Über das Leben als Single

von Alexandra Winter am 11. Dezember 2020

Der folgende Artikel stammt von Alex, unserer Teamkollegin. Sie hat auch ihren eigenen Blog. Schau auch da mal vorbei.


Ich glaub, das ist mein erster Blogbeitrag über dieses Thema. Dabei ist es so ein entscheidender Teil in meinem Leben- es wurde mal Zeit, dazu etwas zu schreiben.

Ich weiß nicht, in welcher Lebenssituation du dich befindest, aber hast du schon mal darüber nachgedacht, wie es Single-Personen geht? Hast du Singles in deinem näheren Freundeskreis, die dich mit in ihr Leben rein nehmen? Was für Vorteile, Freiheiten, aber auch Herausforderungen, Ängste sie haben? Ich möchte dich da heute gedanklich ein wenig mit rein nehmen:

Ich liebe es, dass ich als Single so entscheiden kann, wie ich will. Ich muss meistens fast niemanden fragen (außer Gott natürlich). Das ist Unabhängigkeit pur, man spart sich vielleicht viele Diskussionen. Manchmal ist es aber auch anstrengend. Da würde man sich wünschen, man müsste nicht schon wieder alleine entscheiden. Man hätte jemanden, der mit entscheidet. Der mit Verantwortung übernimmt. Mit dem man gemeinsam drüber reden und dann gemeinsam zu einer Entscheidung finden kann. Und dabei denke ich nicht nur an die großen Entscheidungen im Leben, sondern auch ganz alltägliche Dinge.

Das bezieht sich auch auf das Thema Urlaub machen. Es ist toll, dass ich alleine entscheiden darf, wo ich hin möchte, aber wer kommt mit mir? Die meisten meiner Freunde sind verheiratet und haben Familie. Was bringt mir eine freie Entscheidung, wenn ich dann aber alleine bin? Und der Urlaub deshalb nicht erholsam für mich sein wird. Ja, es gibt tolle Freizeiten, aber bei so vielen neuen Leuten um einen herum, mit denen man natürlich viel über das eigene Leben austauscht, ist es schwierig gedanklich wirklich abzuschalten.

Apropos alleine sein. Ja, es ist toll, dass man als Single viel Zeit alleine verbringen kann, sich bewusst Zeit mit Gott oder Freunden, für Hobbies nehmen kann. Das ist ein Privileg für das ich oft sehr dankbar bin. Aber alleine sein kann auch einsam sein. Gerade in Corona-Zeiten haben das viele Alleinstehende denke ich erlebt. 

Oder an Feiertagen wie Weihnachten oder Silvester. Mit wem feiert man ohne sich wie ein 3. Rad am Wagen zu fühlen, wenn man nicht mehr wie früher bei Mama und Papa feiern möchte? 

Generell die Frage: Wo gehöre ich hin? Zu wem gehöre ich? Wo ist mein wirkliches Zuhause? Anzukommen. Angenommen zu sein, wie man ist. Zu sein, wie man ist. Diese Frage kann sehr herausfordernd sein.

Kinder. Es kostet viel Kraft, Zeit, Energie, Nerven sich um Kinder zu kümmern und sie großzuziehen. Man kommt an persönliche Grenzen, wie man niemals vorher gedacht hätte. Man macht sich viele Sorgen, die man ohne Kinder nicht hätte. Aber eines Tages werden sie sich wieder um dich kümmern, wenn du ihre Hilfe benötigst. Wer kümmert sich um eine alleinstehende alte Frau? Wie geht man mit Sorgen um, die in einem hochkommen, wenn man daran denkt, wie es wird, wenn man alt wird und keine eigene Familie hat? 

Auch Sorgen in Bezug auf finanzielle Versorgung, wenn man die einzige Person ist, die eine kleine Rente bekommen wird, weil Frauen im Allgemeinen weniger verdienen als Männer. 

Als Single muss man automatisch stark sein, seinen Mann stehen, sich durchsetzen. Sei es in der Autowerkstatt, beim Hausbau, wenn der Handwerker kommt oder bei der Steuererklärung. Da ist niemand an den man diese Dinge abgeben kann. Man muss sich selbst durchboxen. Das ist gut, weil man dadurch selbstständiger, selbstbewusster, stärker wird. Aber manchmal wäre es auch einfach schön, eine andere Person zu haben, die einem dabei hilft. Sich anzulehnen und einen Teil der eigenen Last abzugeben. 

Als Single kann man seine eigenen Ziele im Leben verfolgen, die eigene Berufung leben. Das ist toll. Aber wer erinnert einen an diese Berufung, wenn man mal den Fokus verliert? Wer feuert einen an, wenn man mal ein Tief hat und die Motivation fehlt? 

Hier wird mir fast täglich eine glückliche Ehe gewünscht. Inzwischen bin ich das gewöhnt und stürze dadurch in keine Krise. Aber es gibt einem immer das Gefühl, als wäre das einzige, wofür ich lebe, einen Partner oder eine eigene Familie zu haben. Auch in Deutschland wurde mir das oft vermittelt (ich wurde schon mit Anfang 20 schräg angeschaut, dass ich noch nicht in festen Händen war), dass ich nicht komplett bin oder mir etwas fehlen würde als Single. Als ich einmal alleine in einem Restaurant im Kosovo war, hat mich der Kellner, als ich mich hin gesetzt habe, verwundert gefragt: „Sind sie alleine?“ Ich habe einfach geantwortet: „Nein, ich bin nicht alleine. Gott ist immer bei mir.“ Müsst ihr mal ausprobieren, es macht Spaß in ein verdutzt amüsiertes Gesicht zu schauen.

Ich denke ähnlich fühlen sich kinderlose Ehepaare, die oft mit der Erwartung konfrontiert werden, dass sie doch bald Kinder kriegen „müssten“.

Ich glaube jede Lebenssituation hat seine positiven und negativen Seiten. Egal ob Single, Ehepaar, Familie, usw. Ich glaube es ist wichtig, dass wir alle ein Auge und ein Herz für die Herausforderungen der Menschen um uns herum haben, die in unterschiedlichen Situationen sind. Und nicht vorschnell über sie urteilen. Wichtig ist es, dass wir alle dankbar und zufrieden im Hier und Jetzt leben ohne auf eine besondere Erfüllung wie Job, Erfolg, Gesundheit, Kinder, Partner, usw. zu warten. Sonst verpassen wir vielleicht die ganzen genialen Geschenke, die Gott uns in der Gegenwart macht, wenn wir nur auf das fixiert sind, was nicht ist. 

Und ich bin so dankbar für viele liebe Freunde, die meinen „Liebestank“ auf viele verschiedene Weise füllen, die mir zeigen, dass ich wichtig und geliebt bin, die Zeit für mich haben, die für mich beten. Und ich erlaube nur Gott meine Identität bestimmen zu lassen. Nicht darauf zu hören, was andere sagen. Ganz tief im Herzen zu wissen, dass ich Gottes tief geliebte Tochter bin und mein Leben in den besten Händen liegt, die es gibt. Das sind riesige Geschenke und sie tragen definitiv mit dazu bei, dass ich eine meistens (mit normalen Höhen und Tiefen) zufriedene und fröhliche Single-Frau bin. 

Jesus selbst hat als Single auf dieser Erde gelebt. Und er hat gesagt: „Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen.“ (Matth. 6,33) und nicht „Euer wichtigstes Anliegen soll sein, eine Familie zu gründen.“ 

Ich will damit niemanden verurteilen, der verheiratet ist oder Kinder hat (Kinder zu haben bedeutet ja auch Reich Gottes zu bauen), aber ich glaube diese Frage ist wichtig für uns alle: Wo ist unsere Priorität?

Ich weiß auf jeden Fall, dass Gott einen guten Plan mit meinem Leben hat und dass ich eines Tages den tollsten Mann an meiner Seite haben werde: Jesus selbst!

Hast du Singles in deiner Nähe? Weißt du, wie sie Weihnachten verbringen? Oder wie es ihnen in der Corona-Zeit geht? Vielleicht gibt es manche, die sich über einen Anruf, ein Gebet oder eine Einladung von dir freuen würden.

Photo by Keenan Constance on Unsplash

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