Plötzlich sind sie einfach weg - von der Flüchtlingskrise in unserer Stadt

von Danny Fröse am 11. Februar 2015

Die Flüchtlingsnot in unsrer Zeit ist immer wieder ein aktuelles Thema in den Medien. Der Durchschnittsdeutsche hat meistens jedoch wenig mit diesem Thema zu tun. Wir gehen davon aus, dass du auch zu diesen Menschen gehörst.

Wir dagegen haben immer wieder mit dieser Flüchtlingskrise zu tun. Dabei geht es nicht um Menschen, die eingepfercht auf irgendwelchen Kuttern nach Italien reisen wollen, sondern um junge Männer, die sich auf verschiedensten Wegen auf den Weg nach England machen.

(Spiegel Online berichtet in dem Artikel Exodus aus dem Kosovo aktuell von der Not im Nachbarland. Die Beschreibung passt genauso auf unsere Situation in Krume.)

Die Flucht in ein "besseres Leben"

Hunderte, wenn nicht sogar tausende junge Männer sind im Laufe der Zeit aus Krume illegal nach England gereist, um dort, meistens in London, ein neues Leben zu beginnen.

Manche von diesen Männern bekommen irgendwann gültige Papiere und können dann beruhigt wieder nach Krume reisen. Zu Neujahr und im Sommer sieht man dann die dicksten Karren in Krume herumfahren.

Was beim Anblick von solchen Autos in den Gedanken der jungen Männer aus Krume vorgeht, will ich nicht wissen.

Die meisten der jungen Albaner arbeiten auf dem Bau oder in Waschanlagen.

Der tägliche Wahnsinn

Anfang letztes Jahres erlebte ich, wie unser Schmied einfach verschwand. Im Oktober dann rief ich meinen Friseur an. Ich hatte ihm hochwertige Haarcreme aus Deutschland besorgt und wollte sie ihm geben. Als ich ihn dann erreichte, war er gerade auf dem Weg aus Albanien nach England.

Eine andere Bekannte verbrachte mehrere Wochen in Frankreich. Drei Versuche illegal nach England einzureisen waren gescheitert. Beim vierten Versuch schaffte sie es dann als blinder Passagier in einem Auto versteckt, das per Autotransporter eingeführt wurde.

Zwei aktuelle Fälle

An der Weihnachtsfeier vom Fitnessstudio waren Fred und Luke (Namen geändert) noch mit von der Partie. Doch letzte Woche habe ich erfahren, dass sie es auch nach England geschafft haben.

Zwei, drei Tage zuvor trainierte Fred noch bei mir im Fitness. Und dann verschwindet er einfach nach England. Um diese Flucht zu finanzieren hat er seinen Golf 4 verkauft. Auf welchem Weg er es geschafft hat, weiß ich nicht.

Luke dagegen hat sich für wenig Geld in Italien einen Pass fälschen lassen und ist dann von Mailand nach London geflogen. Hört sich ziemlich easy an, aber was der für Ängste bei der Passkontrolle ausgestanden hat, will ich nicht wissen.

Das erste, was diese Jungs dann machen, ist bei Facebook ein Bild zu posten, welches beweist, dass sie es geschafft haben.

Die, die zurück bleiben

Zurück bleiben Freunde in Krume, die nun einen weiteren Weggefährten verloren haben. Als ich mit den anderen Jungs darüber sprach, versuchte ich herauszufinden, was sie empfinden.

Einer sprach von Wut, weil er nun einen Freund verloren hatte. Der andere brachte einfach nur seine Resignation zum Ausdruck, in dem er sagte: "Danny, was sollen wir denn machen? Hier gibt es einfach keine Perspektiven für uns."

Ich stellte mir nur vor, wie es wäre, wenn andere meiner Jungs einfach weggingen. Ich stand den zwei oben genannten nicht sehr nahe. Aber es gibt andere Jungs, mit denen ich schon viel Zeit verbracht habe.

Ich fragte: "Was soll ich darüber denken? Seid ihr auch einfach irgendwann weg ohne Tschüss zu sagen?" Ich erhielt keine Antwort.

Sie machten mir nur klar: Jeder hier würde sich sofort auf den Weg machen, wenn er das nötige Geld dafür hätte.

Was mir bleibt

Ich weiß nicht, wann wieder mal einer einfach weg ist. Ich weiß nur, ich muss die Zeit nutzen, solange sie da sind.

Wenn ich mich jetzt nicht investiere in das Leben dieser Jungs, wird es mir irgendwann nicht mehr möglich sein. Wenn ich ihnen jetzt nicht Jesus bringe, dann werden sie vielleicht nie von ihm hören.

Ich will mich also herausfordern lassen von dieser Tatsache. Ich will die Not und Dringlichkeit meines Auftrags erkennen und dementsprechend leben.

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