Als ich mit Livia schwanger war, las ich ein Buch von Elisabeth Elliot mit dem Titel "Wege durch das Leiden". In diesem Buch spricht in wundervoller Art über Schmerz und Leiden in unserem Leben. Dabei lehnt sich Elisabeth Elliot an zwei Bücher an. Beide stammen von Lilias Trotter ("Parables of the Cross" und "Parables of the Christ-Life").
Ich hatte noch nie zuvor von dieser Frau gehört. Wer ist diese Lilias Trotter?
Meine Neugier wurde mehr als geweckt. Ich versuchte, so viel wie möglich von ihr herauszufinden. Ich bestellte mir eine Biographie von ihr, geschrieben von der bekannten Patricia St. John. Ein altes, gebrauchtes, kleines Büchlein kam an. Vergilbte Seiten. "Until the Day Breaks". Ich verschlang dieses Buch.
Danach stand fest: ich möchte mein ungeborenes Mädchen nach dieser Frau benennen. So beeindruckt war ich von ihr.
Lilias, das klingt in deutsch eher nach einem Jungennamen. So dachten wir an Lilia und landeten dann bei Livia. Aber eigentlich hat Livia ihren Namen wegen ihr: Lilias Trotter.
Lilias wurde 1853 als siebtes Kind eines Geschäftsmanns in London geboren.
Sie war ein anmutiges, schlankes Mädchen mit braunen Augen und einem scharfen Verstand.
Mit 23 Jahren traf sie in Venedig mit John Ruskin zusammen, der ihre künstlerische Begabung erkannte und ihr Malstunden gab.
"Sie schien alles in dem Augenblick zu erfassen, in dem man es ihr zeigte, und jedes Mal noch so viel mehr, als man sie eigentlich gelehrt hatte", schrieb Ruskin.
Er sagte ihr eine große künstlerische Karriere bevor. Sie könnte einer der größten Malerinnen ihrer Zeit werden.
Aber Lilias Herz war woanders. Sie hatte sich selbst, ihre Begabungen und ihr ganzes Leben Gott zur Verfügung gestellt.
In einer Gemeindeversammlung hörte sie den Ruf Gottes nach Nordafrika. Als sie sich bei einer Missionsgesellschaft bewarb wurde sie abgelehnt- wegen einem zu schwachen Herzen. Sie ließ sich aber nicht abbringen und reiste 1888 auf eigene Faust nach Algerien aus. Mit ihr waren zwei weitere ledige Frauen.
Was sie in den folgenden 40 Jahren ihres Dienstes in Algerien erlebte, hielt sie in ihren Tagebüchern fest. Diese sind kunstvoll geschmückt mit vielen Aquarellen. Wunderschöne Bilder und tiefgehende Gedanken dahinter.
Lilias gründete später die Missionsgesellschaft Algiers Mission Band, die sich dann mit den Arab World Ministries verband.
Lilias Trotter starb nach einem erfüllten Leben im Jahr 1928.
Mein Wunsch für meine Tochter Livia ist es, dass sie ebenso ein Leben in Hingabe an Jesus und in Liebe zu ihren Mitmenschen führt. Mein Gebet ist es, dass auch sie dem Ruf Jesu folgt, was auch immer das für sie persönlich bedeutet.
Und ich bete, dass auch ich bereit sein werde, meine Tochter loszulassen, gehen zu lassen, auch gegen meinen menschlichen Verstand.