10 nachvollziehbare Gründe für Albaner in Deutschland Asyl zu beantragen

Jeder spricht darüber. Ob hier in unserer Stadt oder in den deutschen Medien. Es gibt nur ein Thema: Die Flüchtlingskrise.

Deutschland hat die meisten Asylbewerber seit 1992 zu verzeichnen. Jeden Tag kommen Tausende von Menschen nach Deutschland, um dort Zuflucht zu suchen. Ein Großteil dieser Flüchtlinge stammt aus den Balkanländern, vor allem aus dem Kosovo und Albanien.

Die Menschen aus Albanien strömen nur so nach Deutschland. Natürlich gehören dazu auch viele aus Has, der ärmsten Region, in der wir leben. Erst am Freitag teilte Ahmet mir mit, dass in den letzten zwei Tagen 200 Menschen aus Has nach Deutschland gegangen seien.

Doch was treibt diese Leute an? Wie kommen sie dazu ihr Leben hier aufzugeben um in Deutschland Asyl zu beantragen?

Gründe dafür gibt es natürlich reichlich. Damit du ein wenig besser verstehen kannst, was die Leute bewegt, habe ich mal ein paar Punkte zusammengefasst.

Die ersten drei Erklärungen haben mit der Situation in Deutschland zu tun. Um den Flüchtlingsstrom in den Griff zu bekommen, müssen diese Punkte schnellstens geändert werden.

1. Die lange Bearbeitungszeit der Anträge.

Hierin liegt wahrscheinlich die Haupterklärung, wie es möglich ist, dass Menschen aus Albanien monate- bis jahrelang in Deutschland leben können, obwohl ihnen die Hilfsleistungen gar nicht zustehen. Die sehr lange Bearbeitungsdauer der Anträge, mit anschließender Verzögerung der Abschiebung ermuntert immer mehr Leute, sich auf den Weg zu machen. Schließlich ist noch keiner von den Menschen zurückgekehrt, die sich bis jetzt auf den Weg gemacht haben, sagen die Leute mir immer. Würden die Menschen nach Prüfung ihrer Herkunft umgehend zurückgeschickt, wäre der Strom längst abgeebbt.

2. Die großzügige Versorgung der Flüchtlinge.

Die Sozialleistungen für die Flüchtlinge, denen die Leistungen zustehen, sind in meinen Augen angemessen. Nun ist es aber so, dass auch Menschen, die hier in Albanien Arbeit hatten und eine schöne Wohnung zurückgelassen haben, in Deutschland eine Wohnung, Essen und sogar ein Taschengeld bekommen. Diejenigen mit denen ich hier rede, machen mir immer wieder deutlich, wie schön solch ein Leben ist, bei dem man all diese Dinge bekommt, ohne zu arbeiten. Von manchen habe ich sogar gehört, dass sie das Geld, dass sie in Deutschland bekommen nach Albanien schicken, um es hier auf dem Konto zu parken.

3. Die positiven Meldungen derer, die schon in Deutschland sind.

Scheinbar geht es den albanischen Flüchtlingen ganz gut in Deutschland. Obwohl ich erst heute in den Nachrichten gehört habe, dass in Dresden eine Zeltstadt für Flüchtlinge aus Syrien errichtet wurde. Wenn Albaner in Zelten leben müssten, würden sie wahrscheinlich niemandem erzählen, wie schön das Leben in Deutschland ist. Die Nachrichten die aus Deutschland kommen haben immer den gleichen Inhalt. Man bekommt ein Haus, zu Essen, 300 Euro und die Kinder gehen sogar in die Schule.

4. Die Hoffnung auf ein besseres Leben.

Flüchtlinge aus Albanien sind nicht verfolgt und müssen sich vor nichts fürchten. Es ist die wirtschaftliche Not, vor der sie fliehen. Diese ist zwar kein Grund um in Deutschland Asyl gewährt zu bekommen, aber davon wissen die wenigsten. Die Menschen sind einfach gefrustet über die Lebensbedingungen. Der Existenzkampf, den die Menschen hier kämpfen müssen, hat viele einfach müde gemacht. Die allermeisten Menschen hoffen auf ein besseres Leben in Deutschland.

5. Die hohe Arbeitslosigkeit.

Darunter leiden besonders in unserer Region ganz viele Familien. Die Hilfsleistungen vom Staat sind so gering, dass man davon noch nicht einmal die Stromrechnung bezahlen kann. Es gibt einfach viel zu wenig Arbeit, für all die arbeitsfähigen Männer. Daran wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern. Das schlimmste ist, dass selbst die jungen Menschen mit viel Potenzial keine Chance auf Arbeit haben.

6. Die hohen Lebenshaltungskosten.

Hierunter leiden selbst die, die Arbeit haben. Denn der durchschnittliche Monatslohn beträgt 200–250 Euro. Dies klingt zuerst mal nicht wenig, wenn man jedoch bedenkt, dass die Steuer für ein älteres Auto allein 250 Euro kostet, oder der Liter Benzin nicht viel weniger als in Deutschland, dann merkt man, dass die Leute einfach viel weniger Geld zu Leben haben. Das zerrt natürlich an den Nerven.

7. Das korrupte Staatswesen.

Auch wenn ich nicht weiß, wie korrupt es zugeht in der Verwaltung, so habe ich erst letzte Woche von zwei Fällen erfahren, in denen Bekannte unter Korruption gelitten haben. Jeder in Albanien schmiert die TÜV-Beamten, um durch den TÜV zu kommen. Shaban unserer Vermieter zahlte ganze 35 Euro, und doch ließ man ihn durchfallen. Eine andere Freundin legte letzte Woche zum wiederholten Male eine Mathe-Prüfung ab. Sie fiel mal wieder durch, weil sie dem Professor kein Geld zugesteckt hatte. Diese Ungerechtigkeit, an der sich die aller meisten Albaner beteiligen, macht die meisten aber ebenso müde.

8. Die schlechten Perspektiven für Kinder.

Leider ist die Schulbildung hier ganz schlecht. Die allermeisten Schüler können selbst nach dem Abitur kein vernünftiges Englisch. Auch wenn ein Kind begabt ist und gute Noten nach Hause bringt, heißt das noch nichts. Selbst ein guter Abschluss an der Universität heißt nicht, dass man danach eine gute Jobchance hat. Ob man eine Arbeit bekommt, hängt hier in Albanien, nur ganz gering von dem Abschluss ab. Viel wichtiger sind Beziehungen und Parteizugehörigkeit um eine Arbeit zu bekommen.

9. Die schlechte Gesundheitsversorgung.

Du kannst dir nicht vorstellen, was es bedeutet in Albanien auf die Hilfe von Ärzten und Pflegepersonal angewiesen zu sein. Auch die Menschen in Albanien sind sich bewusst, wie schlecht das Gesundheitswesen ist. Die Zustände in den Krankenhäusern sind teilweise unbeschreiblich. Wenn die Menschen eine Operation brauchen, müssen sie erstmal richtig Geld auf den Tisch legen, bevor man Ihnen hilft. Wer will es den Menschen verdenken, wenn sie genug haben von dieser Situation und nach Deutschland fliehen.

10. Die Situation, die sich nicht ändert.

Leider gibt es für die Menschen keinen Grund zu hoffen, dass sich ihre Situation ändert. Besonders unsere strukturschwache Has-Region ist hoffnungslos. Wirtschaftlich, wie politisch ändert sich kaum etwas. Zwar wechseln die Regierungsparteien alle paar Jahre, aber sonst ändert sich nichts. Zwar werden hier und da Straßen gebaut und Schulen renoviert, aber die Perspektiven der Menschen ändern sich nicht.

Abschließend halten wir fest, dass keiner dieser 10 Punkte Grund genug ist, um einen Asylantrag in Deutschland gestattet zu bekommen. Jedoch kann ich jeden einzelnen dieser Punkte nachvollziehen.

Ich habe vollstes Verständnis für diejenigen, die in meinem Heimatland Zuflucht suchen. Und ich trauere jetzt schon mit all denen, die bald zurückkommen werden, weil Deutschland sie wieder zurückschickt.

Möge Jesus uns dann gebrauchen um diese Menschen aufzufangen.

 

Wenn dein Haus ein Tierpark ist ...

Leben in der Mission bedeutet auch leben mit allem möglichen Getier, das man in Deutschland nicht kennt. Hier in Albanien haben wir schon so manches Mal Bekanntschaft mit irgendwelchen sonderbaren Geschöpfen gemacht.

Aber im Großen und Ganzen kommen wir gut zurecht mit den Zuständen in Albanien. Als wir zum Beispiel unsere Wohnung bezogen, mussten wir nicht erst Bekanntschaft machen, mit ekelhaften und kriechenden Vormietern. Ganz anders erging es Freunden von uns, die in Südostasien ihr neues Haus bezogen. In ihrer letzten Rundmail schilderten sie ihren Lesern auf kreative und erschreckende Weise mit welchen Tieren sie alles zusammen leben.

Wir fanden diesen Beitrag so gut, dass wir die Erlaubnis erbaten diesen Text auf unserer Webseite zu veröffentlichen. Hier folgt nun der Bericht.

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Begrüßt wurden wir in unserem neu angemieteten Tierpark am ersten Abend nämlich, von einer kleinen, grünen Schlange, die gerade damit beschäftigt war ihre Giftzähne in eine fette Kröte zu rammen. Wir waren so fasziniert, wie diese kleine Schlange nach kurzem Todeskampf zu einem mehrminütigen Herunterwürgen der ungücklichen und vom Durchmesser her mindestens vier mal so dicken Kröte ansetze, dass wir keine Fotos gemacht haben.

Für unsere Hausratte ist der letzte Ausflug sprichwörtlich dumm gelaufen. Sie ist in unsere Waschschüssel gefallen und kam nicht mehr raus. Dieses Problem haben die Kröten in unserer Küche nicht, die können Wasser wunderbar ab und geben bei jedem Regen ein zufriedenes Quakkonzert von sich. Sie müssen sich aber immer etwas von den Echsen hüten, die hinter unserem Haus herum schleichen.

Die Riesenfledermaus in der Küche ist ein Gerücht, dass meine Frau in Umlauf gebracht hat. Ich habe sie nicht gesehen! Aber auf kräftiges Bitten meiner Frau habe ich mich notgedrungen dazu durch gerungen, die schwangere Vogelspinne aus unserer Dusche und die Skorpionmama mit ihren 14 Zöglingen aus unserem Klo vor die Tür zu setzen.

Als der Skorpionpapa seine Süße dann eine Stunde später nicht mehr gefunden hat, war er stinksauer, ist mit hochaufgestelltem Giftstachel rum gezogen, hat die friedlichen Kakerlaken aufgescheucht - und wurde dann ebenfalls nach draußen befördert.

Warum ich das tun sollte, verstehe ich immer noch nicht ganz, so unaufdringliche, faszinierende Tiere, die dann auch noch unerwünschtes Kriechgetier plattmachen sind doch echt praktisch und man spart sich das Terrarium.

Naja, nach einem Monat ist aus dem graziösen, leicht angeekelten Um-die-Kakerlaken-herum-tanzen beim nächtlichen Toilettengang mit Taschenlampe ein ambitioniertes, sportliches Erwisch-ich-die-Nächste-auch-noch-Hüpfen geworden. Und die Killersprühdose hat dann den Rest erledigt... zumindest für zwei Wochen.

Und wie am Ende jeder Dokusoap gibt es auch hier gute Nachrichten: Die Kröten, die in unserer Küche wohnten, ließen sich durch das Streichen (und Anstreichen - eine läuft jetzt mit einem feschen, gelben Zierstreifen auf dem Rücken herum - he he) nicht abschrecken und sind wieder eingezogen.

Die ausgewiesene Spinnenmama hat ihren Nachwuchs mittlerweile bekommen. Und obwohl wir nichts mehr von der Mama gesehen haben, fühlt sich der Nachwuchs in unserer Dusche wieder ganz wohl. Und natürlich darf ein dramatisches, offenes Ende nicht fehlen:  Die Skorpionmama haben wir nicht mehr gesehen. Noch nicht...

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Eine Frage an dich: Wieviel wärest du bereit zu ertragen, wenn Jesus dich ruft? Glaubst du an die Macht Jesu, die dich befähigen könnte so etwas zu ertragen?

Von asylsuchenden Albanern und meinen Gedanken dazu

“Ich packe meine Sachen und gehe mit meiner Familie so schnell wie möglich nach Deutschland, um dort Asyl zu beantragen,” sagte mein Friseur mir heute morgen, während er mir die Haare schnitt.

Ich sagte nur: “Bloß nicht. Das bringt nichts.”

Dieses Gespräch war nur die Spitze von verschiedenen Gesprächen und Infos die mich in den letzten Tagen erreicht haben. Die letzte Nacht konnte ich kaum schlafen, weil mir diese Thematik so nahe geht.

Albaner gehen in Scharen nach Deutschland um dort Asyl zu beantragen. 

Sie wollen damit der wirtschaftlichen Hoffnungslosigkeit entfliehen, unter der hier die allermeisten Menschen leiden.

Das weit verbreitete Gerücht

Die Statistik des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge führt deutliche Zahlen auf, die genau dem entsprechen, was wir immer wieder gehört haben. Mit einer wehenden Hand haben mir Gesprächspartner immer wieder verdeutlicht, wie viele Menschen schon nach Deutschland gegangen sind.
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Aus unserer Nachbarstadt Kukes, sind in den letzten Monaten an die 100 Familien nach Deutschland gereist. Auch ein christliches Ehepaar aus der Gemeinde dort, hat sich auf den Weg gemacht, nachdem sie ihre Arbeitsstelle gekündigt hatten.

Aus unserer Stadt Krume gehen wohl auch immer mehr Menschen. Mein Friseur sagte mir, dass in der letzten Nacht 4 Familien losgezogen seien, um Asyl in Deutschland zu suchen.

Motiviert werden die Menschen durch das Gerücht, dass man in Deutschland Asyl bekommen kann. Man bekommt sogar ein “Haus”, etwas zu Essen und ein Taschengeld. Das zumindest sind die Infos, die die Menschen aus Deutschland erreichen.

Das falsch verstandene Asylrecht

Asyl bekommen alle Menschen, die politisch verfolgt werden. Hierzu zählen natürlich vor allem Menschen aus Kriegsgebieten, wie Syrien und dem Irak. Es ist demnach gar nicht möglich, dass Menschen aus Albanien einen Asylantrag gestattet bekommen. Den Albanien gehört nach allen Kriterien zu einem sicheren Herkunftsland, auch wenn es so noch nicht deklariert ist.

Da der deutsche Staat aber jeden anhört, der einen Asylantrag stellt, werden auch die Menschen aus Albanien erstmal versorgt mit allem, was sie brauchen. Sie bekommen eine Unterkunft, Verpflegung und auch ein Taschengeld. (Hierzu las ich gestern einen interessanten Artikel.)

Möglicherweise befinden sich die meisten Albaner gerade in dieser Warteschleife, die sich im Durchschnitt 7 Monate lang hinzieht. So lange dauert die Bearbeitung eines Asylantrages. Danach bleibt abgelehnten Bewerbern nichts anderes als die Abschiebung in ihr Heimatland.

Ich sagte deswegen meinem Friseur: “Die kommen alle wieder zurück” (die 100 Familien aus der Nachbarstadt). Er sagte daraufhin: “Bis jetzt ist keiner wieder gekommen”.

Die anderen, die wirklich Hilfe nötig haben

Wenn ich mir die Statistik aus dem Monat Mai anschaue, dann ist mir ganz unwohl. Im Monat Mai haben mehr Menschen aus Albanien Asylanträge gestellt, wie aus Syrien. Wenn man sich die politischen Verhältnisse(Demokratie vs Krieg) anschaut und die Zahl der Einwohner (Albanien =2,8 Million < Syrien = 22 Millionen) dann bemerkt man, dass dies in keinem Verhältnis steht.

Ich glaube die Not von Menschen aus Kriegsgebieten wie Syrien und Irak ist so viel größer, wie die in Albanien. Durch diesen Flüchtlingsstrom aus Albanien wird es noch schwieriger Menschen zu helfen, die die Hilfe viel nötiger hätten.

Vielleicht sinkt auch die Akzeptanz für Flüchtlingshilfe in der Gesellschaft, wenn immer mehr Menschen Asylanträge in Deutschland stellen, Hilfsgelder und Mittel in Anspruch nehmen, denen diese Hilfe eigentlich gar nicht zusteht.

Mein persönliches Dilemma

Ich möchte die Situation in dem Land, in das Gott uns gerufen hat, nicht schön reden. Die Menschen in Albanien haben es nicht leicht. Vor allem hier in unserer strukturschwachen Has-Region. Viele leben buchstäblich nach dem Prinzip: “Von der Hand in den Mund”.

So sehr ich mich auch bemühe, ist es mir nicht möglich, mitzufühlen mit einem Familienvater, der ohne Arbeit seine ganze 6-köpfige Familie durchbringen muss.

Manchmal denke ich mir: “Ach Danny, du hast gut Reden. Du willst die Leute davon abhalten in ihrer Verzweiflung nach Deutschland zu gehen. Aber du wirst eines Tages einfach wieder zurück gehen.”

Ich denke mir: Was kann ich dafür, dass ich aus Deutschland komme? Was können die Menschen in Krume dafür, dass sie hier geboren wurden?

Eine befriedigende Antwort, die Gott aussen vor lässt, kann ich nicht finden. Es ist Gnade von Gott, dass ich aus einem Land komme, in dem es den Menschen so gut geht. Und es war ebenso Gottes Entscheidung über den Menschen in Krume, dass sie hier geboren wurden.

Was ich bieten kann

Als letztens Ali, ein junger Mann aus dem Fitness im Witz meinte, wir könnten doch unserer Staatsangehörigkeiten tauschen, da teilte ich ihm mit: Ich kann dir meinen Pass nicht geben, aber ich kann dir eine anderes Bürgerrecht empfehlen. Du kannst das Bürgerrecht des Himmels bekommen. Das ist viel besser.

Diese Antwort erstaunte alle Jungs, die zuhörten.

Am Ende bleibt mir nichts anderes übrig, als dafür zu arbeiten, den Menschen eine Hoffnung zu bringen, die über dieses irdische Leben hinaus geht. Eine Hoffnung, die sich nicht nach 7 Monaten Wartezeit in Deutschland in Luft auflöst. Diese Hoffnung liegt in Jesus.

Er hat ein Herz für die armen Menschen in Albanien. An der rhetorischen Frage von Jakobus wollen wir festhalten:

Hat Gott nicht gerade die, die in den Augen dieser Welt arm sind, dazu erwählt, durch den Glauben reich zu werden?

Was du über die anstehenden Kommunalwahlen wissen solltest

Am 21.Juni finden in ganz Albanien Kommunalwahlen statt. Was es dazu zu sagen gibt, schreibe ich in diesem Artikel.

Die Wahl des Bürgermeisters

Bei den Wahlen in Krume geht es auch um die Frage: Wer wird der neue Bürgermeister?

Bildschirmfoto von Google Chrome (13.06.15 17:27:56)Wie jeder weiß, ist der Bürgermeister die wichtigste und einflussreichste Person in einer Stadt. Leider konnte ich zu unserem amtierenden Bürgermeister Liman Morina keine Beziehung aufbauen. Bei den wenigen Begegnungen die wir hatten, war er mir gegenüber reserviert und machte keinen offenen Eindruck.

Aber vielleicht war es nur ein Eindruck. Ehrlich gesagt, habe ich mich auch nicht richtig bemüht, eine gute Beziehung aufzubauen.

Das soll auf jeden Fall beim neuen Bürgermeister anders werden

Der Wahlkampf

In Albanien gibt es zwei große Parteien, die um die Stimmen der Wähler werden. Derzeit regiert die "Sozialistische Partei" mit dem Ministerpräsidenten Edi Rama. Auch in unserer Stadt stellt diese Partei den Bürgermeister.

Die andere große Partei ist die "Demokratische Partei", die gerne wieder die Macht übernehmen würde.

politik-6Letzten Mittwoch fand bei uns in Krume eine Wahlkampfveranstaltung der Sozialistischen Partei statt. Auch der Ministerpräsident war da. Natürlich wandte er sich mit großen Versprechungen an die Bürger von Krume, wie auch der Bürgermeisterkandidat Adam Lala.

Wir, Tobija und ich waren auch dort und schauten uns die Sache an. Während Tobija ein Foto machte, wurde er fotografiert und schaffte es damit in ein Fotoalbum von Edi Ramas Facebook-Account.

Der Kandidat der Demokraten

Als ich zuletzt mit einem Freund über die Bürgermeister-Kandidaten sprach, nannte er mir die zwei Namen der Kandidaten. Ich konnte erstmal nichts mit den Namen anfangen. Es war auf jeden Fall klar, dass mein Freund den Kandidaten der Demokratischen Partei wählen wird. Später fand ich jedoch heraus, dass dieser Mann ein mir bekannter Mann ist, den ich schon oft getroffen habe.

elez maciSein Name ist Elez Maci. Als Organisation haben wir schon öfter seine Dienste als Notar in Anspruch genommen. Ich hätte niemals gedacht, dass dieser zurückhaltendende, stille Notar der neue Bürgermeister von Krume werden könnte. Aber jetzt ist er Kandidat und steht zur Wahl.

Natürlich würde es mir nicht schwer fallen mit diesen Mann eine Beziehung aufzubauen, da ich mit ihm schon persönlich bekannt bin. Wir als Organisation würden uns natürlich freuen, wenn er gewählt wird, da zu ihm schon ein guter vertrauensvoller Kontakt besteht.

Wer wird gewinnen

Als wir zuletzt mit zwei Freunden über den Ausgang der Wahl sprachen, brachten sie ihre Resignation zum Ausdruck. Sie sagten: Am Ende wird die  Partei gewinnen, die am meisten Geld investiert um Stimmen zu kaufen.

Der Punkt ist: Vielen Menschen in Krume sind arm. Sie sind nicht wirklich an Politik interessiert. Wenn man ihnen Geld gibt, wählen sie den Kandidaten, für den man sie bezahlt.

Ich konnte es nicht glauben, aber musste dann doch einsehen, dass die Wahlen in Albanien wohl so funktionieren. Zumindest bei uns in Krume.

Das hält uns trotzdem nicht ab für eine gerechte Wahl zu beten. Betest du mit. 

Wir sind gespannt, was Gott tun wird.

Unten habe ich noch ein paar Bilder von der Wahlkampfveranstaltung der Sozialisten angehängt.

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Von der Begegnung mit einem ganz besonderen Tier

Im Sommer begegnen uns hier alle Arten von Tieren, die in Deutschland nicht vorkommen.
Letzte Woche zum Beispiel kämpfte eine Katze in unserem Garten mit einer Schlange. Die Schlange war über einen Meter lang. Aggresiv wehrte sie die Angriffe der Katze ab.

Ich hatte mich schon gefreut, mehr von diesem Kampf zu sehen, aber die Schlange verzog sich dann doch lieber hinter eine schützende Wand.

Als ich später den Frauen erzählte, was ich gesehen hatte, war der Aufschrei natürlich groß. “Hilfe eine Schlange.”

Ganz anders verhielt es sich letzten Samstag, als wir am Ende unseres Ausfluges einer Schildkröte begegneten. Wir hatten Schildkröten schon immer wieder mal am Straßenrand gesehen, aber noch nie hatten wir die Gelegenheit, solch ein einzigartiges Geschöpf aus nächster Nähe zu betrachten.

Schildkröten sind bekanntlich langsam und machen es einem leicht, sie zu fangen. Das haben wir natürlich auch ohne zu zögern getan. Der feste stabile Panzer liegt gut in der Hand. Die Schildkröte war nicht sehr begeistert darüber, aber das störte nicht weiter.

Die Kinder waren auch fasziniert. Nachdem wir das Tier einige Minuten bestaunt hatten, ließen wir es ziehen. Im Schildkrötentempo zog sie von dannen. Livia nahm natürlich die Verfolgung auf und holte die lahme Schildkröte wieder ein.

Nach einer weiteren Minute bestaunen ließen wir die Schildkröte in Frieden.

Zurück bleiben ein paar Bilder, die uns an dieses besondere Tier erinnern.

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Ein Ort, der zum Entspannen einlädt

Immer wieder fahren wir durch die schöne Has-Region, in der wir leben und gerade jetzt, wo alles so wunderbar grün ist, ist sie echt eine Augenweide! Aber so richtig fühlen und in sich aufsaugen kann man Natur nur, wenn man sich aus dem Auto begibt. Und das wollten wir in diesem Sommer auf jedem Fall mehr tun!

So war es nun eines unserer Ziele, einen schönen Ort an einem See ausfindig zu machen, an dem wir genau das tun können: auftanken und die herrliche Schöpfung Gottes hier zu genießen. Auch um einfach mal Abstand von unserer Stadt zu bekommen und ein Ausflugsziel zu haben, das man kennt.

Wir machten uns am Samstag nachmittag auf in ein Nachbardorf, ca. eine halbe Stunde schlechte Straße entfernt. Da laufen Kühe über den Weg, die Menschen arbeiten in der Sonnenglut auf den braunen Feldern und wenden in Handarbeit das Heu. Es scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Für uns idyllisch und so anders als unser Leben in der "Stadt". Doch für die Menschen sicher ein hartes Leben.

Gott hat uns dann einen schönen Ort gezeigt. Wenn man keine kleinen Kinder dabei hätte, wäre es dort soo still. Herrlich!

Da saßen wir auf der Decke, aßen Erdbeerkuchen, aßen, spielten Indiaca, schwammen und trauten uns über eine wackelige Hängebrücke.

Hier wollen wir öfter herkommen, soviel steht für uns fest. Und wir danken Gott für dieses schöne Fleckchen Erde!

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4 hilfreiche Einsichten nach unserem Notfall in einer Stadt mit schlechter Gesundheitsversorung

Was tust du, wenn deine Frau um 2 Uhr morgens bewusstlos zusammenbricht? Und du weißt, du kannst nun keine Notrufnummer anrufen. Es wird kein Krankenwagen kommen und dir helfen in deiner Notsituation.

So erging es mir letztes Wochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Zum Glück war Rahel nur einen kurzen Moment ohne Bewusstsein. Aber du kannst dir sicher vorstellen, welchen Schrecken mir dies eingejagt hat.

Ganz sicher ist: In Deutschland wäre Rahel ins Krankenhaus gekommen und dort ein paar Tage geblieben. Hier in Krume war das nun anders.

Ja, es stimmt, die Gesundheitsversorgung in Albanien allgemein, und besonders in unserer kleinen Stadt Krume ist schlecht. Das bedeutet nun aber nicht, dass wir irgendwie zweifeln und uns Sorgen machen, indem wir fragen: "Was könnte nicht alles passieren?"

Wir wollen dir hier fünf Einsichten aufschreiben, die uns rückblickend eingefallen sind.

1. Wir sind total abhängig von Gott.

Wenn niemand kommt um dir zu helfen in deiner Notsituation, dann hast du nur noch Gott, der dir helfen kann. In Deutschland verlassen wir uns auf die gute Gesundheitsversorgung. Normalerweise werden wir gut versorgt, wenn wir in einer gesundheitlichen Notsituation sind.

Aber in Krume ist das anders. Ich konnte in dieser besagten Nacht nur beten und ich schrie zu Gott: HERR, erbarme dich.

In dieser Abhängigkeit von Gott zu leben, stärkt die Beziehung zu Gott und das wollen wir nicht missen.

2. Wir sind auf Hilfe der Einheimischen angewiesen.

Als Ausländer erscheint es oft so, dass wir keine Bedürfnisse haben, die abgedeckt werden müssen durch die Gesundheitsversorgung der Stadt. Unsere Arztbesuche machen wir, wenn wir in Deutschland sind. Zudem sind wir sehr gut abgesichert durch unsere Krankenkasse.

Doch wenn solch ein Notfall auftritt, wie der von letzter Woche, dann sieht die Situation ganz anders aus. Wir sind auf Hilfe der Einheimischen angewiesen und es wird deutlich, dass wir nicht anders sind, als die Menschen vor Ort.

Nur weil wir aus einem reichen Land kommen, heißt es nicht, dass wir nicht auch mal bedürftig werden und Hilfe von anderen annehmen müssen.

In unserem Fall war die erfahrene Hebamme, mit der Rahel sich schon angefreundet hatte, eine sehr große Hilfe. Ebenso die gläubige Frauenärztin aus der Nachbarstadt.

3. Wir können uns besser mit den Menschen identifizieren.

Das, was mir einen Schrecken einjagte, ist der ganz normale Alltag der Menschen hier in dieser Stadt. Wenn sie in Not sind, dann gibt es niemanden, der ihnen hilft. So wie ich keine Notrufnummer hatte und mich allein gelassen fühlte, so geht es den Menschen hier auch.

Diese Einsicht ist erst einmal nicht sehr ermutigend, wenn man in einer Notlage steckt, aber sie ist sehr wichtig, um mit den Menschen mitfühlen zu können. Wir sind dazu "gezwungen", uns mit den Menschen auf eine Stufe zu stellen. Erst in solch einer Situation werden wir einer von ihnen. Das macht unseren Dienst hier authentischer.

4. Wir sind dankbar für die gute Versorgung in Deutschland.

Erst wenn du gesehen hast, welche Abgründe sich auftun im Vergleich der gesundheitlichen Versorgung von Deutschland und Albanien, lernst du dankbar zu sein. Uns war schon bewusst, dass die Lage hier schlecht aussieht. Aber als wir jetzt in Not waren, haben wir noch einmal mehr erkannt, wie gut es uns in Deutschland geht.

Zum Beispiel hat das einzige Krankenhaus in der Nachbarstadt nur ein einziges Ultraschallgerät. Dieses wird von drei Ärzten benutzt.

Wir sind so reich gesegnet in Deutschland durch die gute Ausbildung der Ärzte, die Hygienestandards und die gesetzlich vorgeschriebene Krankenversicherung.

Wenn wir nun nach Deutschland gehen und Ärzte besuchen, wollen wir von ganzem Herzen dankbar sein.

Abschließend halten wir fest, dass wir weiterhin mit ganzem Herzen und mit Freude in unserer Stadt leben. Manche schütteln vielleicht den Kopf und könnten sich ein Leben unter solchen Bedingungen, wie oben beschrieben, nicht vorstellen.

Als Jesus seine Jünger aussandte, da stellte er ihnen keine Bedingungen. Er sagte nicht: Geht nur dorthin, wo ihr im Notfall ganz sicher gut versorgt werdet.

Nein, er sagte: Geht und ich bin mit euch. Das reicht uns.

Wenn der Polizeichef zum Gespräch bittet

Gestern nach dem Teamtreffen stand der oberste Chef der Polizei in unserem Garten. Er wollte mit dem Leiter unserer Fondation reden. Sie suchten also nach mir. An diese neue Rolle als Leiter der Fondation muss ich mich erst noch gewöhnen.

Jetzt war ich also gefragt. Wir machten aus, dass wir uns in 15 Minuten für ein Gespräch treffen. Noli, unsere albanische Mitarbeiterin, erklärte sich bereit, bei dem Gespräch dabei zu sein. Zum abgemachten Termin kam der Polizeichef mit einem weiteren Mann in unser Fondations Haus. Der wir zur Zeit kein Büro haben, führten wir die Männer in unseren Physioraum.

Wir fragten uns, was wohl das Anliegen dieses Mannes sei? Über Ecken hatten wir schon etwas gehört. Klar war, wenn der Chef der Polizei um ein Gespräch bittet…

1. ... dann gibt es einen Grund.

Der gute Mann beschwichtigte gleich von Anfang an und machte uns klar, dass es ihm nur um eine kleine Sache ginge. Aber er wollte mit uns über folgendes reden.

Seit einigen Monaten veranstalten wir an drei Tagen in der Woche Kindertreffen. Bis zu 50 verschiedene Kinder nehmen an diesen Treffen teil und es werden immer mehr.

Um genau diese Kindertreffen ging es dem Mann. Er meinte, er habe gehört, dass an diesen Treffen Kinder teilnehmen ohne dass die Eltern das wollten. Er wolle einfach nur mal nachfragen, was hinter diesen Treffen stecke.

Es wurde deutlich, dass sich Leute aus der Stadt bei ihm gemeldet und Druck auf ihn ausgeübt. Nun tat er seine Pflicht und führte dieses Gespräch mit uns.

Noli präsentierte dem Mann unsere staatliche Genehmigung, durch die wir offiziell berechtigt sind, solche Art von Arbeit zu tun. Ganz sicher ist, dass es gewissen Menschen in unserer Stadt nicht gefällt, dass wir diese Kindertreffen anbieten, bei denen uns die Kinder die Türen einrennen.

Der Polizeichef aber war uns sehr wohlgesonnen. Er drohte uns nicht und übte auch keinerlei Druck auf uns aus.

Doch egal, wie schlecht das Gespräch verlaufen wäre, egal, wieviel Angst uns der Mann gemacht hätte.

2. ... dann gibt es nichts zu fürchten.

Natürlich waren wir zuerst erschrocken und dachten: Oh Nein, was passiert uns jetzt? Als ich die Sache jedoch nüchtern betrachtete, wurde mir klar: Ich brauche nichts zu fürchten.

Vertrauensvoll wendete ich mich vor dem Gespräch an Gott und bat ihn um seine Hilfe. Als Jesus seine Jünger aussandte, das Evangelium allen Menschen zu bringen, machte er ihnen eines klar:

Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Mt 28,16

Das bedeutet: Jesus ist der souveräne Herr und er steht auf meiner Seite.

Darüber hinaus finden wir in der Bibel immer wieder den Aufruf:

Fürchtet euch nicht.

Jesus selbst ging sogar soweit zu sagen:

Habt keine Angst vor Menschen. Das einzige was sie euch tun können ist, euch umbringen. Mt 10,28

Und Paulus sagte:

Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?

Gemessen an all den Worten der Bibel habe ich keinerlei Anlass Angst zu haben, wie groß der Widerstand auch noch werden mag.

Niemals darf ich Ängsten den Raum geben, wie: Was denken die Leute über uns? Werden sie schlecht über uns reden? Wie steht es um unser Ansehen? Was müssen wir nun befürchten?

All diese Fragen zeugen von Menschenfurcht. Wir dagegen müssen glauben, dass Gott der Herr ist auch in unserer Stadt, in der es eine Opposition gibt, gegen die geistliche Arbeit, die wir hier tun.

3. ... dann gibt es eine Gelegenheit.

Wir haben nicht alle Tage solch ein Gespräch mit dem Polizeichef und so nutzte Noli die Gelegenheit, um ganz klar und deutlich über das Evangelium von Jesus zu reden.

Zweimal erwähnte sie den wahren Gott, an den wir glauben, der in Jesus Mensch wurde, an einem Kreuz für uns starb und auferstand.

Sie erzählte von der Motivation, mit der wir unsere Arbeit tun. Wir sind hier, weil Gott uns hierher gesandt hat. Wir tun die Arbeit nicht, weil wir irgendeinen finanzielle Gewinn davon tragen.

Sie erzählte auch von ihrem Weg zu Gott, und wie sie vom muslimischen Glauben zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist.

Welchen Eindruck die Männer nach diesem Gespräch mitnahmen, weiß ich nicht. Noli machte ganz klar, was unsere Hoffnung ist. Wir hoffen, dass es in nicht all zu langer Zeit eine Gemeinde in dieser Stadt gibt.

Der Polizist meinte nur: Das werden wir sehen.

Die Aufenthaltsgenehmigung und das drum herum

Weißt du eigentlich, dass wir eine Erlaubnis brauchen, um hier in Krume leben zu können. Darüber haben wir noch nicht viel berichtet, aber es gehört zum ganz normalen Alltag von Missionaren. Sie müssen sich darum kümmern, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Das ist zum Glück in Albanien kein großes Problem.

Meine Freunde hier beschweren sich immer bei mir, dass es für mich so leicht ist in Albanien zu leben. Deutschland dagegen lässt es nicht einfach zu, dass Albaner dort leben. Dieser Vergleich hinkt ein wenig. Deswegen kann ich über diesen Vorwurf nur milde lächeln und sagen, dass man das nicht vergleichen kann.

Jedenfalls läuft unsere einjährige Aufenthaltsgenemigung am 20. Januar ab und so musste ich mich die letzten Tage darum bemühen, von der Behörde eine neue Aufenthalts - und Arbeitsgenehmigung zu erhalten.

Dazu fuhr ich am Dienstag in die Hauptstadt Tirana. Ich nahm den öffentlichen Bus, auch Furgon genannt. Ich startete um 8 Uhr morgens und war um 17:15 Uhr wieder zu Hause. Und das nur um 6 Dokumente für den Antrag abzuholen.

Zu Hause angekommen bemerkte ich, dass ich auch noch Passfotos von uns als Familie brauche. Leider kann man diese in Krume nicht so gut entwickeln lassen. So habe ich mich selbst bemüht ein paar Fotos zu schießen. Die Bilder von uns Eltern sind keiner Erwähnung wert. Aber die Bilder der Kinder sind köstlich. Sie haben es uns nicht leicht gemacht, geeignete Bilder zu schießen.

Unten findest du eine kleine Auswahl der Schnappschüsse.

Gestern konnte dann Noli unseren Antrag abgeben und wir hoffen nun eine Aufenthaltserlaubnis für 2 Jahre zu bekommen.

PassfotosLivia-w700 PassfotosGideon-w700

Bilder aus Krume

Vor zwei Wochen hatten wir drei liebe Menschen hier, die uns als Team besucht haben. Sie waren für ein paar Tage da. Ihr Vorteil war, dass sie als "Touristen" völlig ungezwungen Fotos machen konnten. Mir, der ich auch das Fotografieren liebe, ist dies nicht möglich. Zumindest fällt es mir schwer mit meiner Kamera in der Stadt herum zu laufen um das Leben zu dokumentieren.

Gerne wollen wir dir einen kleinen Eindruck geben, von den Fotos, die Pascal und Dirk schießen konnten.

Unter den Fotos füge ich jeweils noch eine kurze Erklärung an, damit du verstehst was auf den Bildern zu sehen ist.

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Das ist Krume, wenn man vom Landesinnere in die Stadt fährt.

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Das ist Krume vom Wasserspeicher aus gesehen. Unser Haus gefindet sich ziemlich in der Mitte des Bilder.

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Die neue Straße liefert einen herrlichen Blick auf die Landschaft.

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Das sind die letzten üblen Abschnitte einer Straße, die hoffentlich bald fertig wird.

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In diesen Haus befindet sich unser Baumarkt. Dies ist die klassische Bauweise hier. Möglichst hoch und möglichst unausgebaut.

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Mein täglicher Weg in die Stadt und zur Arbeit führt mich an diesem Müllhaufen vorbei.

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Diese erhängte Puppe erinnert an einen schlechten Horrorfilm. Unser Tischler hat sie sich aufgehängt um die Geister zu vertreiben. Das machen viele hier so.

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Rechts unten befindet sich das Cafe Rada, indem ich oft Cafe trinke.

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Die Grundschule in unserer Stadt.

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Nachdem die alte Mauer eingestürzt war, hat Schaban die Mauer in unserem Garten auf diese Weise geflickt.

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Solch ein Ofen befindet sich in nahezu jedem Haus. Damit wird der einzige Raum im Haus warm gemacht. Ebenso wird darin täglich Brot gebacken.

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Ein klassisches Hochhaus, auch Palati genannt, von dem es hier ne Menge gibt.

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Die Schuhe von Schaban. Sie werden nie gebunden. Selbst schwierige Arbeiten auf dem Dach erledigt Shaban mit diesen Schuhen, in die er nur reinschlüpft.

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Strom und Telefonkabel sind hier oft ein einziges WirrWarr

Hier sieht man die Wasserbehälter, die den Tag über das Wasser liefern.

Hier sieht man die Wasserbehälter, die den Tag über das Wasser liefern.

Wie die Sache mit dem Strom bei uns geregelt wird

Dieses Bild fand ich zuletzt in einer Datenbank für alte Bilder. Es ist ein sehr altes Bild.

 

Ich schätze, das Bild ist aus den 50er oder 60er Jahren. Hier reparieren Männer an offenen Stromoberleitungen. Genau dies geschieht bei uns noch heute.

Manchmal passiert es, dass die ganze Stadt Strom hat nur unser Haus ist ohne Strom. Dann liegt das Problem irgendwo an unserer Stromleitung. Shaban, unser Nachbar(wir wohnen in einem Haus) schnappt sich dann seine Leiter, die er aus Dachlatten zusammengenaggelt hat. Geht raus auf die Straße zur gegenüberliegenden Mauer. Dort steht der Strommast.

Dann stochert und schlägt Shaban mit einer langen Holzlatte irgendwie an die Leitungen, in der Hoffnung wieder eine Verbindung herzustellen. Dieses Bild werde ich nie vergessen. Ein alter Mann von 73 Jahren steht auf einer Mauer mit einer Latte und versucht alles um den Strom wieder zu bekommen. (mehr …)

17 Dinge, die ich an der albanischen Kultur nicht verstehe

Immer wieder muss ich hier in Albanien den Kopf schütteln. Es gibt Dinge, die ich einfach nicht verstehe. Das bringt das Leben in einer Kultur so mit sich. Zum Glück sind dies meistens eher Nebensächlichkeiten. Aber dennoch begegne ich immer wieder Eigenheiten der albanischen Kultur, die mich fragend zurücklassen.

Natürlich gibt es für alles eine Erklärung, auch für Dinge, die ich nicht verstehe. Leider wird mir nicht immer erklärt, warum Menschen tun, was sie tun. Das ist ja das besondere an Kulturen. Sie sind wie sie sind. Und es braucht keine Erklärungen.

Hier sind nun einige der Dinge, die ich nicht verstehe. Mein Unverständnis bringe ich zum Ausdruck in dem ich jeweils eine Frage stelle. Noch einmal möchte ich ausdrücklich sagen, dass diese Fragen, die in meinem Kopf sind keinesfalls wertend gemeint sind.

  1. Warum tragen Erzieherinnen und Lehrinnen weiße Kittel, so dass sie aussehen wie Oberärzte in einem Krankenhaus?
  2. Warum füttert man die Kindern schon im Kleinkindalter mit so ungesunden Sachen wie Eis, Chips und Limo?
  3. Warum gibt es so viele Menschen, die den Strom, das Wasser und allgemeine Steuern nicht zahlen? (Warum lässt man das einfach durchgehen?)
  4. Warum lassen die Albaner die ganze Nacht das Licht (40W-Glühbirne) vor ihrer Haustür brennen?
  5. Warum gibt es keine (scheinbar) verlässlichen Regeln im Straßenverkehr?
  6. Warum gibt es eine Polizei, wenn sie doch kaum eingreift in den Straßenverkehr?
  7. Warum können so wenige Schüler Englisch, wenn doch Englisch an der Schule unterrichtet wird?
  8. Warum lassen die Albaner ihre Hühner frei im Garten herum laufen, anstatt ihnen ein Gehege zu bauen?
  9. Warum binden die Albaner ihre Kinder in die sogenannte Djep (eine Wiege), um sie dann wie wild in den Schlaf zu schaukeln?
  10. Warum werden kleine Kinder meistens nur im Haus gelassen?
  11. Warum lassen Hundebesitzer ihre Hunde in der Nacht frei in der Stadt herumlaufen?
  12. Warum unternimmt niemand etwas gegen die extrem schlechte Straße außerhalb unserer Stadt?
  13. Warum benutzen selbst Kinder und Jugendliche den Wert für alte Lekë, obwohl die Währung schon seit 1964 reformiert wurde ? (Heute sagt man z.B. 100 Lekë. Nach der alten Währung ist es mal 10, also 1000 Lekë.)
  14. Warum besorgen sich manche Albaner hochwertige HD-Fernseher, um dann illegal das Kabel anzuzapfen, durch welches Fernsehen nur in schlechter Qualität möglich wird?
  15. Warum wird es den Albanern nicht langweilig, jeden Tag im Café zu sitzen und die immer gleichen Getränke zu trinken?
  16. Warum wetten Albaner viel Geld auf Fußballspiele, obwohl sie arm sind und eigentlich kein Geld haben?
  17. Warum machen die Leute sich lustig, wenn ich als Mann mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs bin?

Zusammenfassend sei gesagt

Ich bin so froh, dass ich all diese Dinge mit der notwendigen Gelassenheit hinnehmen kann. Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass ich mich in all meinem Unverständnis nicht erhebe über die Albaner. Ich will will vielmehr demütig sein und diese so andere Kultur annehmen und lieben.