. Das ist so schön und befreiend!

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