Über das harte Leben mancher Frauen in Albanien

von Rahel Fröse am 18. Mai 2021

Ich bin eine Frau. Daher sehe ich das Leben hier aus den Augen einer Frau und ich fühle mit dem Herzen einer Frau. Und ich liebe die Frauen hier und es macht mir viel Freude, ihnen das zu zeigen. Schon öfter habe ich hier Geschichten von Frauen erzählt. Von Freundinnen oder flüchtigen Bekannten. Und schon oft habe ich geschrieben, dass ich großen Respekt habe vor ihnen. Wo ich am Anfang immer mal dachte: „Jetzt lass dir doch nicht alles gefallen. Steh doch mal auf für dein Recht!“ - da denke ich jetzt viel öfter: „Was für eine starke Frau das ist. Was sie nicht alles erlitten hat und noch erduldet.“ Damit meine ich nicht unbedingt, dass ich es immer gut und richtig finde, wenn Frauen hier alles möglich hinnehmen. (Zum Beispiel dass der Mann sie schlägt, oder die Kinder, oder dass sie ihn völlig besoffen auf der Straße aufsammelt oder dass der Mann, der im Ausland lebt eben dort eine weitere Frau und Kinder hat…)

Ich will oft aufstehen und vor lauter Ungerechtigkeit laut aufschreien, will diesen Männern mal gewaltig die Meinung sagen, will den Frauen helfen, ihren schlimmen Lebensumständen zu entfliehen… doch die nackte, grausame und ungeschönte Wahrheit ist: Man kann sehr wenig machen!

So traf ich letzte Woche eine junge attraktive Frau, die Schwester meiner Nachbarin. Sie hat zwei Söhne lebt in der Hauptstadt. Von meiner Freundin hatte ich schon gehört, dass sie gewaltige Eheprobleme hat und sich trennen will. Das ist schon ein grober Schritt für eine albanische Frau und ist nur dann möglich, wenn sie Unterstützung von seitens ihrer Familie hat. Ansonsten kann eine Frau (jedenfalls in unserem Kontext) nicht viel machen. Ich nahm mir Zeit für sie und wir fuhren in ein nettes Café etwas außerhalb der Stadt um in Ruhe reden zu können. 

Nach anfänglichen seichteren Themen erzählte sie mir von ihrer Ehe. Ihr Mann lebt in England. Er hat kaum Interesse an ihr und den beiden Söhnen. Natürlich hat auch er eine andere Frau oder Geliebte in England (ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es einem als Frau da gehen muss…). Er beschimpft sie oft. Wenn er da ist, schlägt er sie, auf vor den Kindern. Er überwacht sie eifersüchtig, weiß über seine Familie (bei der sie wohnt) immer Bescheid, wo sie ist. Er teilt in keinster Weise sein Leben mit ihr, erzählt ihr nichts, was er tut, ob er was verdient. Das ist alles seine Sache und geht sie nichts an. Geld sieht sie nicht. Ihr Handy wird von ihm kontrolliert (wie sehr oft von den Männern hier…)

Ich bin sehr traurig, diese Dinge zu hören. Sie hat Tränen in den Augen und fragt mich, was sie denn machen soll. Sie ist zu ihrer Familie gezogen, allerdings ist das auch keine bleibende Lösung. Sie hat sich sogar eine Anwältin genommen, allerdings hat sie Angst, dass diese von ihrem eifersüchtigen Mann und dessen Anwalt eingeschüchtert oder/und bestochen wurde. (Nicht zu wissen, dass der Anwalt, den man bezahlt, auch wirklich für mein recht und gutes Eintritt, das ist schon echt beschissen - aber leider traurige Realität in Albanien.)

Nun will sie von mir wissen, was ich denke, will wissen, ob es ok war, zu gehen. 

Ihre Oma und Tante meinen, sie solle zurück gehen. Das muss man aushalten. (Da ältere Frauen oft selbst sehr viel erlitten und erduldet haben, scheint es mir oft so, als ob es auch nur diesen Weg gibt für sie. Wenn wir das erleiden konnten, dann könnt ihr das auch. - so klingt das jedenfalls oft in meinen Ohren und diese Frauen wirken auf mich sehr erbarmungslos. Haben aber eben auch oft ihre ganz eigene Leidensgeschichte und wurden vom Leben hart gemacht.)

Sie sagen, sie könne doch nicht zulassen, dass die Jungs „auf der großen Straße“ aufwachsen, d.h. ohne festen familären Rahmen, der sie in ihre Grenzen weist. 

Ich sage ihr meine Meinung dazu. Wie ich es auch aus der Bibel verstehe.

Ich weine mit ihr und ich bete für sie. Mehr kann ich nicht tun. 

Am nächsten Tag gebe ich ihr noch eine Karte mit ein paar persönlichen Worten und einem Psalmgebet mit auf den Weg. Und lege diese kostbare, von Gott geliebte Frau in seine Hand. Er wird für ihr Recht sorgen. Er wird eines Tages alles zum Recht bringen. Wird Ungerechtigkeit ausrotten. 

Mein Gebet ist es, dass sie wirklich erlebt, dass Jesus sie liebt, dass sie wertvoll ist, ganz gleich, wie ihr Mann sie behandelt, dass ihr Wert in Gottes Augen liegt, nicht in denen der Welt. Dass er gute Pläne hat mit ihr. 

Das sind meine Gebete für alle Frauen hier und auf der ganzen Welt, die unter solch harten Umständen leben müssen. Ich habe hier hautnah soviel erlebt an Not und Ungerechtigkeit im Leben von Frauen. Aber Gott sieht es auch! Und das beruhigt mich innerlich sehr, dass ich das weiß! 

Bist du zum ersten Mal hier?

Du suchst Orientierung auf dieser Seite? Du willst wissen wer wir sind, oder was wir so machen? Du möchtest einen Überblick über unsere Themen erhalten, dann geh doch auf die Seite unten.
Starte HIER
angle-downenvelopephonemap-markercrossmenu linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram