See in this a chance to die - Eine Gelegenheit zu sterben

von Rahel Fröse am 24. März 2019

Ich erlebe hier im Moment einiges an geistlichem Kampf. Dieser drückt sich in ganz unterschiedlicher Weise aus. Aber meistens sind es Ereignisse, Dinge, die geschehen und die mich entweder entmutigen, wütend machen, resignieren lassen, ärgern, lähmen usw. oder es sind Stimmen in meinem Kopf, die mir einflüstern: Siehst du, euer Dienst bringt nichts. Die Menschen hier werden sich doch nie ändern. Du kannst doch sowieso nichts verändern. Pack lieber deine Sachen und geh. Zieh dich zurück und kümmere dich nicht mehr darum. -

Ich habe mir zuletzt all diese (manche würden sagen menschlichen Stimmen) angehört. Ich habe auf diese Stimmen in meinem inneren gehört. Und ich bin erschrocken. Ich bin erschrocken, weil ich diese Stimmen ganz eindeutig nicht als Stimme Gottes entlarvt habe. Im Gegenteil: diese Stimme ist der Feind, der mit allen Mitteln versucht, mich zu entmutigen und zum aufgeben zu bewegen. Er will, dass ich Bitterkeit und Ärger spüre anstatt Liebe und Annahme. Er will, dass ich mich in verletztem Stolz bade und in Selbstmitleid versinke. Er will mir die Vision für hier nehmen, will alles für umsonst erklären. Er will diesen Geist der Entmutigung in mich pflanzen und ihn Wurzeln schlagen lassen.

Doch ich will das nicht! Ich will mich ganz bewusst dagegen stellen und nein sagen zu diesen Stimmen. Ich will ihnen Gottes Wort entgegen halten. Ich will mich bewusst der Gegenwart Gottes aussetzen und mich mit seiner Wahrheit füllen lassen. 
Gestern war Sonntag. In unserem Treffen mit den Frauen sprachen wir über Epheser 6, die Waffenrüstung Gottes. Was steht da?


„Werdet stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke!Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Listen des Teufels bestehen könnt! (Die List des Teufels ist es so oft, Entmutigung und Bitterkeit in unseren Herzen zu sähen. Sie erscheint uns wie gerechtfertigt...)

Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt.Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes,Damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, Wenn ihr alles ausgerichtet habt,Stehen bleiben könnt!“


Dann passierte am Nachmittag Folgendes: Ich saß mit Nena Rrushe und den Kindern im Garten. Da riefen die Nachbarskinder Nena Rrushe, dass sie ihnen doch den Ball über die Mauer werfen sollte, der beim Spielen zu uns geflogen war. Ich stand auf, nahm den Ball in die Hand und bemerkte (wieder einmal), dass das einer der Bälle war, der bei uns damals im Familienzentrum geklaut worden war. Ich erkannte ihn eindeutig wieder. Es war kein Ball für Kinder zum Spielen, sondern ein Therapie- und Gymnastikball, ein guter und teurer. Die Kinder aus unseren zwei Nachbarhäusern waren damals die Hauptdiebe gewesen, wir hatten sie gestellt und sie waren verpflichtet, dass sie uns alles wieder zurückgeben müssen. So sahen wir von einer Anzeige ab. Dass dieses Versprechen nicht eingehalten wurde, das merken wir immer wieder, wenn wir Dinge von uns rumfliegen sehen.

Nun ja, ich fragte dann, woher sie den Ball hätten und das Ich glaube, dass das einer von unseren ist. Ne, den hätten sie von einem Onkel aus Deutschland bekommen... Ich behielt den Ball und sagte, ich müsse das mit unserer Physio besprechen, sie kennt ihre Bälle. (Es war eindeutig unserer). Ich dachte, dass die Sache für die Kids damit geklärt wäre. Doch etwas später standen sie vor dem Tor und wollten mit mir reden. Eines der Nachbarsmädchen ging für viele Jahre ein und aus bei uns und war fast wie eine Tochter. Bis zu dem Tag, an dem ich sie des Öfteren beim Klauen erwischte und sie auch bei dem Diebstahl im Kinderzentrum beteiligt war.

Jetzt begegnete sie mir in einem ziemlich respektlosen Ton. Ihre Freundin, der angeblich der Ball gehörte, stand nur dabei. Ich sagte an sie gerichtet, dass sie mir ins Gesicht schauen soll und vor Gott bezeugen soll, dass das wirklich ihr Ball ist. Dann würde ich ihn ihr geben. (Ich will ja nun wirklich nicht den Kindern hier die Bälle nehmen, obwohl auch gesagt sei, dass dieses Mädchen aus einer ziemlich reichen Familie stammt, die klauen nun wirklich nicht nötig hätten...). Sie sah mich an und ihr Blick sprach alles. Sie wusste nur zu gut, dass sie gelogen hatte. Sie bekam Tränen in die Augen. Ich nahm sie in den Arm und vergab ihr. 

Dann kam ihre Mutter. Ich kenne sie und eigentlich hatte ich immer einen recht guten Eindruck von ihr. Doch nun kam sie und bestätigte die Lüge der Kinder. (Nur, dass der Ball nicht vom Onkel, sondern jetzt von der Tante aus Deutschland sei, ein Geschenk.) Ich solle mich doch nicht so anstellen, die armen Kinder, und überhaupt, gib jetzt den Ball, ich habe mein Brot im Ofen (das scheint mir der Satz zu sein hier, wenn man sich schnell einer Situation entziehen will).

Ich fühlte mich etwas überfahren. Ich wog schnell in meinem Herzen ab, was ich machen solle. Würde ich es auf einen Krach anlegen, würde ich sagen, nein, ich gebe dir denn Ball nicht, er gehört uns. Deine Kinder haben ihn geklaut! Doch die Frau ist unsere Nachbarin und noch dazu von einer Familie, die einflussreich ist und mit denen ich nicht in einen Streit geraten will. Zumal ist Danny nicht da und ich als Frau bin hier machtlos, wenn sie z.B. ihren Mann zu mir schickt. So gab ich ihr den Ball, mit dem Hinweis, dass Danny nochmal mit ihrem Mann reden wird. 

Ich ging in den Garten zurück. Innerlich kochte ich. Ich war so stinksauer auf diese verlogene Gesellschaft hier. Auf Kinder, die ohne rot zu werden lügen. Auf ein Mädchen, dass ich wie eine Tochter aufgenommen hatte und die mir jetzt respektlos begegnete, auf eine Mutter, die die Lüge ihrer Kinder deckt und mir unser Eigentum entwendet.

Alle möglichen Gedanken kamen in mir hoch. Ich war wütend über diese Ungerechtigkeit. Alles in mir schrie nach Vergeltung: Ich werde sie meiden. Ich schaue sie nicht mehr an. Ich rede nicht mehr mit ihnen. Ich gehe in ihrem Laden nicht mehr einkaufen. - Wieder diese Stimmen! Ein wahrer Kampf in meinem Innern. Würde ich auf sie hören, dann wäre ich wie alle hier. Denn auf diese Weise gehen Beziehungen hier kaputt. Man meidet den anderen, geht nicht mehr in die Geschäfte und Cafés des anderen usw. ich wäre dann sehr kulturangepasst. Das wollen wir doch auch, oder? 

Nein, halt! Ich ging ins Zimmer mit Blick auf die beiden Nachbarhäuser. Ich war den Tränen nahe. Was sollte ich tun? Ich verstand ziemlich schnell, dass Jesus von mir wollte, dass ich diese Menschen da unten segne. Dass ich für sie bete. Dass Gott sie selbst überführt und ihnen keine Ruhe lässt. Aber auch für mein Herz. Oh Herr, ich bin so wütend. Ich finde es so ungerecht. Wie konnte ich nur den Ball hergeben (hier ging es um viel mehr als nur einen Ball...). Ich fühle mich verletzt. Auch in meinem Stolz. Ich sehne mich nach Wiedergutmachung. Möchte mich wehren, möchte noch so viele Sätze sagen und Sachen klar stellen.

Aber ich weiß, dass das nicht das ist, was ich tun soll. Ich soll segnen und anders handeln. Ich soll den unteren Weg gehen und es Gott überlassen. Aber soll man nicht Wahrheit ans Licht bringen, Ungerechtigkeit klar benennen, Diebstahl nicht gutheißen durch Schweigen und Gewähren lassen?
Ich merke, wie ich innerlich ruhiger werde. Wie ich selbst Vergebung suche für meine lieblosen Gedanken und Worte. 
Und ich denke an einen Satz von Amy Carmichael, der mich schon vor vielen Jahren stark getroffen hat: „See in this, a chance to die.“ (Sehe in dem (einer widerfahrenen Ungerechtigkeit) eine Möglichkeit, um zu sterben)

Und dann steht da noch: „Sehe in dem - in dieser Provokation, dieser Zurechtweisung, die nicht sein durfte, eine Gelegenheit, um zu sterben. Deinem selbst und dem Stolz, der aufkommt, wenn man sich verteidigen will. Sehe in allem - in allem, dass in dir auf deine Rechte beharren will, sehe in dem eine Gelegenheit, um zu sterben. Heiße alles willkommen, was dich zu deiner wahren Stellung ruft: „Ich bin mit Christus gekreuzigt.“ (Galater 2,20)“

Ich möchte in meiner Reaktion einen Unterschied machen. Ich will nicht gleiches mit gleichen vergelten. Ich will Liebe üben, ich will vergeben, ich will barmherzig sein. Wie könnten sie auch anders hier handeln. Sie haben nicht den Geist Gottes. Sünde sollte uns in einer sündenbeladenen Welt nicht verwundern. Sie ist das normale. Doch unsere Reaktion darauf, das sollte nicht das normale sein.
Diesen Weg will ich gehen. Mit Gottes Hilfe und seiner Kraft. Ich will durch mein anderes Verhalten ein Zeugnis sein für unseren Gott. Es ist nicht leicht; sterben ist nicht leicht. Aber es ist Gottes Weg für uns als seine Kinder und Nachfolger.  Er selbst ist uns diesen Weg vorausgegangen.

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