Sei mir willkommen, lieber Herbst!

von Rahel Fröse am 1. Oktober 2018

Vieles kündigt die neue Jahreszeit an, in der wir leben. 
Da sind die reifen Trauben, die jetzt überall gepflückt und zu Raki verarbeitet werden.

Da sind die unzähligen Kürbisse, die in unserem Garten, oft erhöht auf einem Dachziegel gebunden, hängen. 

Da sind die Blumen, die langsam verblühen und ihren Lebenssaft aufgeben. Mir kommt es so vor, als wäre es gestern gewesen, dass wir diesen unscheinbaren Samen in die Erde legten und jetzt muss ich mit aller Kraft die groß gewachsenen Pflanzen mit samt der Wurzel ausreißen.  

Da ist die warme, tief stehende Sonne am Abend, die sich viel zu schnell ihren Weg hinter unserem Berg bahnt und die Dunkelheit, die sich viel schneller als in Deutschland ausbreitet. 
Da sind unsere Kinder, die erst wieder lernen müssen, Hausschuhe anzuziehen und nicht immer barfuß zu laufen. Da ist eine Mama, die sie immer wieder daran erinnern muss. 
Da ist eine Kühle in der Wohnung, draußen manchmal wärmer als im Haus, eine Zeit des Fließjacken-Tragens im Haus, da es zum heizen noch zu früh ist. 
Da sind die ersten Mandarinen in den überfüllten Körben vor den Geschäften, die Granatäpfel und Kakis.

Da sind die Motorsägen, die man von überall her hört und das kostbare Holz zum heizen klein machen.

All das kündigt den Herbst und den schnell darauf folgenden Winter an. Auch das Wechseln der Klamotten von Sommer auf Winter ist bei einer sechsköpfigen Familie jedes Jahr neu eine nicht zu kleine Aufgabe. Von jetzt auf gleich kann es hier plötzlich richtig kalt werden und das merken wir sehr in unserer nicht isolierten Wohnung. 

Es ist immer auch ein wehmütiger Blick zurück auf die warme Zeit, das draußen sein bis spät, auf dem Balkon essen, auf das blühende Leben auf den Straßen unserer Stadt. Das wird sich bald wieder ändern. Bald wird um 17 Uhr das Leben auf der Straße verschwinden, es wird still, wo Kinder sonst gelacht und gespielt haben. Man muss sich wieder warm anziehen und unser Leben im Haus beschränkt sich auf weniger Platz. 

Doch jetzt will ich von Herzen sagen: Sei mir willkommen, lieber Herbst! Sei willkommen Winter! Ich habe keine Angst vor dir. Ich will dich als einen Freund begrüßen, nicht als einen ungebetenen Gast, den ich möglichst schnell wieder loswerden will, der nicht erwünscht ist. Ich will dich nicht als Feind sehen, mich fürchten oder Dinge befürchten. Ich will ja sagen. Ja zu all den kommenden Veränderungen, die mir hier um ein Vielfaches stärker vorkommen als in Deutschland.

Auch diese Zeit ist von Gott geschaffen. Und ich will mich an ihr freuen. Ich will es in meinem Herzen so entscheiden. Ich will sie bewusst willkommen heißen. Ich will all das, was sie mit sich bringt, annehmen. Mehr noch, ich will mich daran freuen und meine Augen jetzt schon üben, das Schöne in ihr zu sehen. 

Bald wird das, was jetzt noch in üppigem grün dasteht, kahl sein, braun und scheinbar ohne Leben. Bald kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass da mal so pralles Leben geherrscht hat. Bald reiße ich die verdorrten Kürbisranken ab, ernte meinen letzten Basilikum (ihr glaubt nicht, wieviel ich davon in diesem Jahr hatte...). Und in einem halben Jahr kann ich nicht glauben, dass aus so einem kleinen Samenkorn so etwas großes wachsen kann, das wirklich wieder alles grünen und blühen wird.

Doch bis dahin sage ich: Lebe wohl, schöner Sommer! 
Sei mir willkommen, lieber Herbst! Komme als mein Freund, lieber Winter!

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