Ich sehne mich im Moment wieder sehr nach einer intensiven und intimen Beziehung zu meinem himmlischen Vater.
Manchmal schiebe ich meine Kinder vor und denke: das ist vielleicht jetzt in diesem Abschnitt meines Lebens nicht möglich. Wo habe ich schon Zeiten der Ruhe und der Konzentration. Morgens bin ich zu müde und abends, sobald ich etwas runter fahre und nur 5 Minuten in einem Buch lese, schlafe ich ein. Mein Körper will nicht, wie mein Geist will. Und am Tag... da scheint alles noch schwieriger und von Stille ist weit und breit nichts zu hören.
Das habe ich mir oft eingeredet. Aber nein. Das kann nicht sein. Gerade in dieser herausfordernden Phase meines Lebens brauche ich diese Beziehung zu Gott umso mehr. Ich brauche es nicht nur, ich sehne mich danach. Ich sehne mich nach mehr. Ich sehne mich danach, ihn wieder mehr zu erleben und zu erfahren. Wie er mein Herz füllt und ich wieder neu angesteckt werde von seiner Liebe zu mir.
Ich sehne mich danach, dass mein Gebetsleben wieder auflebt. Ich will mich neu aufmachen. Das Leben eines Christen besteht wohl hauptsächlich darin: Immer wieder neu anzufangen. Nicht müde zu werden, wieder zu beginnen, wieder neu mein Leben Ihm geben, wieder neu bekennen, wo man sich verrannt hat, wo man sich hat einlullen lassen von allem möglichen nur nicht von Gott. Ich will, dass Gott mein Herz wieder zu sich zurück holt. Ich will wieder in ihm ruhen und trotz viel Unruhe von außen, innen einen tiefen Frieden spüren. Das will ich.
Und dazu habe ich mir ein Buch aus dem Regal gezogen, das wir schon lange haben und dass ich schon vor etwa sieben Jahren zuletzt ganz gelesen habe. Und ich weiß noch, wie es mich damals berührt hat. Es ist ein Buch über Gebet und heißt:
„A Praying Life - Connecting with God in a distracting World“ von Paul E. Miller.
Das schön ist, dass es dieses Buch jetzt auch auf deutsch gibt, wie ich gesehen habe.
Wie Sie in jeder Lebenslage mit Gott im Gespräch bleiben
Ich empfehle dieses Buch sehr. Der Autor schreibt authentisch über sein eigenes Leben und macht echt Mut seinem Gebetsleben neues Leben und neue Frisch zu verleihen. Im folgenden Artikel findest du einige Zitate aus dem Buch. Diese sind jedoch in Englisch, weil wir das Buch nur in englisch vorliegen haben. Aber vielleicht macht es dir Mut dieses Buch auf deutsch zu lesen.
Der Autor schreibt so ehrlich und so oft denke ich: genau so ist es. Und es ist irgendwie heilsam zu sehen, dass es nicht nur mir so zu gehen scheint:
„Most christians feel frustrated when it comes to prayer!“ (S. 16)
„Prayer exposes how self-preoccupied we are and uncovers our doubts. It was easier on our faith not to pray. After only a few minutes, our prayer is in shambles. Barely out of the starting gate, we collapse on the sidelines - cynical, guilty and hopeless.“ (S.15)
Das klingt nach mir, so oft in den Zeiten, in denen ich beten möchte, länger als ein kurzes Stoßgebet. Manchmal habe ich den Eindruck, ich muss es wieder neu lernen. Neu lernen, zu Gott zu kommen und bei ihm zu sein. Doch was tun? Wie geht es nach dieser doch eher desillusionierten Einleitung weiter, nach dieser harten Realität, in der ich mich befinde und wahrscheinlich viele andere auch?
Das erste Kapitel ist überschrieben mit „Learning to pray like a child“ (Lerne wie ein Kind zu beten). Ein Abschnitt, der dann kommt, hat mich besonders berührt und irgendwie auch aufgerüttelt. Er ist überschrieben mit „come messy“ (komme unordentlich):
„The difficulty of coming just as we are is that we are messy. And prayer makes it worse. When we slow down to pray, we are immediately confronted with how unspiritual we are, with how difficult it is to concentrate on God. We don’t know how bad we are until we try to be good. Nothing exposes our selfishness and spiritual powerlessness like prayer.
In contrast, little children never get frozen by their selfishness. Like the disciples, they come just as they are, totally self absorbed. They seldom get it right. As parents of friends, we know all that. In fact, we are delighted (most of the time) to find out what is on their little hearts. We don’t scold them for being self absorbed or fearful. That is just who they are.
God also cheers when we come to him with our wobbling, unsteady prayers. Jesus does not say, „Come to me, all you who have learned how to concentrate in prayer, whose minds no longer wander, and I will give you rest.“ No, Jesus opens his arms to his needy children and says, „Come to me, all who are weary and heavy-laden and I will give you rest.“ (Matthew 11,28) The criteria for coming to Jesus is weariness. Come overwhelmed with life. Come with your wandering mind. Come messy.
What does it feel like to be weary? You have trouble concentrating. The problems of the day are like claws in your brain. You feel pummeled by life.
What does heavy-laden feel like? Same thing. You have so many problems you don’t even know where to start. You can’t do life on your own anymore. Jesus wants you to come to him that way! Your weariness drives you to him.
Don’t try to get the prayer right; just tell God where you are and what’s on your mind. That’s what little children do. The come as they are, runny noses and all. Like the disciples, they just say what is on their minds. (S.31-32)
Der Autor hat so recht. Weil ich es oft nicht schaffe, mich auf Gott zu konzentrieren, alles andere auszuschalten und vor ihm zu sein, weil ich genau das nicht schaffe, bin ich so oft schon nach wenigen Minuten frustriert, dann fühle ich mich schuldig, als schlechter Christ und lasse es und mache lieber die nächste Arbeit.
Aber genau das will Jesus nicht. Er lädt uns zu sich ein, genau wie wir sind, genau so, wie ich mich gerade fühle. Mit allem, was auf meinem Herzen lastet. Ich muss ihm nichts vorspielen, er erforscht ja mein Herz bis in die tiefste Tiefe, er kennt es viel besser als ich. Aber ich muss es zulassen. Mich vor ihn stellen, wir ich bin. Völlig messy (ich mag dieses Wort; irgendwie finde ich das deutsche Wort unordentlich nicht so aussagekräftig 🙂
Ich möchte mich wieder neu darauf einlassen. Ich möchte wieder neu lernen, wie ein Kind zu Jesus zu kommen, mit meiner laufenden Nase, unperfekt, sündig, müde und abgekämpft. Genau solche Menschen lädt Jesus ein, in seine heilsame Gegenwart zu kommen. Hab keine Angst: Come messy!