Im Haus der unbeschreiblichen Trauer

Es ist ein warmer Tag. Ich mache mich mit meiner Kollegin auf den Weg. Es fällt mir nicht leicht, dieser Weg. Eigentlich würde ich ihn lieber nicht gehen. Doch ich weiß, dass Jesus möchte, dass ich ihn gehe.

Wir fahren erst über eine asphaltierte Straße. Da kommt die große Ebene. Dort, wo ich immer die vielen Ziegen meiner Freundin sehe, wie sie weiden. Jetzt denke ich unweigerlich an etwas anderes.

Irgendwann biegen wir von der guten Straße ab und folgen einer holprigen, mit Schlaglöchern gesäumten Straße. Uns kommt ein alter Mann mit einigen Kühen entgegen. Ein Kalb springt hinter her. Ich sehe Familien auf dem Feld arbeiten.

Wir beten gemeinsam. Beten für diesen anstehenden Besuch.

Am Rand der Straße stellen wir unser Auto ab. Dieses Haus, das muss es sein. Es ist warm. Ungewöhnlich warm. Es ist eine Dorfidylle. Und so still. So still. Als wenn die Wärme alle Geräusche aufsaugt. Alles so beschaulich, so friedlich. So wirkt es.

Wenn ich es nicht besser wüsste.

Mein Herz klopft. Langsam öffne ich das Tor. Ein großes Grundstück eröffnet sich uns. Da steht ein Auto und in ihm sitzt ein Mann. Wir begrüßen uns. Ich frage nach, bist du...

Ja, ich bin der Mann von Frieda. Ich sehe ihn an. Mein Herz wird schwer, ihn zu sehen. Voller Mitleid. Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen. Doch ich weiß, in welcher Kultur ich hier lebe und lasse es.

Er führt uns in das Haus. Einige Frauen sind da. Alle in schwarz. Alle mit müden Augen, Traurigkeit und tiefer Schmerz liegt in der Luft. Wir treten ein in das Haus der Trauer. In das Haus einer guten Freundin, einer Frau, die wir wertschätzen und lieben.

Es tut mir weh im Herzen, die sonst so fröhliche Frau so sehen zu müssen.

Ich umarme sie, sie nennt meinen Namen. Sie muss nicht viel sagen. Lange stehen wir so da. Ich möchte sie halten. Möchte ihr beistehen. Möchte all meine Gefühle, mein Mitgefühl in diese Geste legen. Ich weine mit ihr. Weine, im Haus der Trauer.

Es war geschehen, kurz bevor ich nach Albanien zurückkam.
Sieben Jungs, alle zwischen 15 und 17 Jahre, in einem Auto.
Dort, bei der Ebene, wo die Ziegen weiden. Dort ist es geschehen.
Das Auto wird von einem Jungen gefahren, der keinen Führerschein hat. Wie so viele hier.
Was genau passiert ist, ich weiß es nicht.
Das Auto fährt schnell, überschlägt sich, bleibt liegen.
Alle steigen leicht verletzt aus. Alle, außer einer.
Er stirbt noch auf der Ebene. Am Unfallort.
Der 15 jährige Sohn unserer Freundin. Tot. Tot.
Zu Ende. So schnell, viel zu früh, viel zu plötzlich.
Warum?

Ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm das sein muss.
Mein ganzes Herz, mein ganzes Mitgefühl, es gehört ihr in diesem Moment.
Ich halte ihre Hand in meinem Schoß, meine andere Hand liegt auf ihrem Rücken,
Als ob ich sie stützen möchte. Als ob ich meine Hände benutze, um zu reden,
Zu formen, was meinem Mund so schwer fällt in Worte zu fassen.

Wir setzen uns. Kurze Begrüßung der anderen Frauen.
Wie hohl klingt die übliche Frage nach dem Wohlergehen.
Wie scheue ich mich das Wort "gut" zu sagen. Es scheint mir nicht angebracht.
Nicht hier.

Ich bete innerlich. Ringe nach Worten. Wie beginne ich? Was kann ich sagen?

Ich war schon öfter zu Trauerbesuchen. Aber noch nie bei so einem.
Nie bei einer jungen Mutter, die ihren 15.jährigen Sohn begraben musste.
Er verabschiedete sich an diesem Tag, wie das blühende Leben.
Und am nächsten Tag liegt er begraben in der Erde dieses kleinen Dorfes.
Ein Leben, eine Hoffnung, eine Zukunft - begraben.

Ich rede von den Worten von Menschen und den Worten von Gott.
Worte von Menschen sind leer. Nur Gott spricht Worte, die unser Herz wirklich erreichen in solch einem Moment.
Ich lese Psalm 62.
Worte, die mein eigenes Herz schon so oft in der Tiefe erreicht haben.

Wir sprechen über Gottes Wege. Gottes unfassbare Wege.
Und darüber, dass er dennoch gut ist.
Und dass er Frieden bringen kann und das Herz bewahren kann vor der Bitterkeit und Härte. Er kann! Er kann!

Ich denke an eine Erzieherin an der Schule, an der unsere Freundin Direktorin ist.
Sie ist eine geschlossene, depressive Frau.
Unsere Freundin erzählte uns, dass sie vor langer Zeit ihren Sohn verloren hat.
Nun ist sie selbst in dieser Lage.
Und wie wünsche ich ihr, dass sie nicht eben so wird.
Wie wünsche ich ihr eine Begegnung mit unserem lebendigen Gott!

Immer wieder schweigen wir, halten die Hand fest, weinen.

Dann frage ich, ob wir für sie beten dürfen.
Wir dürfen. Wir hören auf Gott und lassen uns leiten in unserem Gebet.
Wie gut, wie gut, dass da ein Gott ist, der hört!
Ein Gott, der nahe ist. Der alles unter Kontrolle hat.
Und wie schrecklich zugleich, dieses Leid ohne eben diesen Gott erleben zu müssen.

Wir lassen unserer Freundin ein neues Testament da.

Sie ist dankbar. Sie ist berührt.
Und wir beten sehr, dass sie von Gott angerührt wird.
Und dass er sie findet, mitten in ihrem Leid.

Wir gehen dann. Treten aus dem Haus der Trauer in die Sonne.
Es ist so still. So warm. So idyllisch.
Ich bin so voller Hoffnung.
Hoffnung, dass hier an diesem Ort neues Leben geboren wird.
In den Herzen.

Gott segne diese Familie!

Mitleben heißt Mitleiden

Leben ist Kampf! Leben ist Krieg! Leben ist Leiden! - So ist das Leben!

Diese Sätze höre ich oft hier in meinem Umfeld. Und es stimmt. Das Leben hier ist in vielerlei Weisen ein Leiden, ein Kämpfen, ein Überleben. Eigentlich in jeder Familie, in jedem Haus, in das ich gehe, in jedem Menschen hier leben diese Sätze, werden sie durch irgendein Leiden Wirklichkeit.

Diese Leiden sind ganz unterschiedlicher Art. Materielle Not, Krankheit und die schlechte medizinische Versorgung, das korrupte System, in dem hier alles funktioniert (z.B. muss man erst mal eine große Summe Geld zahlen, bevor man überhaupt einen Arbeitsplatz bekommt), Verlust von lieben Menschen usw.

Je länger ich hier lebe, desto mehr wird mir Folgendes bewusst: unser Mit-Leben hier mit den Menschen ist vor allem und im tieferen Sinn ein Mit-Leiden mit ihnen. Mit-leid. Was für ein Wort.

Bin ich dazu bereit? Ich empfinde es als einen großen und schweren Auftrag, da all das Leid auch das Potential hat, einen niederzudrücken, traurig zu machen, zu beklemmen.

Aber ich merke immer mehr: mit den Menschen hier mit-leiden ist ein Schlüssel zu ihren Herzen. Ich bin tief davon überzeugt, dass gerade dieses Mitleid die Menschen öffnen kann für unseren Herrn.

Viele Menschen hier wissen, dass ich in Deutschland krank war und operiert werden musste. Nun bin ich wieder da und es geht mir sehr gut gesundheitlich.

Dennoch bekomme ich immer wieder Besuch von Freunden und Nachbarn, die mir ihren Respekt zeigen, in dem sie mich nach meiner Krankheit besuchen. Wäre ich hier gewesen, hätte ich hier schon während meiner Krankheitszeit viel Besuch bekommen. Es berührt mich, wie sehr die Menschen hier in ihrer Art und Weise ihr Mitleid ausdrücken. Es ist ernst, schon auch eine gewisse Pflicht, aber dennoch scheint all ihr Nachfragen so von Herzen zu kommen. Es beschämt mich, wenn mir gerade ärmere Freunde dann einen Geldschein in die Hand drücken. Auch das ist hier Tradition. Krank zu sein heißt hier auch unweigerlich, dass man Ausgaben hat und diese werden sozusagen von der Gemeinschaft mit getragen.

Ich schäme mich etwas, dieses Geld anzunehmen, aber ich tue es, aus Respekt. Und ich weiß es an anderer Stelle wieder einzusetzen.

Mit-leben heißt vor allem Mit-leiden. Und das nicht nur hier in Albanien.

Ich will dich ermutigen, bereit zu sein, zu leiden. Nicht, weil du vielleicht selbst Leid erlebst, sondern weil du mit denen leidest, die Gott dir anvertraut hat. Freunde, Familie, Arbeitskollegen, Menschen, die dir auch nur einmal begegnen. Höre hin, schaue an, gebe dich hin. Gebe deine Aufmerksamkeit, deine Zeit, dein Mitgefühl.

Lass dich nicht abschrecken von der Not anderer. Manchmal möchte ich am liebsten gar nichts mehr hören. Nein, ich kann es nicht mehr hören, dieses Leid, diese Not, diese Sorgen.

Doch wenn ich das nicht tue, dann versäume ich es als Nachfolgerin Jesu, meinen Auftrag zu erfüllen. Jesus hat uns in eine leidende Welt geschickt. Die Welt wurde aus Liebe gemacht, so schreibt Ann Voskamp, und sie wurde für Liebe gemacht, was bedeutet, dass die Welt verletzlich, zerbrechlich und leidend ist. Zu lieben bedeutet zu leiden.

Erst heute habe ich in Matthäus 25 das Weltgericht gelesen. Da werden Menschen letztendlich darüber gerichtet, ob sie Mitleid mit anderen hatten, oder nicht. Da ist von den Hungernden, von den Durstigen, den Fremden (oder Flüchtlingen), von Nackten und Kranken und von Gefangenen die Rede. Alles Leidende in irgendeiner Art. Und die große Frage am Ende ist: Wie bin ich mit diesen Menschen umgegangen? In all diesen Leidenden begegnet mir und dir Jesus selbst.

"Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mit getan."

Es ist nicht leicht. Aber das sagt auch keiner. Es ist herausfordernd und doch zugleich der Weg zu einem erfüllten Leben, einem reichen, einem tiefen Leben.

"A passionate life is a sacrificial life. A life that wants to embrace Christ is a life that must embrace suffering. A life of giving is ultimately the most life-giving." (Ann Voskamp)

 

 

 

Und wieder dieses Leid ...

Davor habe ich mich in der letzten Zeit in Deutschland wohl am meisten gefürchtet: Wieder mit dem vielen Leid hier konfrontiert zu werden.

In Deutschland habe ich es genossen, mit anderen Müttern zusammenzusitzen. Die Kinder um uns herum spielen mit unendlich vielen Spielsachen (so scheint es mir jedenfalls), und die Gesprächsthemen gehen von Faschingsbekleidung für die Kinder hin zu was ziehe ich zur nächsten Hochzeit an usw.

Der Tisch ist voller leckerer Sachen, der Kühlschrank voll, die Heizung macht alle (!) Räume warm, der Strom, fällt, ja man kann schon sagen, niemals aus.

Zurück zu Hause

Jetzt bin ich zurück in meinem Zuhause. Meiner gewählten Heimat. Dem Ort, den Gott für mich ausgewählt hat. Ich bin zurück, mein Herz kommt langsam nach, die Liebe, die ich in Deutschland manchmal gesucht habe für die Menschen hier, sie ist ebenfalls zurück. Und mit ihr mein Mitgefühl, mein Mitleiden, meine Gebete, meine Tränen. Nein, es ist nicht nur das, aber viel von dem. Das Leben hier ist schwer. Die Menschen haben unter der hohen Arbeitslosigkeit sehr zu kämpfen.

Ein Besuch bei der Nachbarin

Nach einer Woche zurück in Krume machte ich heute einen Besuch bei meiner jungen, lieben Nachbarin. Sie hat Kinder im fast gleichen Alter wie unsere und jetzt, da es wärmer wird, spielen die Kinder eigentlich den ganzen Tag zusammen draußen. Es ist so schön zu sehen, wie die vier immer wieder neue Sachen zum spielen finden. Nach deutschen Verhältnissen haben sie eigentlich so gut wie nichts. Keinen Sandkasten, kein Trampolin, kein Spielhaus - eine Schaukel aber und viel Fantasie!

So sitze ich mit der jungen, hübschen Mutter mit unseren beiden Jüngsten auf dem Boden. Ihre Schwiegermutter, die normalerweise mit dabei sitzt, ist diesmal noch draußen am arbeiten. Ella (so nenne ich sie hier) ist eine sehr schmale Frau. Was für ein schönes Gesicht sie hat, dachte ich heute. Sie hat mit 19 Jahren geheiratet und danach zwei Mädchen bekommen, die ihr bis heute viel abverlangen. Vor einem halben Jahr hat sie dann, Gott sei Dank, den erbetenen Jungen bekommen. In unserer Kultur hier immer noch sehr wichtig für eine Familie, da er der spätere Versorger der alternden Eltern wird.

Ihre Kinder zieht sie gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter auf. Der Mann ist kaum zuhause.

Ein Blick hinter die Fassade

Ich habe Ella noch nicht oft mit Tränen gesehen. Heute fielen die Mauern der nach außen hin schönen Fassade. Ich scheute mich nicht sie anzusehen, ihr Elend, ihre innere Not, ihre Ängste anzuhören. Einfach zuzuhören. Sie hat sonst niemand. Sie erzählt von all den kaputten Dingen, Ofen und Herd, weiß nicht, wie sie Brot backen und im Sommer kochen soll. Sie erzählt mir von ihrem Mann, der seit Monaten nicht mehr gearbeitet hat, wie er nach Hause kommt, ihn die Kinder nerven, er wieder geht und erst spät zurück kommt. Wie er nachts auf dem Sofa sitzt, seinen Kopf in die Hände versunken.

Sie erzählt mir von schlaflosen Nächten, Sorgen über Sorgen. Ihre schlechten Zähne, einer nach dem anderen geht kaputt, aber da ist kein Geld, um zum Zahnarzt gehen zu können.

Es tut mir so leid für diese junge hübsche Frau. Ist das ein lebensnotwendiges Gut? Gute Zähne? Gibt es nicht größere Nöte? Ja, die gibt es. Aber ich trauere mit dieser Frau und kann verstehen, dass es für sie eine große Not ist, mit 25 Jahren schon Zähne zu verlieren.

Seit langer Zeit kann sie ihre Familie in der Hauptstadt nicht mehr besuchen. Reisen kostet Geld. Ihr Vater und Bruder sind illegal nach England ausgewandert.

Und vor kurzem gab es einen schlimmen Autounfall mit mehreren Jungs. Ihr Cousin fuhr das Auto, das einem anderen Jungen das Leben kostete. Völlig verstört befindet sich der Fahrer nun im Gefängnis, weit weg. Er ist gerade mal 17 Jahre alt.

Was kann ich tun?

Leid über Leid. Ich sitze da. In meinen Gedanken überlege ich mir, wie ich diesem Leid begegnen kann. Können wir nicht einen neuen Ofen kaufen? Ihr den Zahnarzt bezahlen, ihrem Mann irgendwie Arbeit beschaffen? Und sollten wir mit der Familie nicht einfach mal einen schönen Ausflug in den Kosovo machen, damit sie auf andere Gedanken kommen? All das geht mir durch den Kopf.

Und da bin ich wieder. Mitten drin im Überlebenskampf der Menschen, unserer kostbaren, uns von Gott anvertrauten Menschen.

Die kleine Tochter sieht die Tränen ihrer Mama und fragt: "Warum bist du traurig Mama?" "Mir brennen nur die Augen", sagt die fürsorgliche, beschämte Mama. Dabei brennt ihr Herz.

Wir hören die Kinder draußen fröhlich spielen. Was wissen sie schon. Die Kinder machen keinen Unterschied. Sie sind gleich. Es sind Kinder.

Die Hoffnung in Jesus

Dann erzähle ich den beiden, die Schwiegermutter ist mittlerweile gekommen, von der Hoffnung in Jesus. Als ich damit begann, kam der Strom wieder, der seit früh morgens den ganzen Tag weg war. Licht ging an. Ella meinte: "Du redest von Gott und das Licht geht an." Ich sagte, ja, wirklich, Jesus ist als Licht gekommen. Ich erzähle weiter, sage, dass die Hoffnung in Jesus nicht leere Worte sind, nicht eine einfache Tröstung.

Nein, er ist da, um uns unsere Sorgen abzunehmen. Er sorgt für uns!

Später verabschiede ich mich von Ihnen. Wir reden noch über all die guten Dinge in unserem Leben. Und wie wichtig es ist, auf das Gute zu sehen.

Ich weiß nicht, was in ihren Herzen geschieht. Ich weiß nur, dass mir Ella heute zum ersten man richtig ihr Herz geöffnet hat. Und ich möchte dran bleiben, mit ihr zu beten, für sie zu beten und zu sehen, was Gott tut.

Ja, hier bin ich wieder, mitten in diesem Leid... - mitten in dem, was Gott hier tut!

Du bist für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast

Diesen Artikel hat Rahel schon im März geschrieben, aber er beschreibt gut, was sie bewegt für unsere Nachbarsfamilie so zu sorgen, wie sie es in den letzten Tagen getan hat.

Das Buch vom Kleinen Prinzen begleitet mich schon eine sehr lange Zeit.

Ich erinnere mich an den weltberühmten Satz von Antoine de Saint-Exupéry, wohl der bekannteste aus seinem Buch, den ich als kleines Mädchen in meinem "Freunde Buch" stehen hatte:

"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Dann hing da dieses wunderschöne kleine Mädchen irgendwo aus Südamerika an unserem Kühlschrank mit eben auch diesem Spruch. Ich las ihn oft, doch verstand ich ihn nur langsam und doch dann immer tiefer.

Doch ich möchte nicht über diesen Satz schreiben. Im Moment geht mir noch eine andere Wahrheit durch den Kopf, die der Fuchs dem kleinen Prinzen anvertraut hat:

"Du bist für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."

Warum gerade dieser Satz? Ich möchte es euch erzählen:

In meiner Zeit in Deutschland wurde ich des Öfteren gefragt, wann wir denn planen, zurück zu kommen. Diese Frage begleitete mich oft, wie auch das Unverständnis vieler Menschen, mit denen ich zu tun hatte. "Ist Deutschland nicht schön genug?" "Was um alles in der Welt macht man denn in Albanien?" "Ist das nicht sehr schwer da?"

Dann erreichte mich die Nachricht, dass unsere lieben albanischen "Eltern" von unten doch tatsächlich denken, dass wir im Oktober zurück nach Deutschland gehen würden, da dann die vier Jahre unseres Vertrages zu Ende seien. Die Lieben waren sehr traurig und vermissten Jemima und mich sehr. Das berührte mich im Herzen und auch ich bemerkte meine große Liebe zu diesen Menschen.

Aber es ist noch mehr als Liebe. Es ist eben dieses Gefühl, von dem der Fuchs spricht.

Du hast dir etwas vertraut gemacht.
Es ist dir lieb geworden und du bist jemand anderem lieb geworden.
Du hast investiert und geliebt.
Gelacht und gelitten.
Leben geteilt.
Sorgen und Freude gemeinsam erlebt.

Du warst da, wenn sie dich brauchten und sie waren da, als du sie brauchtest. Du hast mit ihnen getrauert.

Geweint.
Gebetet und gewacht.
Sie sind deine Familie geworden.
Nicht aus Blut. Aus Liebe.

Ich fühle mich im tiefsten Herzen verantwortlich. Dabei rede ich nicht nur von dem älteren Ehepaar unter uns. Gott hat uns Menschen anvertraut, hier an diesem Ort. Und für diese bin ich verantwortlich. Das meine ich nicht in einer technischen Art. Es setzt mich nicht unter Druck.

Aber es gibt meinem Leben hier Bestimmung. Schönheit. Tiefe. Freude.

Es gibt meinem Leben hier einen Sinn.

Vielleicht sind es nicht die bedeutenden Menschen, nicht die, die vor den Augen der Welt etwas gelten, oder auch nur in den Augen der Menschen hier.

Einfache Leute, Hausfrauen, Kinder, Alte.

Doch sie sind mir anvertraut. Von Gott anvertraut.

Ich bin die Person, die diesen Menschen die frohe Botschaft bringen darf. Ein Vorrecht!

Dieses Gefühl der Verantwortung spüre ich, weil ich diese Menschen liebe.

Und Liebe, ja, Liebe bringt Schmerzen mit sich. Sie ist ein Risiko. Sie macht verletzlich.

Als ich so daran dachte, wie es mal werden wird, von hier zu gehen (und der Tag wird sicher kommen), dann tut es mir schon jetzt weh.

Je mehr du liebst, je größer deine Liebe, desto mehr Schmerzen wirst du erleben.

Aber ich will mich nicht davor scheuen. Ich will weiterhin meine Liebe ausschütten, will weiter sehen, welche Menschen Gott mir anvertraut.

"To love at all is to be vulnerable. Love anything, and you heart will certainly be wrung and possibly be broken." (C.S. Lewis)

Wenn schwere Sterne fallen - Ein weiteres Gedicht

Nach der ersten Woche in Deutschland folgten die Regentage. Schwere Tage. Frust und Enttäuschung kamen in mir hoch. Ich verstand Gott nicht. Verstand nicht, warum er mir nicht etwas Ruhe gönnt. Warum nicht einfach mal etwas nach Plan gehen kann. Warum immer alles anders kommen muss. Liebt er mich nicht? Weiß er denn nicht, was ich brauche?

Innerlich focht ich einen Kampf aus. Die Lügen in meinen Ohren, geflüstert von dem Feind, der von Anfang an die Lüge in den Kopf der Menschen setzte:

Gott liebt dich nicht! Er hält dir Gutes vor. Warum sonst passiert dir das, was dir gerade passiert?

Ich war stark angefochten. In mir tobte ein Kampf. Auf welche Stimme höre ich? Wem schenke ich Glauben, wohin mit meinem Vertrauen?

An dem Tag vor meiner OP schrieb ich den zweiten Teil meines Gedichts zum Sterntaler. Den ersten Teil findest du hier.
Lest selbst, wer den Kampf gewonnen hat:

Sterntalerchen II

Ich bin wie das kleine Sterntalerchen
Meinen Blick nach oben gewandt
Da verwandeln sich die Sterne
Kommen näher
Wie tausend kleine Gaben
Geschenke tanzen auf mich herab

Das schrieb ich vor zwei Wochen
Der blaue Himmel
Die strahlende Sonne
Sie sind nicht mehr da
Nicht mehr sichtbar
Da sind nur Wolken, viele Wolken
Wind und Regen
Meine Schritte schwer
Über Steine und Matsch

Ich denke an dieses Bild
Dieses kleine unschuldige Sterntalerchen
Sehne mich etwas zurück
In diesen Augenblick der Leichtigkeit
Und des Glücks

Gaben kommen da
Ich wünsche sie mir
Wünsche mir alles Gute
Wünsche mir jetzt nur Licht
Güte, Freundlichkeit, alles,
Was meinem menschlichen Auge angenehm erscheint

Doch die letzten Wochen haben mich anderes gelehrt
Die höhere Kunst ist
Die unbequemen Gaben
Erstmal Anzunehmen
Zu verwandeln dann
Ungeplantes, Krankheit,
Enttäuschung, Unruhe,
Verschiebung

Oh, es gefällt mir nicht
Nicht das, das will ich nicht auffangen
Ich will nur das Gute empfangen
Dafür halte ich meine Hände doch auf

Doch offene Hände sind empfänglich
Sind verletzlich
Sind passiv
Sie werden gefüllt
Gott füllt sie mit dem
Was ich brauche
Was ich brauche,
Was weiß ich das
Es weiß Er allein

Hiob sagt
Das Gute nehmen wir von Gott an
Da sollten wir das Böse nicht auch annehmen?

Wohin geht mein Blick?
Lass ich ihn ablenken?
Weg vom Geber?
Hin zu den Gaben?
Den Guten wie den Bösen?

Lass ich mich einnebeln von Dunkelheit?
Höre ich auf das Flüstern des Feindes:
Liebt dich Gott wirklich?
Schaue ich traurig, verzagt, müde, wütend, frustriert
Zu Boden?
Die Gaben fallen schwer auf mich
Fallen zu Boden
Zerplatzen wie Blasen
Oder zersplittern in tausend Teile

Nein
Ich nehme auch diese Gaben an
Gaben von einem freundlichen Gott
Der mich liebt
Gaben, die viel größeres Potential haben
Mich wirklich reich zu machen

Es sind nicht die Gaben
Die reich machen
Es ist der Dank dafür
Die Annahme in Frieden
Unter Tränen oft
Dank verwandelt alles

Auch das Schwere will ich annehmen
Kleines Sterntalerchen
Öffne alles und empfange
Blicke stets nach oben.

Ich halte meine Hände weit auf - Ein Gedicht von Rahel

In meiner Zeit in Deutschland genoss ich vor allem auch die Spaziergänge in der Natur. Gerade in den ersten Tagen, die noch recht unbeschwert waren, die Sonne fröhlich schien und die ersten Frühlingsgefühle in mir weckte, da spürte ich ganz deutlich Gottes reichen Segen auf mir. In diesen ersten Tagen entstand folgendes "Gedicht".

Ich vermute, dass die meisten das kurze Märchen "Die Sterntaler" von den Brüder Grimm kennen. Wenn nicht, dann lohnt es sich, es einmal zu lesen. Es war für mich ein gutes Bild für das, was ich empfand.

Sterntalerchen I

Ich laufe
Die Felder und Wiesen vor mir
Ich Teil von ihnen
Atme
Die Luft der Freiheit

Ich breite meine Hände aus
Die Handflächen wie zwei Schalen
Leer, im Öffnen leicht
Immer größer wird der Raum

Empfangen, Empfangende sein
Nicht leisten
Nicht müssen
Nicht erfüllen
Füllen lassen

Still stehen, empfangen
Mich ausstrecken nach den Sternen
Alles aufhalten
Meine leeren Hände
Mein müdes Herz
Meine unruhigen Gedanken

Alles hinhalten. Still halten.
Empfangen
Einfach nur empfangen
Wärme, Licht, Freiheit, Weite, festen Grund
Hören auf das fließende Wasser
Die singenden Vögel
Auf die Stille

Hören auf Gottes liebende Worte
An mein Herz
Alles, alles ist Gnade
Jeder Augenblick

Ich habe nichts zu bringen
Zu leisten, vorzuweisen
Ich empfange, empfange einfach
Will nur das

Ich bin das kleine Sterntalerchen
Meinen Blick nach oben gewandt
Da verwandeln sich die Sterne
Kommen näher
Wie tausend kleine Gaben
Geschenke tanzen auf mich herab

Ich halte meine Hände weit auf
Gottes Güte und Freundlichkeit
kommen auf mich herab
Tausend Geschenke
Tausend Liebesbeweise

Ich gebe Gott Dank
Durch meinen Dank verwandeln sich
All die tausend Geschenke
In Reichtum

So kann auch ich reich sein
Mein Lebtag lang

Gaben, die mit Dank empfangen werden
Werden zu Gold
Ein Schatz im Herzen
Ein Platz im Himmel

Bei Gott gibt es keine Zufälle

Diese Woche habe ich wieder meine Freundinnen besucht, mit denen ich schon länger anfangen wollte, in der Bibel zu lesen. Sie sind sehr offen, haben einen Hunger, mehr von Jesus zu erfahren und haben beide nach Gebet körperliche Heilung erfahren.

Gott ist sichtlich in ihrem Leben am Werk. Das ist schön zu sehen.

Bisher wurden wir immer wieder durch irgendwelche Dinge mehr oder weniger abgehalten, effektiv und fortlaufend zu lesen. Und dann kann das so schnell wieder in den Hintergrund gelangen. Genau das möchte ja der Feind auch.

Doch ich habe mir nun fest vorgenommen, in diesem Jahr sehr zielstrebig daran zu arbeiten, mit ihnen zu lesen und zu beten. (Beten tun wir eigentlich fast immer- sie schätzen das Gebet im Namen Jesu sehr.) Ich machte mir einen Plan und wollte gerne an diesem Vormittag auf jeden Fall damit anfangen.

Nun, nach dem üblichen Gespräch am Anfang, einem Saft und Kaffee wollten wir gerade beginnen, da klopfte es an der Tür und die Nachbarin kam. Schon das letzte Mal, als ich dort war, kam die Schwiegermutter vorbei und mein Plan, Bibel zu lesen war dahin. Das Gesetz der Gastfreundschaft steht über allem!

Nun kam wieder jemand. Wieder eine Störung, so könnte man denken.
Ich war jedoch nicht enttäuscht. Schon zu oft habe ich Gottes Handeln erlebt in Situationen, die mir zu Beginn erstmal wie nicht so günstig erschienen. Gerade dann handelt Gott oft auf die wundervollste Weise. Und so war ich einfach gespannt, entspannt und ruhig darüber, dass Gott alles in Händen hält.

Die Frau erzählte von ihrem schlimmen Husten und wir durften für sie beten.
Dann sah sie die Bibel und erzählte, sie hätte darin auch schon gelesen und sie würde so gerne neues lernen.
In Absprache mit meinen beiden Freundinnen luden wir sie ein, doch auch zum BibelleseTreff zu kommen. Sie ist sehr gerne dazu bereit.

Mein Herz freute sich so. Das war immer meine Vorstellung gewesen: ein kleiner Bibelentdeckerkreis bei Frauen zu Hause für Frauen. 

Ich bin überzeugt, dass es bei Gott keine Zufälle gibt. Er hat diese Frau vorbei geschickt und er hat seine Absichten und seinen Plan damit! Das macht mich so dankbar und ich bin in freudiger Erwartung auf unsere nächsten Treffen. (Werde soweit möglich immer Dienstag Vormittag ab halb zehn dort sein. Danke für eure Gebete!)

Auf der Seite des Siegers

Gestern haben wir einen Besuch gemacht, der mich innerlich sehr mitgenommen hat.

Wir haben eine arme Familie besucht. Die Konstellation ist jedoch anders, als bei anderen Familien: da ist die alte Mutter, schwer Diabetes krank. Beide Beine sehr in Mitleidenschaft gezogen. Ihr Mann ist sehr früh an einem Herzinfarkt gestorben. Ihre acht Kinder hat sie allein groß gezogen.
Dann lebt noch ihr jüngster Sohn, vielleicht Anfang zwanzig, bei ihr. Wann immer er kann ist er nicht zu Hause.

Und dann sind da noch vier ihrer sechs Töchter. Eine von ihnen hat ihren Mann in Österreich und lebt nun mit ihren zwei kleinen Kindern wieder bei ihrer Mutter, da sie mit ihrer Schwiegermutter überhaupt nicht zurecht kommt. Eine andere ist von ihrem Mann geschieden und hat ihren einzigen Sohn bei diesem gelassen. Sie hat mit Depression und anderen psychischen Erkrankungen zu tun. Die beiden anderen Töchter sind ebenfalls psychisch krank. Die Jüngere macht auf mich einen sehr verstörten Eindruck, dunkel und abweisend, unberechenbar. Eine eigentlich hübsche junge Frau, jedoch kaum noch Zähne im Mund.

Eine andere Schwester, die verheiratet ist und drei Söhne  hat, begleite ich in den ersten Schritten des Glaubens. Sie hat Jesus im Kosovo kennengelernt. Dort besuchte sie eine Gemeinde. Seit ich sie kennengelernt habe, besuche ich sie einmal in der Woche und lese die Bibel mit ihr und wir beten gemeinsam. Ihr ältester Sohn hatte vor fünf Jahren einen sehr schlimmen Autounfall und lag damals 6 Monate im Koma. Es ist schon ein kleines Wunder, dass es ihm doch wieder relativ gut geht. Damals hatte jemand aus unserem Team die Reha mit ihm gemacht.

Zurück zu dem Besuch. Mich bewegte nicht nur die Armut dieser Familie, sondern auch diese Krankheit, die dort so greifbar war. Arm zu sein ist das eine. Ich habe schon viele arme Familien hier gesehen. Es kann mich nicht mehr so viel wirklich schocken. Da habe ich schon zu viel gesehen. Aber arm und krank zu sein, das ist was anderes. Da ist keine Aussicht auf Heirat und damit materielle Versorgung als Frau und alles, was damit zusammenhängt.
Zwar konnten wir der Familie mit Holz helfen, um es in diesem Winter noch warm zu haben, aber wie kann man sonst noch helfen.

Diese Not, diese scheinbare Ausweglosigkeit, es macht mich innerlich sehr traurig.
Was kann ich da schon tun? Wie kann ich da noch helfen?

Heute morgen sprach Gott direkt aus seinem Wort zu mir mit folgenden Versen:

"Wenn aber das Vergängliche Unvergänglichkeit anziehen wird und
dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird,
dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht:
Verschlungen ist der Tod in Sieg.
Wo ist, Tod, dein Sieg? Wo ist Tod, dein Stachel?
Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz.

Gott aber sei dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!

Daher, meine lieben Brüder,
Seid fest, unerschütterlich, allezeit überreich in dem Werk des Herrn,
Da ihr wisst, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist."  (1. Korinther 15,54-58)

In diesem Raum, bei dieser Familie, da war so viel spürbare "Vergänglichkeit", die Auswirkung der Sünde so nahe: kaputte Beziehungen, Krankheit, Dunkelheit, Aussichtslosigkeit. Soviel Sterbliches, was sich nach Erlösung sehnt. Ein Sehnen nach Heilung, nach Licht, nach Hoffnung, nach Wiederherstellung.

Aber in all dieser Schwere klingt das Wort: Sieg!
In Jesus haben wir den Sieg! Er hat den Tod besiegt, die Mächte der Finsternis bloß gestellt. Im Namen Jesu haben sie keine Macht über mich! Im Namen Jesu kann ich für Befreiung beten! Welch ein Licht in meine Seele. Es hat mich froh gemacht und mir neue Hoffnung geschenkt auch für diese scheinbar hoffnungslose Situation.

Und der letzte Vers war ebenfalls eine Ermutigung:
Nichts, was ich aus Liebe zu Jesus tue, ist vergebens. Und so will ich weitermachen:
Fest, unerschütterlich, überreich - weil ich auf der Seite des Siegers stehe!

Ein Brief an meine Mitstreiterinnen

Folgenden Brief hab ich an einige meiner lieben Freundinnen geschickt, die an ganz unterschiedlichen Orten dieser Welt arbeiten. Gerne möchte ich ihn auch dir zur Ermutigung weitergeben!

Meine lieben Freundinnen und Mitstreiterinnen!

Ich habe es heute sehr auf dem Herzen dir zu schreiben. Wir leben alle an unterschiedlichen Orten. Aber unser Ziel ist das gleiche. Wir wollen Jesus durch unser Leben verherrlichen.
Und ich denke, auch unsere Kämpfe sind oft die gleichen. Wir stehen an der "Front",
oft ziemlich allein,
das alltägliche Leben mühsam,
die Kinder anstrengend,
die Sprache schwer,
der Körper müde und erschöpft,
der Fortschritt in der Arbeit gering.
Ich kenne das so gut. Ich kenne dieses Gefühl der Entmutigung, vielleicht sogar Zweifel, Anfechtung und das Gefühl, zu Versagen. Ich kenne die Angst um die Kinder und die Frage, ob unser Weg auch Ihr Weg ist und gut für sie ist.
Es sind Fragen, deren Antwort ich nur zu gut kenne, aber die manchmal in meinem Gedanken verschüttet wird.

Ich weiß nicht, wo du gerade stehst. Wie es dir gerade geht. Aber ich möchte dir einfach sagen: du bist nicht allein! Deine Mühe, deine Kämpfe, deine Müdigkeit, deine Entmutigung - Gott sieht sie! Und Er hat so viel GNADE für dich bereit.

Ich möchte dir gerne einen Psalm zusprechen, einen Psalm, den ich heute gelesen habe. Zuvor las ich in meinem Andachtsbuch:

Remind me of those I might help today with abilities and gifts you have given me.

Gott hat mich an dich erinnert!
Hier Gottes Ermutigung für dich heute und an jedem neuen Tag. Ich habe den Psalm an manchen Stellen wortwörtlich zitiert und an anderen frei umgeschrieben. Viele Verse habe ich rausgelassen (der Psalm ist sehr lang) und habe meine Gedanken eingefügt.

Nach Psalm 18 - von David, der von allen seinen Feinden gerettet wurde,
für dich und mich, die wir noch mitten im Kampf stehen.

Ich liebe dich, Herr, meine Stärke!
Der Herr ist mein Fels
Meine Burg,
Mein Retter,
Mein Gott,
mein Hort, bei dem ich mich berge,
Mein Schild, und
Das Horn meines Heils.
Meine Festung.

Von vielen Seiten kommt Bedrängnis,
Angst, Dunkelheit, Einsamkeit, Freudlosigkeit, Müdigkeit

Doch in all dem rufe ich zu dir, Herr!
Und du, du hörst mich!

In deiner Allmacht, in deiner unbeschreiblichen Herrlichkeit
In deiner Majestät, Größe und Schönheit!
... Hörst du mich!
Mich kleine Frau irgendwo an einer Stelle auf dieser Welt..
in  arabischen Großstädten,
albanischen Kleinstädten,
in vom Terror geplagten Städten,
im eisig kalten Russland,
in Hitze und Kälte,
Abgelegenheit und unbeschreiblichen Lärm.

Aus deiner Höhe, deiner Herrlichkeit
Erfasst du mich
Und ziehst mich heraus aus den großen Wassern,
den Wellen, die sich Aufbäumen und mich ertränken wollen.

Du führst mich heraus ins Weite,
in die Weite...

Aus meiner kleinen Welt, meinem erdrückenden Alltag,
streitenden Kindern,
schwierigen Lebensumständen,
Vor allem aus meinem engen Herzen-
Führst du mich in die Weite und lässt mich Atmen!

Du befreist mich, weil du mich liebst.
Du hast Wohlgefallen an mir. Ich bin deine geliebte Tochter! Du kennst mich.
Du weißt genau, was ich brauche. Du weißt, wie sehr ich diese Weite und Befreiung brauche, äußerlich, aber vor allem innerlich.

Herr, ich will ganz mit dir gehen, ganz nah bei dir sein, ganz, ganz, ganz.
Schenke mir ein ungeteiltes Herz! Ganz nah bei dir!

Du Herr lässt mein Licht leuchten, strahlen. Du machst mich zu einem Licht, an dem Ort, an dem ich stehe. Licht in der Finsternis, in der wir leben. Tiefe geistliche Finsternis.
Du Herr, mein Gott, erhellst selbst meine Finsternis! Du machst Licht in mir und durch mich in meiner kleinen Welt in der ich lebe.

Denn mit dir erstürme ich einen Wall
Und mit meinem Gott überspringe ich eine Mauer.
Mit dir, oh Herr, erweitere ich meine Grenzen,
Erreiche ich neues Land,
Bekomme ich eine neue Sicht.
Meine Begrenzung ist für dich der Ort,
An dem du dich verherrlichst,
Meine Schwachheit und Unfähigkeit das Mittel,
Um dich in mir und um mich herum groß zu machen.

Gott, deine Wege sind vollkommen!
Dein Ruf für mich und mein Leben,
Der Ruf für meine Kinder -
Vollkommen!
Dein Wort ist mein Schutz, mein Schild!
Es löscht alle feurigen Pfeile des Bösen aus.

Gott umgürtet mich mit Kraft!
Er macht meine Füße den Hirschen gleich
Und stellt mich hin auf meine Höhen.

Er lehrt meine Hände das Kämpfen.
Oh Herr, lehre mich, in diesem Kampf zu stehen!
Leben ist Kampf!
Lehre mich, deine Waffen zu benutzen.
Den Gürtel der Wahrheit,
Den Brustpanzer der Gerechtigkeit,
Beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums,
Den Schild des Glaubens,
Den Helm des Heils,
Das Schwert des Geistes, Gottes Wort!

Danke, dass deine Rechte mich immer stützt! Ich kämpfe nicht allein!
Deine Herabneigung, deine Hilfe macht mich stark.

Du schaffst Raum meinen Schritten unter mir,
Und meine Knöchel haben nicht gewankt.
Der Herr lebt, gepriesen sei mein Fels
Und erhoben der Gott meines Heils.
Ich stehe auf festen Grund. Auf dem Fels, der niemals wankt.

Darum!!
Darum will ich dich Preisen unter den Völkern!
Amen, Halleluja!

Was ich immer gefürchtet habe

Heute ist genau das eingetroffen, vor dem ich mich immer gefürchtet habe:

Meine Kinder sagen albanische Worte, die ich nicht verstehe, die aber an der Reaktion der Hörer zeigen, dass es keine guten Worte sind.

Könnt ihr euch vorstellen, wie man sich als Mutter da fühlt?

Es ist ja schon schlimm genug, wenn sie Worte sagen, die man versteht.

Aber wenn man dann daneben steht und fragen muss: was heißt das denn? Ist das ein schlechtes Wort? Dann fühlt man sich extrem hilflos und ehrlich gesagt beschissen. (Sorry für dieses unschöne Wort...)

So geschehen heute bei einem Besuch. Ich war das erste Mal in dieser Familie. Sehr freundliche, zugewandte Aufnahme, toll!

Zu Beginn saßen meine beiden lieb und brav, ja schüchtern auf dem Sofa. Nur ab und zu tranken sie einen Schluck von ihrem Saftglas.

Doch nach und nach brach das Eis und die beiden zeigten mir deutlich, dass sie sich heute noch lange nicht genug ausgetobt hatten (mein täglicher innerer Kampf: mache ich einen Besuch oder lange Spaziergänge - ich mach es mal so, und mal so).

Wie junge kleine Hunde rangen sie miteinander. Unser Gespräch verlagerten wir auf den Boden, wo wir bald alle saßen.

Gideon war völlig im aufgedrehten Modus und ihn da wieder "abzuschalten"- das ist manchmal fast ein Ding der Unmöglichkeit. Mehrmals musste ich ernst mit ihm reden. Auf Fragen der Gastgeber hin gab er "lustige" Antworten (in seinen Augen) und alberte viel rum.

In dem Moment dachte ich, ja, so schön es ist, dass sie die albanische Sprache so gut beherrschen, es bringt doch auch so manche Schwierigkeit mit sich. Worte, die sie im deutschen nicht kennen, die sagen sie in albanisch und ich kann mir nicht sicher sein, ob sie genau wissen, was sie sagen.

Es ist eine Herausforderung, nun in guter Art und Weise mit Ihnen zu reden und ihnen zu helfen, "anständig" zu reden.

Ich weiß aber auch, dass Kinder in Deutschland spätestens wenn sie im Kindergarten sind mit allen möglichen Worten nach Hause kommen.

Dennoch, wenn man es zum ersten Mal erlebt, und noch in einer fremden Sprache, das schockiert schon.

Nach dem Besuch hatte ich einen tollen Artikel von meinem Mann im Postfach. Der ermutigte mich sehr und half mir, getrost vorwärts zu gehen und meiner Furcht ins Auge zu sehen.

Hier der Link zu dem Artikel (in englisch) und der Link zu dem Buch, aus dem der Artikel entnommen wurde und welches ich mir unbedingt zulegen möchte!

Der Winter- unser Lehrmeister in Sachen Dankbarkeit

Viele Dinge (und natürlich auch Personen) lernt man erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. So ist es doch, oder?

Wann hast du das letzte mal etwas entbehren müssen, was sonst völlig normal ist, du gar nicht mehr wahrnimmst? Wann hast du das letzte mal nach einer gewissen Zeit der Entbehrung ein Gefühl der Dankbarkeit empfunden für eine Sache, die sonst einfach nur selbstverständlich ist?

Der diesjährige harte Winter hier in Albanien ist uns persönlich ein guter Lehrmeister geworden was das anbelangt.

Wärme

Zwar leben wir schon den vierten Winter hier, aber noch nie war er so kalt, wie dieses Jahr. Vorhin erzählte mit ein alter Mann, der in Tirana lebt, dass es schon seit über 40 Jahren keinen Schnee mehr in Tirana gab.

Wir waren es gewöhnt, mal zwei Wochen im wärmeren Wohnzimmer zu schlafen (im Schlafzimmer haben wir keinen Ofen). In diesem Winter schlafen wir jetzt schon seit sechs Wochen in der Küche. Die ist kleiner, aber der wärmste Raum, da unter uns auch geheizt wird.

Die Fenster waren von innen gefroren, sie ließen die Zugluft und kalte Luft durch, unter den Türen zog die Kälte rein und erzählte von einer anderen Wirklichkeit außerhalb des geheizten Raumes. Es war echt kalt. Der Hauch vor deinem Angesicht zu sehen, Minusgrade sogar im Wohnzimmer. Als es einmal plötzlich etwas wärmer wurde, war es drin plötzlich kälter wie draußen.

Als wir letztes Jahr im Februar nach Deutschland kamen, da war es eine echte Umstellung und was für ein Luxus: das ganze Haus ist warm. Sogar der Keller. Unglaublich. Es war, bis wir hierher kamen, auch normal für uns. Man denkt gar nicht darüber nach. Doch jetzt ist es uns mehr als bewusst: eine warme Wohnung ist ein Segen! Ist Luxus! Dabei denke ich nicht nur an uns. Wir haben es noch gut, im Vergleich zu so vielen anderen Menschen auf der Welt. Ich denke dabei besonders an die vielen Flüchtlinge, die immer noch auf dem Balkan festsitzen.

Strom

Gerade habe ich begonnen, den Artikel zu schreiben, nachdem wir 12 Stunden keinen Strom hatten. Ich habe mir schöne laute Musik angemacht und es genossen. Jetzt ist er, Klick, wieder weg. Und wann er kommt, das weiß man nicht. Vielleicht in 5 Minuten, vielleicht erst um 21 Uhr. Gerade jetzt im Winter, wo es schon so früh dunkel wird und ich jetzt, um 16:30 Uhr schon kaum noch was klar sehe in der Wohnung, da ist es manchmal schon einschränkend. Meistens sind auch gerade die Akkus der Handys leer, wenn ein längerer Stromausfall kommt. Auch damit haben wir gelernt zu leben.

Ein spannendes Fußballspiel mit fünfmaliger Unterbrechung, man sitzt auf der Toilette und plötzlich wird alles dunkel, die Kinder liegen noch wach im Bett und erschrecken, weil es doch so dunkel wird. Der Gang zur nächsten Kerze muss dann gut eingeübt sein.

Wir haben hier oft Zeiten, in denen der Strom stabil ist, aber auch Zeiten, wie die, in der wir gerade leben, in der es schon das selbstverständlichste ist, immer wieder keinen Strom zu haben.

Kontinuierlicher Strom ist Luxus! Ist ein Segen und auf dieser Welt nicht selbstverständlich!

Wasser

Dieser Winter lehrte uns, auf noch etwas anders verzichten zu lernen: Wasser!

Die Nachbarin meinte: da doch lieber ohne Strom als ohne Wasser. Und ich kann es nachvollziehen. Weißt du, was es bedeutet, über längere Zeit kein Wasser zu haben? Du machst den Wasserhahn auf und es kommt nichts. Kein Tropfen. Nichts.

Unsere Nachbarn sind schon runter zum Fluss mit Kanistern um Wasser zu holen. Das wäre bei uns dann auch bald dran gewesen.

Das "lustige" ist, es dauert echt lang, um sich daran zu gewöhnen. Zu sehr sind die Abläufe automatisch: Toilettenspülung, Händewaschen, Abspülen vom Schaum beim Geschirrspülen etc.

Fast eine Woche nicht duschen können, das ist gewöhnungsbedürftig. Alles machbar, dennoch, wie schön, wenn man diesen Luxus einer warmen Dusche (wenn auch in einem kalten Bad) genießen kann!

Wir haben eine ganz neue Dankbarkeit gelernt. Dankbar sein für die scheinbar selbstverständlichen Dinge. Ja, wir müssen es hier ab und zu entbehren, aber wir wissen dennoch, dass es uns so viel besser geht, als den allermeisten Menschen auf der Erde.

Dir möchte ich Mut machen:

Danke Gott jetzt im Winter für deine warme Wohnung! Vielleicht ist sie nicht so groß, so schön, so gut gelegen wie du es gerne hättest. Aber sie ist warm!

Danke Gott, dass dein Licht nicht plötzlich ausgeht, die Waschmaschine stillsteht, dein Handyakku nicht geladen werden kann, dein Internet nicht funktioniert. Mache das Licht an und sage: Danke lieber Gott für... Licht!

Danke Gott dafür, dass sauberes, frisches Wasser aus dem Hahn kommt, die Toilettenspülung funktioniert, du Wasser hast - das Lebenselement!

Wir wollen das auch tun!

"Montagsgedanken" und "The Broken Way"

So lauten die zwei Bücher, auf die ich mich schon seit einigen Wochen freue. Ich hoffe, sie schaffen es bald zu mir durch den Schnee und das Eis. Es sind beides Bücher, die vor kurzem veröffentlicht wurden.

Montagsgedanken

Die Montagsgedanken werden von dem Lydia Verlag herausgegeben und erscheinen jetzt zum 16.1. bei Gerth Medien. Klicke hier um das Angebot anzusehen.
Für mich ist dieses Buch besonders, da einer meiner Artikel von diesem Blog darin abgedruckt ist. Schon vor einiger Zeit wurde ich angefragt, ob dieser Artikel online auf der Lydia Seite als Montagsgedanke verwendet werden darf. Dort wird jeden Montag ein ermutigender oder herausfordernder Artikel veröffentlicht, der den Start in die neue Woche erleichtern soll.

Nun wurde an einem Buch gearbeitet, das eben diese Montagsgedanken in kompakter Form herausbringen sollte. Ich habe mich sehr gefreut, dass auch mein Artikel ausgewählt wurde und nun dort abgedruckt ist.

Ich kenne von dem Buch bisher ja nur meinen Artikel, dennoch möchte ich den weiblichen Lesern unseres Blogs dieses Buch empfehlen. Neben der schönen Aufmachung (das macht ja auch schon sehr viel aus), bin ich gewiss, dass dieses Buch ein Gewinn sein wird.

Für mich ist es ein erster kleiner Schritt zu einem persönlichen Traum hin: eines Tages ein eigenes Buch schreiben!

The Broken Way

Des Weiteren freue ich mich sehr, dass eine gute "Freundin" von mir, Ann Voskamp, ein neues Buch herausgebracht hat. Freundin nenne ich sie nicht, weil ich sie persönlich kenne, sondern weil sie mir durch ihr Buch "Tausend Geschenke" und ihren Blog vertraut und lieb geworden ist. Sie ist eine faszinierende Frau und ich habe noch keine andere getroffen, die in solcher Schönheit, Poesie und Tiefe über Gott und die Dinge des Lebens schreibt.
Ihr neues Buch stellt sie in diesem kurzen Video (leider in englisch) vor. Das Buch gibt es auch nur in englisch, aber ich bin mir sicher, dass es bald auf deutsch übersetzt wird.

Warum freue ich mich so auf dieses Buch?
Nun, zum einen lese ich einfach sehr gerne diese von Weisheit und Liebe zu Gott triefenden Worte von Ann und zum anderen weiß ich, dass dieses Thema mich treffen wird. In den letzten Jahren, die nicht zu meinen leichtesten gehörten, sondern im Gegenteil, da habe ich genau das gemerkt: es liegt ein Geheimnis darin, dass Gott gerade das gebrochene, schwache benutzen will. Ich freue mich, mich noch viel mehr mit dieser Wahrheit zu beschäftigen und dem auf den Grund zu gehen.

Ich hoffe auch in nicht allzu langer Zeit eine Rezension schreiben zu können. Alle, die einfach meiner Empfehlung vertrauen, seien diese beiden Bücher nahe ans Herz gelegt.