Nur ein Besuch im Dorf?

Vor einigen Tagen besuchte ich mit meiner Freundin von hier ihre Familie im Dorf. 

Krume ist ja die regionale „Hauptstadt“, kaum zu glauben, wenn man sie sieht, aber im Vergleich zu den vielen kleinen und verstreuten Dörfern drum herum ist sie wirklich eine Stadt. 
Da die Ferien hier ja schon seit Anfang Juni am laufen sind und es echt nicht immer leicht ist, die Kinder hier bei Laune zu halten, empfand ich es als eine schöne Abwechslung, mal ins Dorf zu fahren. Dort läuft das Leben noch mal ganz anders ab. Fast jeder im Dorf hat Tiere: Hühner, Schafe, Kühe, Ziegen. Und dann noch Gärten und Felder und Obstbäume. Außerdem gibt es meistens noch irgendetwas anderes interessantes für Kinder zu entdecken. (Tatsächlich haben wir in diesem Dorf ein halbes Skelett von einer Kuh gefunden, das Gideon spontan als eine Motorsense umfunktionierte und uns die Beine abschneiden wollte... nichts wie weg...:) 
Die Menschen sind extrem gastfreundlich und auch wenn das Essen oft sehr einfach ist, wir genießen es und es schmeckt einfach toll. Unsere Kinder lieben es, bei Albanern zuhause zu essen. 

An diesem Morgen bereitete ich nun alles für unseren mehrstündigen Besuch vor. Kurz bevor es losging nahm ich mir noch einige Momente in der Stille vor Gott. Ich betete für die Zeit. Irgendwie kam ich vorher gar nicht dazu. Ich war zu sehr mit den Kindern beschäftigt und einfach mit der Tatsache, dass es eine willkommene und schöne Abwechslung werden wird.

Als ich so betete, da war es wie Gottes Stimme, die ich hörte: 
„Rahel, du bist meine Botschafterin. Ich sende dich in dieses Dorf. Es ist ein Dorf, das noch unberührt ist von meinem Evangelium. Du bist meine Botschafterin des Friedens. ICH sende dich dort hin. Du bringst mein Reich dorthin. In ein Dorf, das mich nicht kennt, zu Menschen, die mich nicht kennen. Das ist ein Privileg. Du gehst in meinem Namen. Es ist viel mehr, als nur ein Besuch.“

Ich war innerlich echt berührt. Ja, ich bin eine Botschafterin Jesu, egal wo ich hin gehe und mit wem ich hingehe. Und auch wenn ich vier Kinder im Schlepptau habe...

Und interessant war dann, dass die Frau, etwa in meinem Alter, die das Essen vorbereitete, erzählte, wie vor vielen Jahren, als sie noch ein Kind war, mal Deutsche in ihrem Dorf waren und ihr von Jesus erzählt haben. Sie kannte noch den Namen Jesus. Und jetzt, nach vielen vielen Jahren, kam wieder eine, die von ihm erzählte...

Als wir nach fünf Stunden zurück fuhren, kamen wir an der alten Moschee des Dorfes vorbei. Sie hatte selbst die Zeit des Kommunismus einigermaßen heil überstanden. Die Menschen in diesem Dorf sind alle Muslime. Sie brauchen Jesus. Sie brauchen Rettung. Wie gut, dass Gott mich wieder in diese Realität zurückgerufen hatte. 

So handelt Gott durch die kleinen Dinge des Lebens

In diesen Tagen habe ich mich gefreut zu sehen, wie Gott oft durch unterschiedliche scheinbar kleine Bausteine sein Reich baut. In manchen seltenen Fällen dürfen wir es sehen. Und ich denke, in so vielen anderen Fällen bleibt es unseren Augen verborgen.

Wie sagte es John Piper mal so treffend: 

God is always doing 10,000 things in your life, and you may be aware of three of them.

Gott vollbringt immer 10000 Dinge in deinem Leben, und du bist dir vielleicht drei der Dinge bewusst.

Hier kommt nun eine Sache von Gottes Handeln, dessen ich mir bewusst geworden bin.

Als ich vor zwei Jahren eine Zeit in Deutschland war, schickte meine Mama mir die Zeitschrift der Deutschen Missionsgemeinschaft (DMG) zu. Darin entdeckte ich einen Artikel von einer Familie, die demnächst nach Albanien ausreisen wollte. Ich wurde besonders darauf aufmerksam, weil die Frau, Anne, ebenso wie ich Hebamme ist. Und ich fand sie sehr sympathisch auf dem Foto. Ich nahm mir vor, sie anzuschreiben. Ich holte mir ihr E-Mail-Adresse und nach einiger Zeit schrieb ich sie einfach an. Ich bot meine Hilfe an gerade in der, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, nicht ganz einfachen Anfangszeit in einer fremden Kultur. Bald bekam ich eine freundliche Antwort. Einige Zeit später rief ich dann einfach mal bei der Anne an und vom ersten Satz an waren wir uns vertraut und es war einfach schön, sich auszutauschen und teilzuhaben am gegenseitigen albanischen Leben. Nur, dass sie in der Hauptstadt lebt und wir voll auf dem Lande... 😉

Später besuchten wir sie und sie besuchten uns. Auch konnten wir einander schon auf unterschiedlicher Weise mit unseren Gaben dienen.

Dann zog eine von unseren jungen Gläubigen nach Tirana. Sie hatte einen Mann geheiratet, der nicht gläubig ist, aber früher wohl mal in eine Gemeinde ging. Als ich erfuhr, in welchen Stadtteil sie gezogen war, horchte ich auf. Es war genau der gleiche, in dem auch unsere neuen deutschen Freunde leben. Durch unsere Teamkollegin konnten wir sie miteinander in Kontakt bringen. Ab und zu gehen sie zusammen in die Gemeinde und David trifft sich jetzt wöchentlich mit dem Mann unserer jungen Gläubigen und liest mit ihm in der Bibel. 

Wer weiß, was daraus wird. Wir haben großen Glauben, dass auch der junge Mann beginnt, Jesus nachzufolgen und daraus etwas Großes für Gottes Reich entsteht.
Und ich freue mich einfach, dass ich damals diesem Impuls gefolgt bin, eine e-Mail zu schreiben. Es ist so schön zu sehen, wie Gott wirkt und sich ein roter Faden durch die ganze Geschichte zieht. 

Ich frage mich, wieviele von diesen roten Fäden wir in unserem Leben, in unserem Dienst nicht sehen. So viel bleibt uns verborgen. Aber ich wünsche mir mehr die Augen, die sie sehen und das Herz, das sich darüber freut und Gott lobt!

Photo by Hans-Peter Gauster on Unsplash

Von unserem Auferstehungsfest

Letzten Sonntag haben wir, wie du wahrscheinlich auch, das Auferstehungsfest gefeiert. Dazu hatten wir im Vorfeld groß eingeladen. Besonders war diesmal, dass wir die Auferstehung mit einem gemeinsamen Mittagessen für alle unsere Gäste abrunden wollten. Weil wir mittlerweile eine ganze Anzahl von Leuten in unserer Stadt kennen, kamen dann am Ostermorgen über 100 Leute zu unserem Fest, inklusive Kindern.

Das Familienzentrum als Gottesdienstraum

Unser Familienzentrum hatten wir in den Tagen davor fein hergerichtet, neu gestrichen und geschmückt. Unser Handlettering-Künstlerin im Team, Christina, schrieb in großen Buchstaben den Vers aus Joh 14,6 auf die Wand: "Ich bin der Weg, und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater als nur durch mich." Nachdem wir den Raum bestuhlt hatten, kamen wir auf über 60 Stühle, die jedoch schnell durch Hocker für die Kinder erweitert werden mussten.

Der Bürgermeister war dabei

Ich konnte am Samstag mit einer kurzen Whatsapp-Nachricht sogar den Bürgermeister einladen. Mit etwas Verspätung kam er dann auch zu unserem Gottesdienst und setzte sich mit zwei Begleitern in die allererste Reihe. Er war so frei sich dann auch während des Gottesdienstes die Zeit für ein Grußwort zu nehmen.

Die klare Verkündigung des Evangeliums

Ich konnte in aller Klarheit das Evangelium verkünden. Es ging um die Auswirkungen der Sünde, warum wir Menschen sterben und wie Jesus gekommen ist, um unser Problem der Sünde zu lösen und wie er durch die Auferstehung den Sieg über den Tod und die Sünde errungen hat.

Ein eigenes Kinderprogramm

Während ich in aller Kürze das Evangelium erklärte, hatten die Kinder draußen auf der Wiese ein kleines Kinderprogramm. Dazu gehörte eine kurze Geschichte, das Spielen mit dem Schwungtuch und die Suche nach Schokoladeneiern, die wir versteckt hatten.

Das Mittagessen

Nach dem Gottesdienst kamen dann alle Gäste, sowohl die Geladenen als auch die, die spontan dazu kamen, zu einem nahegelegenen Lokal, wo für jeden ein Mittagessen vorbereitet wurde. Die Küchenleute mussten richtig improvisieren, denn mit so vielen Leuten hatten sie und wir nicht gerechnet. Am Ende wurden doch alle satt.

Der Tanz durfte nicht fehlen

Die Albaner lieben es zu tanzen. So hatten wir einen DJ besorgt. Dies führte dazu, dass viele die Zeit lieber damit vertrieben, zu Tanzen anstatt zu Essen. Die Lautstärke der Musik war für unsere Gäste aus Deutschland sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Aber rückblickend war die Entscheidung, auch für musikalische Unterhaltung zu sorgen, sehr kulturangepasst und verlieh unserem Fest einen ganz besonderen Wert.

Ein schönes Fest

Alles in allem war es ein schönes Fest und die Rückmeldungen der Leute waren durchweg positiv. Das besondere war, dass sich auf dem Fest alt und jung, arm und reich, angesehen und verachtet trafen. Diese ganz bunt gemischte Menge von Leuten war für uns ein Bild, wie Gemeinde in Krume aussehen könnte.

Nun hoffen wir, dass wir mit Gottes Hilfe weiter machen können, damit den Menschen jeden Sonntag die lebensbringende Botschaft von Jesus verkündigt wird.

See in this a chance to die - Eine Gelegenheit zu sterben

Ich erlebe hier im Moment einiges an geistlichem Kampf. Dieser drückt sich in ganz unterschiedlicher Weise aus. Aber meistens sind es Ereignisse, Dinge, die geschehen und die mich entweder entmutigen, wütend machen, resignieren lassen, ärgern, lähmen usw. oder es sind Stimmen in meinem Kopf, die mir einflüstern: Siehst du, euer Dienst bringt nichts. Die Menschen hier werden sich doch nie ändern. Du kannst doch sowieso nichts verändern. Pack lieber deine Sachen und geh. Zieh dich zurück und kümmere dich nicht mehr darum. -

Ich habe mir zuletzt all diese (manche würden sagen menschlichen Stimmen) angehört. Ich habe auf diese Stimmen in meinem inneren gehört. Und ich bin erschrocken. Ich bin erschrocken, weil ich diese Stimmen ganz eindeutig nicht als Stimme Gottes entlarvt habe. Im Gegenteil: diese Stimme ist der Feind, der mit allen Mitteln versucht, mich zu entmutigen und zum aufgeben zu bewegen. Er will, dass ich Bitterkeit und Ärger spüre anstatt Liebe und Annahme. Er will, dass ich mich in verletztem Stolz bade und in Selbstmitleid versinke. Er will mir die Vision für hier nehmen, will alles für umsonst erklären. Er will diesen Geist der Entmutigung in mich pflanzen und ihn Wurzeln schlagen lassen.

Doch ich will das nicht! Ich will mich ganz bewusst dagegen stellen und nein sagen zu diesen Stimmen. Ich will ihnen Gottes Wort entgegen halten. Ich will mich bewusst der Gegenwart Gottes aussetzen und mich mit seiner Wahrheit füllen lassen. 
Gestern war Sonntag. In unserem Treffen mit den Frauen sprachen wir über Epheser 6, die Waffenrüstung Gottes. Was steht da?


„Werdet stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke!Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Listen des Teufels bestehen könnt! (Die List des Teufels ist es so oft, Entmutigung und Bitterkeit in unseren Herzen zu sähen. Sie erscheint uns wie gerechtfertigt...)

Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt.Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes,Damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, Wenn ihr alles ausgerichtet habt,Stehen bleiben könnt!“


Dann passierte am Nachmittag Folgendes: Ich saß mit Nena Rrushe und den Kindern im Garten. Da riefen die Nachbarskinder Nena Rrushe, dass sie ihnen doch den Ball über die Mauer werfen sollte, der beim Spielen zu uns geflogen war. Ich stand auf, nahm den Ball in die Hand und bemerkte (wieder einmal), dass das einer der Bälle war, der bei uns damals im Familienzentrum geklaut worden war. Ich erkannte ihn eindeutig wieder. Es war kein Ball für Kinder zum Spielen, sondern ein Therapie- und Gymnastikball, ein guter und teurer. Die Kinder aus unseren zwei Nachbarhäusern waren damals die Hauptdiebe gewesen, wir hatten sie gestellt und sie waren verpflichtet, dass sie uns alles wieder zurückgeben müssen. So sahen wir von einer Anzeige ab. Dass dieses Versprechen nicht eingehalten wurde, das merken wir immer wieder, wenn wir Dinge von uns rumfliegen sehen.

Nun ja, ich fragte dann, woher sie den Ball hätten und das Ich glaube, dass das einer von unseren ist. Ne, den hätten sie von einem Onkel aus Deutschland bekommen... Ich behielt den Ball und sagte, ich müsse das mit unserer Physio besprechen, sie kennt ihre Bälle. (Es war eindeutig unserer). Ich dachte, dass die Sache für die Kids damit geklärt wäre. Doch etwas später standen sie vor dem Tor und wollten mit mir reden. Eines der Nachbarsmädchen ging für viele Jahre ein und aus bei uns und war fast wie eine Tochter. Bis zu dem Tag, an dem ich sie des Öfteren beim Klauen erwischte und sie auch bei dem Diebstahl im Kinderzentrum beteiligt war.

Jetzt begegnete sie mir in einem ziemlich respektlosen Ton. Ihre Freundin, der angeblich der Ball gehörte, stand nur dabei. Ich sagte an sie gerichtet, dass sie mir ins Gesicht schauen soll und vor Gott bezeugen soll, dass das wirklich ihr Ball ist. Dann würde ich ihn ihr geben. (Ich will ja nun wirklich nicht den Kindern hier die Bälle nehmen, obwohl auch gesagt sei, dass dieses Mädchen aus einer ziemlich reichen Familie stammt, die klauen nun wirklich nicht nötig hätten...). Sie sah mich an und ihr Blick sprach alles. Sie wusste nur zu gut, dass sie gelogen hatte. Sie bekam Tränen in die Augen. Ich nahm sie in den Arm und vergab ihr. 

Dann kam ihre Mutter. Ich kenne sie und eigentlich hatte ich immer einen recht guten Eindruck von ihr. Doch nun kam sie und bestätigte die Lüge der Kinder. (Nur, dass der Ball nicht vom Onkel, sondern jetzt von der Tante aus Deutschland sei, ein Geschenk.) Ich solle mich doch nicht so anstellen, die armen Kinder, und überhaupt, gib jetzt den Ball, ich habe mein Brot im Ofen (das scheint mir der Satz zu sein hier, wenn man sich schnell einer Situation entziehen will).

Ich fühlte mich etwas überfahren. Ich wog schnell in meinem Herzen ab, was ich machen solle. Würde ich es auf einen Krach anlegen, würde ich sagen, nein, ich gebe dir denn Ball nicht, er gehört uns. Deine Kinder haben ihn geklaut! Doch die Frau ist unsere Nachbarin und noch dazu von einer Familie, die einflussreich ist und mit denen ich nicht in einen Streit geraten will. Zumal ist Danny nicht da und ich als Frau bin hier machtlos, wenn sie z.B. ihren Mann zu mir schickt. So gab ich ihr den Ball, mit dem Hinweis, dass Danny nochmal mit ihrem Mann reden wird. 

Ich ging in den Garten zurück. Innerlich kochte ich. Ich war so stinksauer auf diese verlogene Gesellschaft hier. Auf Kinder, die ohne rot zu werden lügen. Auf ein Mädchen, dass ich wie eine Tochter aufgenommen hatte und die mir jetzt respektlos begegnete, auf eine Mutter, die die Lüge ihrer Kinder deckt und mir unser Eigentum entwendet.

Alle möglichen Gedanken kamen in mir hoch. Ich war wütend über diese Ungerechtigkeit. Alles in mir schrie nach Vergeltung: Ich werde sie meiden. Ich schaue sie nicht mehr an. Ich rede nicht mehr mit ihnen. Ich gehe in ihrem Laden nicht mehr einkaufen. - Wieder diese Stimmen! Ein wahrer Kampf in meinem Innern. Würde ich auf sie hören, dann wäre ich wie alle hier. Denn auf diese Weise gehen Beziehungen hier kaputt. Man meidet den anderen, geht nicht mehr in die Geschäfte und Cafés des anderen usw. ich wäre dann sehr kulturangepasst. Das wollen wir doch auch, oder? 

Nein, halt! Ich ging ins Zimmer mit Blick auf die beiden Nachbarhäuser. Ich war den Tränen nahe. Was sollte ich tun? Ich verstand ziemlich schnell, dass Jesus von mir wollte, dass ich diese Menschen da unten segne. Dass ich für sie bete. Dass Gott sie selbst überführt und ihnen keine Ruhe lässt. Aber auch für mein Herz. Oh Herr, ich bin so wütend. Ich finde es so ungerecht. Wie konnte ich nur den Ball hergeben (hier ging es um viel mehr als nur einen Ball...). Ich fühle mich verletzt. Auch in meinem Stolz. Ich sehne mich nach Wiedergutmachung. Möchte mich wehren, möchte noch so viele Sätze sagen und Sachen klar stellen.

Aber ich weiß, dass das nicht das ist, was ich tun soll. Ich soll segnen und anders handeln. Ich soll den unteren Weg gehen und es Gott überlassen. Aber soll man nicht Wahrheit ans Licht bringen, Ungerechtigkeit klar benennen, Diebstahl nicht gutheißen durch Schweigen und Gewähren lassen?
Ich merke, wie ich innerlich ruhiger werde. Wie ich selbst Vergebung suche für meine lieblosen Gedanken und Worte. 
Und ich denke an einen Satz von Amy Carmichael, der mich schon vor vielen Jahren stark getroffen hat: „See in this, a chance to die.“ (Sehe in dem (einer widerfahrenen Ungerechtigkeit) eine Möglichkeit, um zu sterben)

Und dann steht da noch: „Sehe in dem - in dieser Provokation, dieser Zurechtweisung, die nicht sein durfte, eine Gelegenheit, um zu sterben. Deinem selbst und dem Stolz, der aufkommt, wenn man sich verteidigen will. Sehe in allem - in allem, dass in dir auf deine Rechte beharren will, sehe in dem eine Gelegenheit, um zu sterben. Heiße alles willkommen, was dich zu deiner wahren Stellung ruft: „Ich bin mit Christus gekreuzigt.“ (Galater 2,20)“

Ich möchte in meiner Reaktion einen Unterschied machen. Ich will nicht gleiches mit gleichen vergelten. Ich will Liebe üben, ich will vergeben, ich will barmherzig sein. Wie könnten sie auch anders hier handeln. Sie haben nicht den Geist Gottes. Sünde sollte uns in einer sündenbeladenen Welt nicht verwundern. Sie ist das normale. Doch unsere Reaktion darauf, das sollte nicht das normale sein.
Diesen Weg will ich gehen. Mit Gottes Hilfe und seiner Kraft. Ich will durch mein anderes Verhalten ein Zeugnis sein für unseren Gott. Es ist nicht leicht; sterben ist nicht leicht. Aber es ist Gottes Weg für uns als seine Kinder und Nachfolger.  Er selbst ist uns diesen Weg vorausgegangen.

Die Geschichte von meiner Nachbarin, die mit 17 Jahren ihr erstes Kind verlor

Gestern war wieder ein typischer Novembertag. Grau und feucht, der Nebel tief hängend und alles irgendwie braun in verschiedenen Nuancen. Ihr kennt diese Tage bestimmt. Doch auch an solchen Tagen müssen meine Kinder raus. Sie müssen rennen, rennen, rennen. So packen wir den Fußball ein, ziehen uns an und gehen raus. Ich möchte noch die Kinder von meiner Freundin mitnehmen und wir klopfen am Tor. Überraschender Weise möchte sie auch mitkommen. Sie ruft mit meinem Handy schnell ihren Mann an und nach einiger Erklärung, was wir machen werden, bekommt sie die Erlaubnis, mitzukommen. 

Es wundert mich, dass sie scheinbar noch nie auf dem städtischen Bolzplatz war. Überhaupt kommt sie nur sehr selten raus. Zum einen erlaubt es ihr Mann nicht immer, zum anderen hat sie sich schon so an das zuhause sein gewöhnt, dass es sie Überwindung kostet, die schützenden Mauern hinter sich zu lassen und sich den Blicken anderer Leute auszusetzen und eventuellen Gerede. 

Umso mehr freue ich mich, dass ich mit ihr gemeinsam spazieren gehen kann und wir auf dieses Weise reden können. Schon am Vormittag hatte ich sie besucht und ich hatte es auf dem Herzen, sie zu fragen, ob wir nicht gemeinsam Gottes Wort lesen wollen. Sie stimmte zu und ich freue mich nun drauf, sie mit der Bibel vertraut zu machen und mit Jesus!

Als wir dann wieder vom Sportplatz weggehen, kommen wir an dem Privatfriedhof unseres Clans vorbei, in den auch meine Freundin eingeheiratet hatte. Vor kurzem war eine 43-jährige Frau an Hirntumor gestorben. Ihr Grab konnten wir schon von weitem sehen.

Es liegen Kränze mit Kunstblumen auf dem frischen Erdhaufen. Drum herumstehen einige Steintafeln, manche Gräber sind mit Platten und Bildern der Verstorbenen versehen, andere sind mit einem kleinen Zaun umfasst. Der gesamte Platz ist sehr ungepflegt, Müll und Dornengestrüpp prägen das Bild. Nicht gerade sehr schön und wertschätzend, so jedenfalls sieht es in meinen Augen aus. Anscheinend ist das nicht so wichtig hier. 

Wir öffnen den Eingang, ein Stacheldraht, der wahrscheinlich verhindern soll, dass Kühe auf das Gelände gehen.

Wir gehen zu einem Grab ganz an der Seite. Ein kleiner Stein ist dort und die Inschrift:
„Armela.“. Sie war vier Tage alt geworden.

Tränen steigen in die Augen meiner Freundin, als sie sagt, wie lange sie nicht mehr hier war. Dort liegt ihre Erstgeborene. Ich wusste, dass sie, nachdem sie mit 16 geheiratet hatte, mit 17 direkt eine Fehlgeburt hatte. Ihr Körper war noch nicht reif für eine Schwangerschaft gewesen. Aber mir war nicht bewusst gewesen, dass es im siebten Monat war und die kleine Armela vier Tage lebte und hier beerdigt war.

Ich nehme sie feste in den Arm und stehe ruhig mit ihr da. Dann gehe ich mit den Kindern etwas weiter, im ihr Ruhe und etwas Zeit allein am Grab zu lassen. 

Als wir dann wieder aufbrechen, da erzählt sie mir die Geschichte. 

Sie war gerade 17 und schwanger. Wusste nicht viel vom Kinderkriegen, von Wehen usw. So konnte sie in ein Nacht nicht schlafen, hatte Rückenschmerzen. Sie traute sich nicht, sich bei ihrer Schwiegermutter zu melden mitten in der Nacht. Ihr Mann war nicht zuhause gewesen. Als sie Licht im Zimmer der Schwiegermutter sah, ging sie zu ihr und erzählte von ihren Schmerzen und ihrer Schlaflosigkeit. Diese entschied, ins Krankenhaus zu gehen. Dort wurde ihr dann von der Hebamme gesagt, dass sie schon unter Geburt war. Sie war Anfang siebten Monats.

Sie fuhren nun über die schlechte Straße bis in die Nachbarstadt. Dort angekommen durfte sie keiner in den Geburtssaal begleiten. Keiner. Sie als junges Mädchen, ein Herz voller Angst und Ungewissheit, in der Erwartung, ein totes Kind zur Welt zu bringen, musste ganz allein das alles durchmachen. Mein eigenes Herz schmerzt, wenn ich daran denke, wie herzlos das war. Sie hatte Angst, solche Angst, erzählt sie mir. Und ihre Augen füllen sich mit Tränen. 

Das Kind, ein kleines hübsches Mädchen wurde geboren. Und es schrie. Wie alle normalen Kinder schreien. Ein kleines Wunder. Es hat die Geburt überlebt! 
Sofort kam es in einen Inkubator. Meine Freundin sollte es nie halten dürfen. 
Keiner hätte gedacht, dass es leben würde. Doch die kleine machte es tapfer. Tag für Tag stieg die Hoffnung, dass sie es schaffen würde. 

Doch in einer Nacht, als meine Freundin nach ihr sehen wollte, da wurde sie von der Schwester gefragt: „Bist du die Mutter von dem Abort?“ (Allein die Mutter eines Kindes, das lebendig geboren ist, so zu nennen, macht mich wütend.)
„Dein Kind ist gestorben.“

Sie war allein. Ganz allein. Und es ging ihr so schlecht. Sie fühlte sich so verloren. So traurig. Mit wenig Mitgefühl an der Seite und mit keiner vertrauten Person als sie diese niederschmetternde Nachricht hörte. Sie musste nun rausgehen zum Wachmann an das Tor, um diesen zu bitten, mit ihrem Mann telefonieren zu können. 

Wenig später kamen dann alle. Ein Tag später war die kleine tapfere Armela beerdigt. Meine Freundin musste dann noch viele Monate liegen, da es anscheinend Komplikationen mit ihrer Gebärmutter gab oder was auch immer.

Als sie es mir so erzählt, die Geschichte der kleinen Armela, da steigen in mir unterschiedliche Gefühle hoch. Ich stell mir meine Freundin als junges Mädchen vor, selber noch ein Kind. Und dann passiert so etwas. An so vielen Stellen war sie allein. Als die Wehen begannen war sie allein. Als sie das Kind gebar, war sie allein, ohne vertraute Hand an ihrer Seite. Als sie die Nachricht vom Tod des Kindes bekam, war sie allein. Als sie in die Nacht lief, um ihren Mann zu informieren, war sie allein.
Wie gerne wäre ich ihr da beigestanden. Hätte ihre Hand gehalten und sie getröstet.

Doch jetzt, 15 Jahre nach all dem, da bricht es wieder in ihr hervor. Ich weiß nicht, ob sie je mit jemanden so darüber geredet hat. Ob sie je Raum hatte, ihre Trauer zu verarbeiten, mit einer verständnisvollen Person an ihrer Seite. Die Gefühle, die sie damals hatte, die kamen wieder hoch. Das junge Mädchen war plötzlich wieder da. Und die Erinnerung an ihre erste Tochter. 

Nach all dem dem bekam sie zwei gesunde Töchter und zwei Söhne. Der jüngste, so at wie Livia, weiß nichts von seiner dritten Schwester. Er sei noch zu klein dafür. 

Ich bete und hoffe sehr, dass Jesus ihr in all ihrem Schmerz begegnet. 
Wieviel Schmerz überhaupt liegt wohl in den Herzen der Frauen hier begraben. Das frage ich mich und ich bin traurig bei diesem Gedanken... 

Ein Besuch in einem albanischen Krankenhaus

Meine Nachbarin ist vor zwei Wochen gestürzt und hat sich den Kiefer verletzt. Sie kam in ein Krankenhaus in Tirana. Es ist das Krankenhaus, in dem alle Notfälle behandelt werden, mit Helikopter Landeplatz direkt vor dem Gebäude.

Aus einer gedachten Kleinigkeit wurde ein zwei wöchiger Aufenthalt. Ungeplant musste sie operiert werden und war darauf hin sehr geschwächt und kaum fähig aufzustehen. Ihr Mann blieb die ganze Zeit an ihrer Seite und ihre drei kleinen Kinder (im Alter unserer Kinder) blieben wohl oder übel allein mit ihrer Schwiegermutter zuhause.

Danny und ich gingen sie nun letzte Woche besuchen. Ich hatte kleine Briefe von ihren Mädels dabei und auch noch einige andere kleine, schöne Dinge.

Vor dem Krankenhaus trafen wir den Mann meiner Nachbarin. Das hatte Gott so geführt. Mir wurde gesagt, sie liegt im zweiten Stock in Zimmer 3. Das klang einfach. Dachte ich mir. Als wir dann den doch recht schönen Eingangsbereich hinter uns gelassen hatten, ging es Treppen hoch und viele viele schmale Gänge entlang, immer wieder. Vorbei an lauter offenen Zimmertüren, durch die man die Patienten oft mit einer ganzen Anzahl von Angehörigen sehen konnte. Hier spätestens war mir wieder klar bewusst: Ich bin in einem albanischen Krankenhaus. Keine Privatsphäre, schlechte Betten, einfachste Ausstattung.

Dann kamen wir in Elenas (Name geändert) Zimmer. Ich hatte es mir anders vorgestellt. Obwohl ich doch weiß, dass wir in Albanien sind. Dennoch.
Naja, es war ein sehr kleines Zimmer. Das kleine Fenster zugehängt, der Putz an der Wand am Abblättern. Und da standen drei Betten. Auf engstem Raum. Noch zwei ältere Frauen lagen dort. Eine mit Zahnproblemen und eine mit einem Gips am Bein. Neben dem Bett ein kleiner drehbarer Hocker. Ich wurde gleich gewarnt, bevor ich mich mit Henry setzen wollte, dass er wackelt und ich leicht fallen könnte. Am besten ruhig in der Mitte sitzen. Langsam versuchte ich es. Er hielt. Das war der Platz, auf dem der Ehemann die letzten knapp zwei Wochen seine Tage und Nächte verbrachte. Er schlief tatsächlich auf diesem Hocker sitzend mit dem Kopf auf dem Bett. Kaum zu glauben...

Meiner Nachbarin kamen die Tränen. Und mir auch. Ich übergab ihr nach einer herzlichen Begrüßung die Briefe der Kinder und meine kleinen Geschenke. Auch der Mann hatte Tränen in den Augen, worauf hin er sich gleich die Rüge der älteren Frau einholte. Das ist eine Schande, als Mann weint man doch nicht. ... ja, diese Meinung herrscht hier noch. Ich sagte meine Meinung dazu. Etwas später kam die Krankenschwester und wechselte die Infusion. Nicht ohne uns vorzuwerfen, wie wir mit kleinen Kindern hier herkommen könnten... mehr als Infusionen wechseln tun die Krankenschwestern oftmals nicht. Alle anderen Arbeiten sind den Angehörigen überlassen. Das ist unglaublich für deutsche Ohren und Augen.

Wir blieben nicht allzu lange. Ich ließ ihr etwas lesen da und betete am Ende noch für Elena. Danny drückte dem Mann noch Geld in die Hand. Krankenhausrechnungen sind sehr hoch und alles muss selbst bezahlt werden. 
Als wir gingen, sah ich, wie sie ungehemmt begann zu weinen. Mir brach es das Herz und am liebsten wäre ich zurück und hätte sie nochmal fest gedrückt.

Ihr Mann begleitete uns hinaus. Er erzählte uns wie er der Ärztin vor jeder Visite erstmal umgerechnet 7 € in die Hand drückt, um auch sicher zu sein, dass sie sich „bemüht“, dass sie weiterhin kommt und die Sache ernst nimmt. In mir sträubt sich alles, wenn ich so was höre. Solch ein korruptes System. Solch eine Ausbeuterei. Solch eine Ungerechtigkeit! Es macht mich ärgerlich. Man kommt hier fast nicht darum herum, dieses System auch noch zu unterstützen. Aber natürlich will man, dass sich gut gekümmert wird. Was soll man da machen?

Ich sage zu Danny nur, dass ich solche Angst hätte, wenn ich in solch ein Krankenhaus müsste und da behandelt werden würde. Das wird wahrscheinlich nie vorkommen. Aber all die Menschen hier sind dem ausgeliefert. Und das ist noch eines der wirklich guten. Wieviel schlechter geht es den meisten Albanern. 

Ich verstehe nun sehr gut, warum das ein sehr großer Wunsch der Menschen gegenseitig ist: bleib gesund! Gesundheit ist alles! Usw.

Und ich bin einfach nur dankbar für unser gutes deutsches medizinisches System.
Ich habe mir angewöhnt, immer wenn ich in Deutschland in einem Wartezimmer sitze, Gott einfach nur zu danken für den Luxus. Ich weiß, dass auch in unserem Land nicht alles nur toll ist. Doch vergleiche es mit hier, und ja, es ist toll! 

Meine Nachbarin kam vor zwei Tagen heim. Immer noch sehr schwach. Heute hörte ich, dass gesagt wird, sie hat ein Bein gebrochen, da sie mit einem Rollstuhl gefahren wurde. Das stimmt nicht. Doch die Gerüchteküche unserer kleinen Stadt brodelt. Doch das ist ein anderes Thema. Es geht ihr immer besser. Das schlimmste hat sie überstanden.

Wie ermutigende Worte uns herausfordern weiterzumachen

Eine der schönsten Dinge beim Führen eines Blogs sind die positiven Rückmeldungen, die man bekommt.

Wir haben die letzten 3 Monate nichts gepostet und man muss sich ehrlich gesagt wieder aufraffen, in einen guten Rhythmus  rein zu kommen.

Weil wir aber wissen, dass viele Menschen unseren Blog mit Gewinn lesen, möchten wir auf jeden Fall damit weitermachen.

Um uns selbst Mut zu machen und dir mal einen kleinen Einblick zu geben in die unterschiedlichen Rückmeldungen auf unseren Blog, haben wir mal eine kleine Auswahl ermutigender Zuschriften zusammen gestellt. (Wir möchten uns dadurch nicht selbst loben, sondern vielmehr den Blick auf die lieben Menschen richten, die sich die Mühe gemacht haben, uns zu schreiben.)

Robert schreibt:
Ich habe durch Zufall eure Internetseite entdeckt und einiges im Blog gelesen und bin tief beeindruckt von euch und eure Überzeugung und dem Projekt in Albanien. […] Mein Beweggrund euch zu schreiben ist euch einfach meinen Respekt auszusprechen und euch Glück und Zufriedenheit zu wünschen.
Eure tiefe Überzeugung und Einsatz dafür bewundere ich. Nach nur vielleicht einer Stunde auf eurer Internetseite habe ich verstanden, dass trotz der ganzen Schwierigkeiten in Albanien, ihr mehr erreicht habt im Leben als viele andere Menschen.

Damaris schreibt:
Ihr Lieben!
Gerade habe ich mal wieder eure wertvollen Beiträge auf eurer Internetseite gelesen. Und auch wenn ich euch nicht persönlich kenne, fühle ich mich mit euch verbunden und schätze euren Dienst den ihr in Albanien tut, sehr. Danke für die Ermutigung euch zu ermutigen.:) Ich denke oft an euch und bete auch für euch wenn mir gerade beim Lesen etwas auffällt. Aber ich traue mich oft nicht zu schreiben. Aber jetzt bekommt ihr eine Nachricht 😉

Christine schreibt:
Und ich möchte Euch sagen, dass Ihr den besten Rundbrief/Blog habt, den ich kenne !!!
Man ist wirklich wunderbar in Eure Arbeit, in Euer Land/Stadt mit hinein genommen, echt super 🙂

Kathrin schreibt:
[…] Ich bin total ermutigt von euren Beiträgen und von dem einfachen, festen Glauben an Jesus und die Bibel. Dafür will ich euch danken und den Herrn loben! […] Ich bin unfassbar ermutigt von der Ehrlichkeit, die ihr an den Tag legt und von der Mühe, die ihr euch macht für den Herrn und euren Nächsten. Danke!!!

Joachim schreibt:
Habe Euren Blog link von einer Freundin bekommen und wollte Euch nur mal eben sagen: echt gut gemacht, beeindruckend!

Simon schreibt:
Ich lese regelmäßig euren spannenden Blog und finde es echt genial, dass ihr in Albanien seid und dass ihr euch dort von Gott gebrauchen lasst

Ulrike schreibt:
Danke, dass ihr sooo fleißig schreibt und so unglaublich kreativ seid in eurer Art uns an eurem Leben teilhaben zu lassen. Es ist immer wieder gut zu lesen und “wirklich mit hinein genommen zu sein” in eure neue Welt. In die Ängste und Sorgen, aber auch die wunderbaren und wundersamen Erlebnisse, die ihr schon in diesem einen Jahr dort in Krume haben dürft.

Bärbel schreibt:
Danke für eure Mails und Blogs. Ich habe sie in eurem Deutschlandaufenthalt vermisst :).

Kathrin schreibt:
Vielen Dank euch für euren Blog und die Gebetsmails, sie helfen mir echt! Es ist so ermutigend, von euch und eurem Vertrauen auf Gott zu hören und davon, was Gott durch euch bewirkt…und auch die Tatsache, dass ihr eure Herausforderungen und Nöte mit uns teilt, macht mir immer wieder bewusst, dass Gott uns nicht immer am Leiden vorbei führt, aber hindurch!
[…] Ich preise Gott für seinen Weg mit euch und dass ihr ihm nachfolgt und so große Ermutiger und Vorbilder für mich seid!
Danke euch für euren Einsatz und all die Opfer, die ihr gebracht habt und täglich bringt, um Gott mit eurem Leben zu verherrlichen und den Menschen zu dienen. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Glauben, weiterzumachen und euch am Herrn zu freuen, Gemeinschaft mit ihm zu verbringen und Weisheit, den Menschen im Sinne Jesu zu begegnen.

Ist das nicht ermutigend. Die meisten von diesen Menschen haben wir noch nie persönlich getroffen.

Bei Gott gibt es keine Zufälle

Diese Woche habe ich wieder meine Freundinnen besucht, mit denen ich schon länger anfangen wollte, in der Bibel zu lesen. Sie sind sehr offen, haben einen Hunger, mehr von Jesus zu erfahren und haben beide nach Gebet körperliche Heilung erfahren.

Gott ist sichtlich in ihrem Leben am Werk. Das ist schön zu sehen.

Bisher wurden wir immer wieder durch irgendwelche Dinge mehr oder weniger abgehalten, effektiv und fortlaufend zu lesen. Und dann kann das so schnell wieder in den Hintergrund gelangen. Genau das möchte ja der Feind auch.

Doch ich habe mir nun fest vorgenommen, in diesem Jahr sehr zielstrebig daran zu arbeiten, mit ihnen zu lesen und zu beten. (Beten tun wir eigentlich fast immer- sie schätzen das Gebet im Namen Jesu sehr.) Ich machte mir einen Plan und wollte gerne an diesem Vormittag auf jeden Fall damit anfangen.

Nun, nach dem üblichen Gespräch am Anfang, einem Saft und Kaffee wollten wir gerade beginnen, da klopfte es an der Tür und die Nachbarin kam. Schon das letzte Mal, als ich dort war, kam die Schwiegermutter vorbei und mein Plan, Bibel zu lesen war dahin. Das Gesetz der Gastfreundschaft steht über allem!

Nun kam wieder jemand. Wieder eine Störung, so könnte man denken.
Ich war jedoch nicht enttäuscht. Schon zu oft habe ich Gottes Handeln erlebt in Situationen, die mir zu Beginn erstmal wie nicht so günstig erschienen. Gerade dann handelt Gott oft auf die wundervollste Weise. Und so war ich einfach gespannt, entspannt und ruhig darüber, dass Gott alles in Händen hält.

Die Frau erzählte von ihrem schlimmen Husten und wir durften für sie beten.
Dann sah sie die Bibel und erzählte, sie hätte darin auch schon gelesen und sie würde so gerne neues lernen.
In Absprache mit meinen beiden Freundinnen luden wir sie ein, doch auch zum BibelleseTreff zu kommen. Sie ist sehr gerne dazu bereit.

Mein Herz freute sich so. Das war immer meine Vorstellung gewesen: ein kleiner Bibelentdeckerkreis bei Frauen zu Hause für Frauen. 

Ich bin überzeugt, dass es bei Gott keine Zufälle gibt. Er hat diese Frau vorbei geschickt und er hat seine Absichten und seinen Plan damit! Das macht mich so dankbar und ich bin in freudiger Erwartung auf unsere nächsten Treffen. (Werde soweit möglich immer Dienstag Vormittag ab halb zehn dort sein. Danke für eure Gebete!)

Wenn die eigene Mutter wieder geht ...

3a1a1801-editIn der letzten Woche hatte ich meine Mutter zu Besuch. Es ist schon das zweite mal, dass sie hier ist, dennoch ihr erster Besuch liegt zwei Jahre zurück.

Umso schöner war es, ihr die Stadt zu zeigen, die sich sehr verändert hat (allem voran die Mülleimer und Müllcontainer- vorher gab es die nicht) und ihr an unserem nicht immer leichten Leben im Winter Anteil zugeben. In den neun Tagen stiegen wir kein einziges Mal ins Auto. Wir waren nur hier im engen Umkreis. Aber so ist das Leben eben für mich.

Als es dann am Ende zur Verabschiedung bei Rrushe ging, da wurde mein Herz besonders bewegt. Meistens höre ich die schönsten Worte von Rrushe erst dann, wenn sie mit anderen über mich spricht. So sagte sie meiner Mutter (ich musste natürlich übersetzen:), dass ich für sie nicht wie eine Schwiegertochter bin, sondern wie eine richtige Tochter. So sehe sie mich. Eine Schwiegertochter hat hier in Albanien einen ganz anderen Stellenwert wie die eigene Tochter. Ich hatte mich schon manchmal spaßeshalber so genannt, aber sie legte diesmal Wert darauf, dass sie sich mit mir so eng verbunden fühlt. Und das hat mich, und auch meine Mama sehr gefreut und gerührt.

Es ist ein Segen, unsere zwei alten Freunde unter uns zu haben. Für uns sind sie wie Eltern, für die wir uns auch verantwortlich fühlen und für unsere Kinder sind sie Großeltern. Das ist so ein Geschenk!

Wenn unbekannte Menschen dir Post schicken

weihnachtspostImmer wieder hören wir von Leuten, die unseren Blog verfolgen. Wir sind dann ganz erstaunt. Manchmal wünschte ich mir zu wissen, wer da immer wieder vorbei schaut auf unserer Seite. Aber ich weiß, dieser Wunsch wird mir nicht erfüllt werden. Wer eine öffentliche Seite betreibt, muss mit dieser Unwissenheit leben. Zurück bleibt ein besonderes Gefühl, dieses Wissen, dass es irgendwo da draussen Menschen gibt, die sich die Mühe machen unsere Seite zu besuchen und an unserem Leben Anteil zu nehmen.

Wen und was wir durch unsere Beiträge erreichen, weiß wohl letztendlich nur der allwissende Gott. Aber hin und wieder werden wir beschenkt, weil Leser sich die Mühe machen und sich zu erkennen geben.

Sie wenden sich durch das Kontaktformular an uns und wollen in den Rundbriefverteiler aufgenommen werden.

(Eine Notiz an Agnes B.: Du hattest uns eine Email geschickt, aber leider haben wir deine Kontaktdaten verloren. Also falls du dies liest, dann melde dich doch nochmal und ich nehme dich in unseren Verteiler mit auf.)

Oder sie schreiben uns eine Email oder FB-Nachricht weil sie in irgendeiner Weise Kontakt zu uns auf nehmen wollen. Meistens hat es mit Besuchsanfragen, Asylantenhilfe oder anderen Infos zu Albanien zu tun.

Ganz selten jedoch erleben wir, dass sich eine Leserin die Zeit nimmt und uns eine handgeschriebene Karte schickt. Vor zwei Tagen haben wir Post von Friederike aus Potsdam bekommen. Es war eine einfache Karte mit persönlichen, mutmachenden Worten. Sie bedankte sich für das Vorrecht an unserer Arbeit teilhaben zu dürfen. Auch wenn wir mit der formellen Sie-Anrede angesprochen wurden, so war diese Karte wie ein Sonnenstrahl, der durch den seit Tagen nebelverhangenen Himmel dringt. Danke dir Friederike. (Ist es ok, wenn wir uns duzen? ;-))

Und nun möchte ich mich kurz an den unbekannten Leser wenden. Vielleicht gehörst ja du dazu.

Ein Wort des Dankes

An dieser Stelle bedanke ich mich für dein Interesse an unserem Leben und unserem Dienst. Durch Gottes gütige Vorsehung hat er es so geführt, dass du nun an unserem Leben Anteil nimmst. Wir wissen nicht, was Gott in deinem Leben tut und wie er dich gebraucht, aber wir hoffen dich durch unseren Dienst ermutigen zu können.

Ein Wort der Ermutigung

Und falls dir irgendwann mal der Gedanke kommt Kontakt mit uns aufzunehmen, dann sei so frei und tu es. Schreib uns, wie du uns gefunden hast und schreib uns, was dich sonst bewegt. Uns macht das Mut und erinnert uns daran, dass hinter den sogenannten "Visitors" echte Menschen stehen, die wirklich Anteil nehmen.

Ein kurze Entschuldigung

Unser Dienst besteht vor allen darin, den Menschen hier zu dienen und ihnen das Evangelium von Jesus Christus zu bringen. Diese Aufgabe allein füllt unser Leben ganz schön aus. Zudem haben wir drei Kinder unter 5 Jahren, die all unsere Kraft fordern. Und neben vielem anderen möchten wir diesen Blog pflegen und Beiträge veröffentlichen. Wir bitten um dein Verständnis, wenn wir es nicht schaffen, regelmäßig neue Beiträge zu veröffentlichen.

 

Was ich heute von einem alten Mann gelernt habe

Täglich begegne ich Männern. Wir begrüßen uns, führen ein kurzes Gespräch und trinken hier und da auch mal einen Kaffee zusammen. Die Gespräche, die wir führen, sind meistens nicht sehr tiefgehend. Immer wieder neu stehe ich vor der Herausforderung, die Gespräche mit den Männern auf eine geistliche Ebene zu führen und mit ihnen über den Glauben an Jesus zu reden.

Deswegen bin ich doch hier. Die Männer können mit jedem anderen über das Wetter oder Politik oder Fussball reden. Ich will von dem Alltäglichem zum Wesentlichen kommen.

Aber ehrlich gesagt: Es fällt mir schwer.

Es muss aber nicht so sein, wie ich heute morgen gelernt habe. Davon will ich dir kurz erzählen.

Heute morgen betete ich durch den Psalm 71. Diesen Psalm schrieb ein Mann, der am Endes seines Lebens stand. Er schaut zurück auf sein Leben und ist begeistert von der Treue und den Wundertaten Gottes. Er möchte seinen Enkeln von diesem Gott und seiner Macht erzählen. Er schreibt:

Auch im Alter, Gott, verlass mich nicht,
und wenn ich grau werde,
bis ich deine Macht verkündige Kindeskindern
und deine Kraft allen, die noch kommen sollen.

Ich stehe noch nicht am Ende meines Lebens, zumindest bin ich noch nicht alt und grau, aber so möchte ich auch am Ende meines Lebens vor Gott stehen. Vertrauensvoll und dankbar, will ich begeistert von der Größe unseres Gottes reden.

Aber ich fand in diesem Psalm auch eine Herausforderung für mich und meine Gespräche mit den Männern. Nachdem der Psalmist zu Beginn über die Treue Gottes schreibt und wie er Zuflucht gefunden hat in seinem Gott, sagt er in Vers 8.

Lass meinen Mund deines Ruhmes
und deines Preises voll sein täglich.

Ich lerne für mich:

1.Weil mein Gott mir Zuflucht bietet, und weil er mir immer hilft, deswegen habe ich allen Grund Gott täglich zu loben in den Gesprächen mit den Männern.

Desweiteren schreibt der Psalmist von seinen Herausforderungen. Da sind Feinde, die schlecht über ihn reden. Und da sind Zeiten, in denen Gott ferne zu sein scheint. Obwohl der Psalmist sich nicht auf einem geistlichen Höhenflug befand, konnte er dennoch sagen(v.14-16):

Ich aber will immer harren
und mehren all deinen Ruhm.
Mein Mund soll verkündigen deine Gerechtigkeit,
täglich deine Wohltaten, die ich nicht zählen kann.
Ich gehe einher in der Kraft Gottes des HERRN;
ich preise deine Gerechtigkeit allein.

Ich lerne für mich:

2. Auch wenn die Umstände schwierig sind, halte ich an Gott fest und mache ihn groß in den täglichen Gesprächen mit Männern.

Der Psalmist erlebt seinen Gott in den Höhen und Tiefen seines Lebens. Niemals zweifelt er an ihm, sondern er bezeugt, wie Gott ihn aus den Tiefen des Lebens gezogen, und wie er ihn in den Ängsten getröstet hat. Am Ende steht wieder das Bekenntnis zum Lob Gottes(v.23-24)

Meine Lippen und meine Seele, die du erlöst hast,
sollen fröhlich sein und dir lobsingen.
Auch meine Zunge soll täglich reden
von deiner Gerechtigkeit;

Ich lerne für mich:

3. Ich muss nicht durchmachen, was der Psalmist durchmachte, um meinen Gott in den täglichen Gesprächen zu loben. Gott hat mich von meiner Sünde erlöst und deswegen habe ich allen Grund täglich zu reden von meinem Gott.

Doch worüber soll ich mit den Männern konkret reden? Was ist das Hauptthema bei dem Psalmisten. Er schreibt an 4 verschiedenen Stellen, dass er von der Gerechtigkeit Gottes reden will.

Mein Mund soll verkündigen deine Gerechtigkeit,

Ich preise deine Gerechtigkeit allein.

Gott, deine Gerechtigkeit reicht bis zum Himmel;

Auch meine Zunge soll täglich reden
von deiner Gerechtigkeit;

Doch was bedeutet das?

Die Gerechtigkeit Gottes ist sichtbar geworden in Jesus. Gott ist gerecht und er macht den gerecht, der an Jesus glaubt (vgl. Röm 3,26)

Ich frage mich, wie der Psalmist wohl geredet hätte, wenn er von Jesus gewusst hätte, und der Gerechtigkeit, die wir durch ihn erlangen. Ich bin überzeugt, dass er Gott gepriesen hätte, in dem er über Jesus und seine Werk reden würde.

Ich lerne für mich:

4. In den Gesprächen mit den Männern will ich Geschichten von Jesus und seinen Wundertaten erzählen. Vor allem will ich sprechen über das größte Wunder überhaupt: Jesus, der von Gott gesandte Retter, stirbt für uns Menschen um uns gerecht zu machen.

Heute morgen habe ich gebeten: Gott sprich zu mir. Und er hat es getan, durch die Worte eines Psalmisten, der vor tausenden von Jahren lebte. Dieser Psalmist hat das gelebt, was für mich eine Herausforderung ist. Gott und sein Wirken einzubinden in die täglichen Gespräche mit den Männern. Von ihm will ich lernen und Gott um seine Hilfe bitten. 

Der Same geht auf

Als wir noch nicht lange hier im Land waren, ging ich an einem trüben Tag spazieren. Ich war entmutigt von so einigen Dingen und wollte einfach nur meine Ruhe haben. Ich ging mit den beiden Kids raus und betete, dass ich möglichst wenige Leute treffe, die meine Kinder kneifen oder mit mir in meinem holprigen albanisch sprechen wollen.

So ging ich los und steuerte Richtung Berg, um zu sehen, ob ich dort vielleicht einen etwas abgelegenen Weg finden würde. Ich hatte es satt, immer angestarrt zu werden. Doch so kam ich in eine Sackgasse. Ich sah mich etwas um, doch es gab keinen Weg.

An einem alten Bretterverschlag kam eine junge Frau zum Vorschein. Sie schaute mich interessiert an und sagte dann: “Ist das nicht die Deutsche?” - So viel verstand ich auf jeden Fall schon. Und ich sagte: “Ja, die ist es.”
Daraufhin freute sie sich und lud mich mit einem strahlenden Lächeln zum Kaffee ein. Wir setzten uns draußen hin, ich mit Livia im Tragetuch. Sie brachte ihren kleinen Bunsenbrenner und braute einen türkischen Kaffee zusammen. Sie lobte mich für mein gutes albanisch (Balsam für meine entmutigte Seele) und so stiegen wir in ein einfaches und doch sehr herzliches Gespräch ein. Gleich kam auch noch ihre Schwägerin, hinzu, die direkt neben ihr im gleichen, einstöckigem Haus wohnt.

Heute sitze ich hier, vielleicht knapp zwei Jahre später und kann nur staunen, was Gott aus dieser Begegnung gemacht hat. Wir entwickelten eine Freundschaft, die anders war als manche andere. Da war Offenheit, gemeinsames Lachen und dennoch auch eine Bereitschaft, mit mir ihre Sorgen und Nöte zu teilen. Sie kamen mich auch immer wieder mal besuchen, was auch schon nicht ganz gewöhnlich ist.

Alma und Rosi (Namen geändert) sind die ersten zwei Frauen, denen Jesus das Herz geöffnet hat und die die Botschaft des Evangeliums verstehen durften:

Ein paar Wochen vor Weihnachten war ich wieder mal zu Besuch (gesegnet ist meine liebe Rrushe, bei der ich meine Kids immer mal wieder lassen kann, wenn ich in Ruhe Besuche machen will). Wir sprachen über unser großes Fest und wieder begann Alma, von Jesus zu reden (sehr außergewöhnlich) und wie er sie damals, als sie sehr viele Probleme hatte, erhört hat. Sie hatte in einer (ich nehme an katholischen) Kirche, in der ein großes Kreuz hing, gebetet und Jesus hatte sie in vielem erhört. Das ist schon viele Jahre her. Sie wusste nichts mehr davon, was das Kreuz bedeutete, aber sie wusste, dass im Namen Jesu Kraft ist!

Ich hatte für sie dann letztes Jahr zu Neujahr gebetet und auch da erhörte Jesus. In ihr ist ein Hunger und eine Leidenschaft, mehr von Jesus zu erfahren. Und es gibt nichts, was ich lieber tue, als mit den Menschen hier über Jesus zu reden. So erzählte ich ihr wieder Seine Geschichte. Ich sagte ihr auch, dass Jesus nicht an heilige Orte gebunden ist, sondern dass er hier in meinem Herzen lebt, und dass das jeder Mensch erleben darf, der mit ihm leben möchte.

Oh, das wolle sie auch! Mit strahlenden Augen, als hätte sie die ganze Zeit nur darauf gewartet, sagte sie, sie wüsste nur nicht, wie sie das machen kann. Ich sagte ihr, sie könne einfach zu Jesus beten und im sagen, dass er in ihr Leben kommen solle. … Dann kamen die Kids vom Kindergarten und von der Schule. Bis an diesen Punkt hatten wir Ruhe und keine Störung (das ist immer wieder ein entscheidender Faktor - so oft kommen Kinder oder Nachbarn und unterbrechen ein Gespräch). Ich hatte großen Frieden und versprach ihr, bald zu kommen, um mit ihr gemeinsam zu beten und in der Bibel zu lesen. (Ich hatte ihr schon vor einiger Zeit eine Bibel geschenkt.)

Nach ein paar Tagen ging ich wieder hin. Ich war aufgeregt. Ich finde es schon in deutsch so eine besondere und nicht ganz einfache Aufgabe, einen Menschen “zu Jesus zu führen”, wie wir so schön sagen. Zuvor hatten wir albanische Kalender aus Deutschland zugeschickt bekommen, die wir hier zu Neujahr als Geschenk weitergeben. Darin fand ich eine Karte in albanisch, wie man ein neues Leben mit Jesus beginnen kann, inklusive Gebet. Das war mir eine große Hilfe.

Als ich nun in Almas Haus kam, waren da gerade zwei Nachbarinnen. Ich wusste fest im Inneren, dass Gott uns den richtigen Augenblick schenken wird. Ich freute mich wie immer, neue Frauen kennenzulernen. (Sie luden mich auch herzlich in ihre Häuser ein - Halleluja!) Eine von beiden stellte sich als gute Bibelkennerin heraus. Sie meinte, sie hätte vor langer Zeit mal Bücher darüber gelesen. Sehr interessant!

Nach einer Weile gingen sie. Zuvor hatte Alma noch gesagt, dass sie gestern mit ihrem Mann gesprochen hätte und der nicht wolle, dass sie in der Bibel liest, da das nicht ihr Buch sei. Mit Jesus hätte er kein Problem. - Ich dachte schon: Hoffentlich macht sie jetzt nicht einen Rückzieher.

Doch nachdem der Besuch weg war, rückten die zwei, Rosi und Alma, nahe zu mir und ich fragte sie, was wir jetzt machen. Doch das Interesse war unverändert. Die geschenkte Bibel, die einen Ehrenplatz im Regal hat, sei kein Problem, da sie ja ein Geschenk ist.
Ich hatte auch noch eine Kinderbibel dabei, da ich weiß, dass gerade Alma das Lesen in der Bibel schwer fällt (sie hatte nur einfache Schule gemacht und danach keinerlei Übung im Lesen gehabt - das geht vielen Frauen hier so).
Diesmal war auch Rosi viel mehr bei der Sache und stellte gute Fragen und lenkte nicht mehr ab (wie sie manchmal tat). Wir lasen gemeinsam die wichtigen Bibelstellen und Rosi las das Gebet laut vor. Bei dem Vers, dass die Gnade Gottes das ewige Leben ist, meinte Alma ganz begeistert, dass wir uns ja dann später in der Ewigkeit sehen und uns zuwinken können - darüber freute sie sich sehr. 🙂

Ich betete noch mit den beiden und nahm sie fest in den Arm. Sie hatten mir schon öfter gesagt, dass ich für sie wie eine Schwester bin. Nun konnte ich ihnen sagen, dass wir geistlich wirklich Schwestern sind.

Als sie mich nach draußen begleitetet (man wird hier immer mindestens bis zum Tor begleitet, wenn nicht noch ein ganzes Stück länger!), sprachen wir darüber, wie wunderbar es ist, dass Jesus jetzt immer bei ihnen ist. Ich gehe vielleicht irgendwann, doch er bleibt. Beide haben große Nöte in ihren Familien. Rosi hat vier Jungs, die jetzt in die Pupertät kommen. Ihr Mann lebt illegal in England und kann daher auch nicht so einfach zurückkommen. Alma hat einen Mann, der spielsüchtig ist und auch viel trinkt. Er war schon viele Jahre im Gefängnis (was den großen Altersunterschied ihrer Kinder erklärt: der eine ist 14, der andere 4 Jahre alt). Jetzt ist sie nochmals schwanger.

Ich bin sehr gespannt, was Gott in diese Familien tun wird. Sie haben den gleichen Nachnamen, wie “unsere” Familie hier, Rrushe und Shaban. Sie haben noch sieben Schwägerinnen von seitens der Männer. Immer wieder treffe ich Besuch in ihren Häusern an. Zwar dürfen sie nicht allzu viel raus (natürlich nur mit Erlaubnis - auch des Mannes, der in England ist…), aber sie haben ein offenes Haus und das lässt mich hoffen, dass sie die gute Botschaft weitersagen können.

Betet bitte für diese zwei jungen Gläubigen. Betet für Wachstum und steigende Erkenntnis. Um Weisheit für mich und um wirkliche Veränderung und Gebetserhörungen in ihren Familien. Vielleicht sind diese beiden Frauen nur der kleine Anfang! Betet, dass in ihren Häusern ein Hauskreis entsteht. Betet um Errettung für ihre ganze Familie!

Mir zeigt diese ganze Geschichte Gottes wunderbares Handeln in den einzelnen Schritten, die ich gemeinsam mit diesen beiden Freundinnen gehen durfte. Er benutzte meine Entmutigung für die erste Begegnung. Er ließ Freundschaft und Vertrauen wachsen. Er machte ihnen Dinge klar (z.B. haben sie aufgehört, den Kaffeesatz zu lesen, eine abergläubische Praktik, die sie aber fast immer bei meinem Besuch taten). Er erhörte mein Gebet und schenkte Veränderung in Almas Herzen. Er hatte sie schon vor vielen Jahren vorbereitet und wusste genau, dass sie nun mir begegnen würde, einem Menschen, der ihr die Bedeutung des Kreuzes erklären kann. Gott hat es geschenkt, dass nun beide Schwägerinnen, die fast immer zusammen sind, nun gemeinsam erkennen durften, wer Jesus ist und diesen Weg gehen wollen. Ich bin begeistert! Preist den Herrn!