Muttersein und was es mich gelehrt hat

von Rahel Fröse am 14. Mai 2017

Nun sitze ich auf dem Sofa nach einem vollen Tag. Einem Muttertag!

Es ist still geworden in dem sonst so lauten Haus. Die Kinder schlafen. Endlich, will man fast sagen. Ich liebe meine Kinder sehr. Ich liebe sie. Aber ich liebe auch die Stille und die Zeit mal nur für mich.

Muttertag. Hier in Albanien wurde dieser Tag schon im März gefeiert. So war ich heute die einzige Mutter in unserer ganzen Region, die liebevoll gewürdigt wurde.

Es ist schön, von den Kindern bunte Gemälde zu bekommen, auf dem "Mama, ich liebe dich!" selbst geschrieben steht. Es erwärmt mein Herz und freut mich, wenn sie mich küssen, umarmen, lieben. Wenn sie strahlen, fröhlich sind und sich ihres Lebens freuen.

Doch leider ist der Alltag meines Mutterseins nicht immer so. Zwar schon immer bunt, da das Leben hier in Albanien überhaupt keine Langeweile aufkommen lässt. Aber doch auch oft einsam. Oft bin ich müde, manchmal auch verzweifelt. Manchmal bin ich schon am frühen morgen genervt, wenn mich die Lautstärke im Haus überwältigt.

Ich bin ein Mensch, der viel Ruhe und Stille braucht und bisher immer gesucht und meistens gefunden hat. Unzählige Stunden habe ich allein im Wald, auf Spaziergängen, auf Bänken verbracht. Gott, meine Gedanken und ich.

Mutter zu werden war für mich die radikalste Veränderung in meinem Leben. Da ist der Umzug nach Albanien noch ein kleines dagegen.

Nichts hat mich mehr an meine Grenzen geführt

Man meint ja, man kenne seine Grenzen. Manche können keine Grenzen setzen, andere setzen zu viele, wieder andere wissen gar nicht, von was ich rede. Ich dachte immer, ich kenne meine Grenzen gut. Bis hierher und nicht weiter. Ja, ich meinte mein Leben gut im Griff zu haben. Doch dann kamen meine lieben Kinder. Und mit ihnen ein großer Segen, und eine große Herausforderung zugleich.

Nach unserem Umzug nach Albanien, unser Großer war zwei Jahre alt, erlebte ich ein sehr schweres Jahr. Nicht, weil ich einen Kulturschock erlebte, sondern weil Gideon einen hatte. In dieser Zeit habe ich die meiste Kraft und Energie in meinen Sohn gesteckt. Es war ein hartes Jahr. Es war ein tränenreiches Jahr. Ich verstand oft nicht, warum Gott mir das nun auch noch zumutet. Ein Umzug in ein fremdes Land ist doch genug. Ich war oft am Ende. Am Ende meiner Kraft, meiner Hoffnung, meiner Liebe. Am Boden. Völlig an meine Grenzen gestoßen. Sehr schmerzhaft.

Nichts hat mir mehr offenbart, wer ich bin

In dieser Zeit habe ich viel gelernt über mich. Dieser Zusammenprall mit meinen Grenzen und das schmerzhafte Überwinden von eben diesen, offenbarte mir viel von mir. Meine innere Not und Verzweiflung, mein nicht wissen, wie ich mich Verhalten soll, meine Unfähigkeit, meinen Sohn zu verstehen, all das war wie ein Spiegel vor mir. Rahel. Du hast nicht alles im Griff. Rahel, in dir steckt ebenso die Sünde. Rahel, du kannst nicht anders, du brauchst Jesus! Du brauchst Gnade für dein dich selbst verurteilendes Herz.

Nichts hat mich mehr über die Gnade Jesu gelehrt

Gnade. Was für ein Wort. Was für ein großes Wort. Was für ein großartiges Wort. Gnade. Was ist Gnade? Was bedeutet Gnade für mich? Je länger ich in dieser schwierigen Phase steckte, desto mehr offenbarte sich mir die Bedeutung von Gnade.

Allein deine Gnade genügt, so singen wir oft. So habe ich oft gesungen. Doch ich wusste nicht, was Gnade eigentlich ist, bis ich zerschlagen auf dem Boden lag und keinen Ausweg mehr sah. Keine Tränen mehr, ein müdes Herz. Hoffnungslosigkeit.

Da kommt die Gnade Jesu. Leise. Doch klar und immer klarer. Tiefer, bis an mein zerrüttetes Herz. Jesu Worte der Gnade in mein Versagen, in meine Unfähigkeit, in meine Hilflosigkeit. Gnade ist ausgesprochen über mich und über meinen Kindern!

Das hat mir immer wieder Mut gemacht, aufzustehen und weiterzumachen. Nichts anderes, als diese Gnade. Wir müssen gebrochen sein, damit sie durchdringen kann, das habe ich gelernt. Gnade, die da ist. Immer. Weil Jesus alles für mich getan hat. Ich bin geliebt nicht wegen meiner Leistung. Jesu Liebe für mich ist in ihm selbst gegründet.  Nichts kann sie hindern oder vermindern.

Nichts hat mich mehr gelehrt, alles Jesus zu überlassen

Viel zu oft habe ich gedacht, die Dinge liegen in meinen Händen. Ich plane, organisiere und klar, ich bete auch. Aber irgendwie habe ich doch die Kontrolle.

Was es heißt, etwas wirklich an Jesus abzugeben mit allem, was damit zusammenhängt, das lerne ich erst jetzt.

Meine Kinder sind mir anvertraut. Ich liebe sie und will ihr Bestes! Doch ich habe gelernt und bin immer noch voll dabei, dass ich sie abgeben muss. Abgeben darf. Die Sorge könnte mich sonst auffressen.

Wir leben in Albanien. Es ist ein armes Land. Sehr arm im Vergleich zu unserer Heimat.

Vieles kann ich meinen Kindern hier nicht "bieten". Manchmal kommen da Ängste in mir hoch: werden sie sich gut entfalten können, gut in der Schule zurecht kommen, fördere ich sie genug? Sie haben keine christlichen Freunde, sie können in keine Vereine gehen, da es diese hier nicht gibt, kein Fußball, kein Ballett, kein Reiten...

Enthalte ich meinen Kindern etwas vor. War der Schritt hierher vielleicht falsch, da negativ für meine Kinder?

Ja, das sind Fragen, die mich beschäftigen. Fragen, die der Teufel manchmal nutzt, um Zweifel in mir zu schüren: Meint es Gott wirklich gut mit euch? Mit dir und deinen Kindern? Wäre es nicht besser, ein ganz normales Leben zu führen?

Es sind letztendlich die gleichen Lügen, die wir Menschen schon im Garten Eden gehört haben. Meint es Gott wirklich gut mit mir und mit meinen Kindern?

Es ist immer wieder ein Kampf, gegen diese Lügen anzugehen. Ein Kampf, dem unglaublicher Friede folgt, wenn er gekämpft und gewonnen ist.

In einem Lied heißt es, dass wir die Lügen mit der Wahrheit bekämpfen und diese in die Dunkelheit hinaus rufen müssen. In die Dunkelheit, die unseren Blick auf Jesus verhindern will.

Ich bin dabei, immer mehr abzugeben. Immer mehr und immer wieder. Meine Sorgen und Ängste bei Jesus lassen, denn er ist besorgt um mich und uns. (1.Petrus 5,7)

Es gibt noch so viel mehr, was Gott mich gelehrt hat, in dem er mich zur Mutter gemacht hat. Ich bin so dankbar dafür. Ja, Kinder sind ein Segen Gottes. Mutter sein zu dürfen ist ein Segen Gottes. Auch wenn es mir nicht immer so vor kommt.

In diesem Sinne: Frohen Muttertag!

P.S. Im Laufe der Zeit ist vieles viel einfacher geworden. Die Kinder haben hier ihr Zuhause gefunden und fühlen sich wohl. Wir konnten schon einige schwierige Phasen mit Jesu Hilfe überwinden. Wir erleben ganz viel Freude und Schönes mit unseren wunderbaren Kindern. Darüber schreibe ich in meinem anderen Artikel. 🙂

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