Wenn Entmutigung mich überkommt und was mich an manchen Tagen frustriert

Es gibt so Tage wie heute, da wache ich auf und irgendwie wird mir alles zum Ärgernis.
Ich bin genervt, von meiner eigenen Müdigkeit wahrscheinlich am meisten. Es kommt eins auf's andere und ich lasse mich runterziehen im Strudel der negativen Gedanken und Gefühle.

Und dann kommen wieder die Anfechtungen: Lohnt es sich, hier zu sein? Können sich meine Kinder hier gut entfalten? Wie kann ich sie fördern, wenn es von außen anscheinend gar nichts gibt, was sie fördern würde? Wäre es nicht besser, in einen gut ausgestatteten deutschen Kindergarten zu gehen. Ich komme ins Straucheln. Ist es wirklich gut, hier zu sein?

Wir haben ein Gebetsmail verschickt. Darin schreiben wir von unserer inneren Not und ganze zwei Leute melden sich zurück in kurzen Mails. Ganze zwei. Von über 600 Empfängern.
Ich bin enttäuscht, um ehrlich zu sein. Eigentlich weiß ich, dass viele lesen und sicher auch beten. Aber es lässt sich für mich nicht greifen.
(Eine Ermutigung an alle, die das hier lesen: meldet euch doch einfach kurz auf unsere Mails. Das macht so einen großen Unterschied für uns hier "draußen"! - Und wenn es nur ein paar Worte sind...)

Auch bin ich gefrustet, dass wir nun schon seit Jahren um einen männlichen Mitarbeiter beten, und es findet sich keiner. So viele finden unsere Arbeit toll und so wenige (genauer gesagt: keiner) ist bereit, sich darin in seiner Person zu beteiligen, indem er kommt. Ja, manchmal hadere ich da mit Gott. Warum muss sich Danny nun schon so lange allein abmühen.
(Stell dir vor, du hast keinen einzigen männlichen Gläubigen in deiner Nähe, mit dem du regelmäßig austauschen kannst und der dich versteht, weil er in der gleichen Situation lebt wie du.)

Wir sollen nun ein "Werbevideo" erstellen, um ein Ehepaar für unsere Arbeit zu finden.
Ich denke an die früheren Missionare und den Ruf Hudson Taylors: "Komm nach China!"
Und das Echo, welches mitklang war: "Und sterbe dort für Jesus." - und wir müssen ein möglichst attraktives Video erstellen, um jemanden zu finden? Das passt für mich nicht. Ist aber sicher in unserer Zeit nötig.

Wo sind die Christen, die aus ihrem Zelt treten und nach der Wolkensäule Gottes schauen und merken, dass Gott sie schon längst an einen anderen Ort führen wollte?
Wo sind die Christen, die ihre eigene Bequemlichkeit aufgeben und alles auf Jesus setzen?
Ist es nicht mehr zeitgemäß, zu opfern, anscheinende "Unsicherheiten" einzugehen? Was wird mit meiner Rente? Mit meiner Zukunft? Mit meinen Kindern?
Ich kenne diese Fragen, aber sie sollten uns nicht abhalten, für das zu leben, was ewigen Wert hat.

Ist es nicht viel wichtiger, dass Menschen hier ewiges Leben bekommen, als dass meine Tochter reiten lernen kann. Oder mein Sohn in einen Fußballverein gehen kann. Und dennoch treiben mich solche Fragen um und werden mir zu einer echten Anfechtung.

Ich jedenfalls möchte jetzt zwischen meinen drei Kindern Ruhe finden und Gott suchen und ihn bitten, mein Herz und meine Gedanken wieder auf all die Segnungen meines Lebens zu richten.

Eine völlig unerwartete Frage und wie Gott sie gebraucht

Als ich letztes Jahr Gideon und Livia im Kindergarten eingewöhnt habe, verbrachte ich viel Zeit im Flur. Meistens kam dann die Direktorin, eine Freundin, und leistete mir Gesellschaft.

Immer wieder stellte sie mir eine Frage, die ich bisher so noch nicht gehört hatte:
"Hast du etwas Schönes zu erzählen?"
Menschen fragen schonmal nach etwas Neuem, oder was ich gemacht habe oder so.
Aber nach etwas Schönem hatte bisher noch keiner gefragt.
Ich konnte zuerst mit dieser Frage nicht viel anfangen. Auf was wollte sie wohl hinaus?

Doch als ich mehr darüber nachdachte, da kam mir eine Idee.
Wie wäre es, wenn ich dieser streng gläubigen Muslimin auf ihre Frage hin immer wieder etwas Schönes aus der Bibel oder aus meinem Leben mit Jesus erzähle?
Wie er Gebet erhört, wie er zu mir spricht, was ich Tolles in der Bibel gelesen habe usw.

Es war und ist für mich eine gute Herausforderung, auf diese Frage an jedem Tag vorbereitet zu sein. Und sie hörte auch nicht damit auf zu fragen, obwohl sie sicher bald herausfand, dass ich ihr viel aus der Bibel und von meinem Glauben erzählte.

In der Bibel heißt es in 1. Petrus 3,15:

Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung jedem gegenüber, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in euch fordert, aber mit Sanftmut und Ehrerbietung."

Ich habe anders in der Bibel gelesen, als ich mir dieser Verantwortung bewusst wurde. Dazu gehört aber, dass ich jeden Tag bewusst in Gottes Wort lese und mit ihm lebe.

Hast du jederzeit ein "schönes" Wort für jemanden bereit? Ein Wort aus der Bibel oder ein Erlebnis mit Gott, das nicht schon Jahre her ist?
Probiere es einfach mal aus, im ganz normalen Leben mit den Menschen um dich herum "schönes" zu verbreiten. Sei bereit dazu!

Meine ersten Eindrücke nach 6 Wochen in Deutschland

Nach sechs Wochen in Deutschland muss ich mich erst wieder an den anderen Rhythmus und das andere leben hier in Albanien gewöhnen. So vieles ist anders und ich muss innerlich wieder ins Gleichgewicht kommen.

Tendenziell will ich mich erstmal verkriechen, möglichst wenig Leute sehen und zuerst mal wieder alles innen und außen sortieren. Aber das ist meistens nicht möglich. Und wahrscheinlich ist es auch gut so.

So war ich gleich am ersten Vormittag hier bei unseren Nachbarn zu Besuch.
Der Stuhl an der Straße mit einem weißen Tuch dran gebunden hatte mir schon verkündet, dass jemand gestorben war. Die 100 jährige Oma war vor vier Tagen beerdigt worden und an diesem Tag war der fünfte und letzte Tag, an dem man den Trauerbesuch bei der Familie machen konnte. Ich weiß von der Wichtigkeit solcher offizieller besuche in unserer Gesellschaft hier und so tauchte ich gleich wieder voll ein in diese so andere Kultur. Doch es war sehr gut, gegangen zu sein. Es zeigt meinen Respekt und auch die 500 Lek, die ich dort ließ wurden namentlich aufgeschrieben.

Die Nachbarmädels freuten sich riesig, dass ihre deutschen Freunde wieder da waren und gleich hatte ich wieder meine üblichen fünf Kinder im Haus zwischen den Koffern tanzen.

Am Abend ging ich mit den Kindern spazieren. Es ist sehr heiß hier und eigentlich ist es nur am Abend möglich sich mehr zu bewegen. 🙂
Ich traf viele Leute wieder, Küsse, Fragen, Lächeln. Schön, wieder hier zu sein. Es ist unser kleines geliebtes "Dorf", in dem fast jeder jeden kennt.

Jeden Abend von halb sieben bis  halb acht wurde der Kindergarten Spielplatz geöffnet und die Kinder konnten kommen und dort spielen.
Es war eine tolle Atmosphäre all die spielenden Kinder, viele, die zum ersten Mal auf einer Schaukel saßen. Da kamen Mütter mit ihren kleinen Kindern und ich fühlte mich fast ein wenig wie auf einem deutschen Spielplatz, nur mit viel mehr Leben hier. Was für ein schöner Ort auch um neue Menschen kennenzulernen, dachte ich. Aber mal sehen, wie es in Zukunft gehandhabt wird mit dem Öffnen.

Ich ging noch eine Runde durch die Straßen. Es dämmerte schon, aber das Leben erwachte gerade noch mal für eine Stunde, bis es dann ganz dunkel wird.
In einem Baum saßen eine ganze Schar von singender Vögel. Ich genoss dieses kleine Konzert. Und fühlte mich zuhause.

Gottes Führung und die Frage wie lange wir noch bleiben

Als wir jetzt in Deutschland waren, wurde mir doch recht oft die Frage gestellt, wie lange wir denn noch gedenken, hier in Albanien zu bleiben.
Im Oktober sind wir vier Jahre hier und anscheinend ist das für viele doch schon genug.
Oder unser Vertrag läuft aus. Oder unsere Kinder müssen jetzt in die Schule… oder oder oder.
Nun, Gründe gäbe es wohl genug, um von hier wieder zu gehen.

Gestern noch traf ich eine Frau beim Spaziergang. Sie pries das schöne, ruhige Leben hier im Vergleich mit Deutschland. Ich verstand erst nach einer Weile, dass sie mit allen Mitteln versuchte, sich einen Reim daraus zu machen, warum wir hier leben.
Ich erklärte ihr dann, dass wir uns nicht Krume ausgesucht haben wegen dem ruhigen Leben hier, sondern weil Gott uns hier haben möchte.

4 Jahre hat er uns bis jetzt geführt

Ja, vier Jahre sind eine lange Zeit. Aber doch auch kurz, wenn man den Auftrag sieht, den wir hier haben. Wir wollen hier Menschen sehen, die Jesus mit Liebe und Hingabe dienen. Jünger Jesu, die andere zu Jünger machen.
Projekte sind Arbeit und können schnell abgeschlossen werden. Doch dieses „Projekt Jünger zu machen", so dass daraus eine stabile und gesunde Gemeinde entsteht erfordert viel mehr. Vor allem Zeit.

Wir sind erst am Anfang

Und so sind wir uns bewusst, dass wir noch ziemlich am Anfang unserer Arbeit stehen und es nicht logisch wäre, jetzt das Feld zu verlassen.

Wir sind jetzt so gut in der Sprache wie noch nie, haben so viel Kontakte wie noch nie und kennen die Kultur immer besser. Wir sind Teil der Stadt geworden. Und das alles ist nicht ohne Mühe, Tränen und Anstrengung passiert.

So beantworte ich die Frage gerne so, dass es aus meiner Sicht töricht wäre, jetzt, zu diesem Zeitpunkt zu gehen.vDennoch bin ich mir auch bewusst, dass Gott führt und er manchmal auch Dinge tut, die uns als unlogisch erscheinen.

Ein Beispiel aus dem Alten Testament

In den letzten Wochen habe ich mich intensiver mit der Geschichte Israels in der Wüste befasst.
Dabei stieß ich auf einen Text, der mir geholfen hat in dieser Frage.

In 4.Mose 9 wird beschrieben, wie das Volk Israel von Gott durch die Wüste geführt wird. Das geschah durch die berühmte Wolkensäule.
Da heißt es ab Vers 17:

"Und sooft die Wolke sich von dem Zelt erhob, brachen danach die Söhne Israels auf; und an dem Ort, wo die Wolke sich niederließ, da lagerten die Söhne Israels. Nach dem Befehl des Herrn brachen die Söhne Israels auf und nach dem Befehl des Herrn lagerten sie.“

Da war die Wolke, die Gegenwart Gottes über dem Zelt der Begegnung. Sobald sie sich erhob, wussten die Israeliten, dass es Zeit war, weiter zu ziehen. Im Text wird dann beschrieben, dass es sehr unterschiedlich war, wie lange sie an einem Ort verblieben. Die Menschen mussten ihren Blick immer auf die Wolke richten, um zu sehen, wann wieder die Zeit des Packens gekommen war. Und es war dann ja auch nicht wenig zu tun. Zelt auf- und abbauen und was es noch alles beinhaltete, dieses Lagern und wieder Weiterziehen.
Manchmal blieb das Volk Tage, Wochen oder sogar Monate an einem Ort und manchmal hieß es schon am nächsten morgen: Es geht weiter!
Ich stelle mir vor, dass einige Orte sehr schön waren und das Volk gerne länger geblieben wäre. Oder auch anders herum.
Aber immer entschied Gott, wann wie lange gerastet wurde. Er führte das Volk durch seine Gegenwart, die in der Wolke sichtbar war.

An dem Ort, an dem gelagert wurde, „verrichteten die Söhne Israels den Dienst des Herrn und brachen nicht auf.“ (Vers 19+23)

Ein Bild für uns

Was für ein schönes Bild auch für unser Leben als Menschen, die Jesus nachfolgen.

Wie das Volk möchte ich meinen Blick auf Gott richten, seine Gegenwart suchen und daraus erfahren, wann es für uns weitergeht.
Jetzt, an dem Ort, an dem ich „lagern“ darf, möchte ich in Treue meinen Dienst für Gott tun. Und ich will bereit sein, wieder aufzubrechen, wenn Gott mich an einen anderen Platz ruft. Er führt uns! Und er lässt uns wissen, wann es weitergeht. Meine Aufgabe ist es nur, auf ihn zu schauen und ihm zu dienen. Und dann sofort bereit sein, auf sein Geheiß hin aufzubrechen, auch wenn Mühen damit verbunden sind.

Und wie sieht es bei dir aus?

Ich denke manchmal, dass diese Frage viel zu oft nur Missionaren gestellt wird: Wie lange bleibt ihr noch?
Hast du sie dir schon einmal gestellt? Vielleicht will Gott dich auch an einen anderen Ort bringen, an dem du ihm dienen sollst.

Bist du vielleicht bequem geworden, mit deinem Haus, deiner Gemeinde, deiner Familie und lebst nur in deinem „Zelt“? Vielleicht hast du völlig vergessen, mal wieder vor das Zelt zu treten, um zu sehen, ob dich dein Gott weiter führen möchte?

Das heißt auch nicht immer ein Wohnplatzwechsel, aber vielleicht eine neue Arbeit, eine neue Aufgabe, einen neuen Dienst. Hast du vergessen, auf Ihn zu schauen? Ihn, der dich herausfordern möchte, ein Leben ganz unter seiner Herrschaft zu leben? Ein Leben in seinem Dienst?

Es ist eine Herausforderung für uns alle!

Und es ist ein Vorrecht für uns alle!
Wie wundervoll ist es doch zu wissen, dass wir so eine gute Führung haben. Wie ruhig kann ich sein in dem Wissen, dass Gottes Gegenwart mit uns geht und dass er uns zeigen wird, wann wir weiter ziehen sollen. Weiter zu einem neuen Auftrag, einen neuen Dienst für ihn.

Ich wünsche dir auch sehr solch ein spannendes Leben, mit ständigem Blick auf Ihn!

Beten und dennoch ohne Ruhe?

 

Gestern saß ich am Strand. Wir waren für zwei Tage als gesamtes Team nach Durres gefahren. Wenn das Meer schon nur drei Stunden entfernt ist, dann wollen wir das doch wenigstens einmal im Jahr ausnutzen…

Jemima war schon um halb sieben wach (was für sie eigentlich auch schon spät ist), alle anderen schliefen noch und so nahm ich die Gelegenheit wahr, mal wieder (fast) allein loszuziehen und die ruhigen Morgenstunden zu genießen. Und das am Meer. Wunderschön. Die Straßenhunde lagen noch in dem welligen Sand, die ersten Sonnenstrahlen ließen manche schon blinzeln. Bald würde für sie wieder der Kampf ums Überleben beginnen…

So saß ich mit Jemima im Sand und nahm meine kleine Bibel zur Hand.
An der Reihe war Psalm 77. Worte von Asaf. Worte an mich.

Ein sehr interessanter Psalm. Ein sehr ehrlicher Psalm.
Da ist ein Mann in tiefsten inneren Nöten. Er schreit zu Gott. Er sucht nach Gott.
Die ganze Nacht über streckt er seine Hände aus nach Gott. …
… Und er findet Ruhe? ….
Nein. Gerade das tut er nicht. Ich stocke. Was steht da?

Doch im tiefsten Herzen finde ich keinen Trost. (3)

Was? Warum nicht? Hat er nicht alles richtig gemacht?
Gebetet, ja sogar geschrien, gesucht und das ohne Ruhepause?

Da ist ein Mann, der nach Antworten sucht.
Da ist ein Mann, der zweifelt. Der hinterfragt.
Und den das ganze in tiefe Unruhe versetzt.
Da ist ein Mann, der an Gottes Charakter zweifelt.
An seiner Güte, an seiner Gnade, an seinem Versprechen,
seine Verheißungen zu erfüllen.

Hat Gott denn vergessen, barmherzig und gnädig zu sein? (10)

Ehrlich gesagt würden mich solche Gedanken auch unruhig zurücklassen.
Und doch, die Gegenwart, die Realität sah für Asaf so aus, als ob Gott weit entfernt ist, sich zurückgezogen hat, seine Versprechen vergessen hat.
Ja, so geht es uns allen wohl mal. Wo ist Gott?
Wo ist die Antwort auf meine brennende Frage?
Wo ist die Erfüllung meiner jahrelangen Gebete?
Warum tut Gott nichts, warum greift er nicht ein?

Ich finde es so gut, dass es solche Psalmen auch gibt. Nicht ein Rufen und ein sofortiges Antworten. Bete und dein Herz wird ruhig. Manchmal scheint das nicht so zu funktionieren. Und das steht in der Bibel.
Der Zweifel an Gottes Charakter selbst ist dabei wohl die Ursache für die große Unruhe.

Doch was tut Asaf nun? Bleibt er da stehen? Er formuliert jetzt in einem Satz, was ihn quält. Er kann es in seinen Gedanken sortieren und fixieren:

Ja, das ist es, was mich so sehr quält:
Dass der Höchste nicht mehr so eingreift wie früher. (11)

Hat sich Gott verändert? Kann sich Gott verändern?
Nein, Gott ist derselbe, gestern, heute und auch morgen. Das wissen wir alle.
Doch unser unruhiges Herz vergisst es zuweilen.

Wie hat Gott früher gehandelt?
Jetzt ist hier ein Mann der aus dem Sumpf seiner schweren Gedanken aufsteht.

Doch ich will mir die Taten des Herrn in Erinnerung rufen.
Ja, ich will an deine Wunder aus längst vergangener Zeit denken.
Ich sinne über all dein Wirken nach,
Dein Handeln erfüllt meine Gedanken.
Gott, heilig ist alles, was du tust! Wer sonst ist ein so großer Gott wie du? (12–14)

Plötzlich füllen sich die Gedanken mit andern Dingen! Hier geschieht die Kehrtwende.
Gottes gutes, treues, barmherziges Handeln mit seinem Volk erfüllt nun sein Denken.
Und das führt ihn dazu, Gott wieder als den zu sehen, der er ist: heilig und groß, ein guter Hirte für sein Volk (21).

Ich glaube fest, dass dieser Gedankenwechsel auch Frieden und Ruhe in Asafs Herz gebracht hat.

Mir hat der Psalm Mut gemacht, ehrlich vor Gott zu stehen, auch mit meiner inneren Unruhe. Und er hat mir Mut gemacht, bei aller aufkommenden Entmutigung zuweilen mich an das zu erinnern, was Gott schon alles in meinem Leben, aber auch in unserer Zeit hier in Albanien getan hat. Davon will ich meine Gedanken erfüllen lassen!

Mein Blick geht zurück auf das Meer. Der blaue, endlose Himmel über mir.
Ich will diesen großartigen Gott anbeten.

Der provozierende Jesus und die Herausforderung an uns

In den letzten Tagen und Wochen habe ich viel im Markus Evangelium gelesen. An einem Tag habe ich es ganz am Stück gelesen. Dabei sind mir Dinge aufgefallen, die mir noch nie so bewusst waren.

Etwas davon ist Folgendes:

Jesus ist so anders! Er handelt so anders, als von ihm erwartet wird. Und das in den Augen der Menschen damals nicht unbedingt im positiven Sinn. Es beginnt sofort im ersten Kapitel.

Ein paar Beispiele:

Jesus zieht sich allein zurück, als es noch dunkel war und entzieht sich somit den Erwartungen der Menschen, immer zu ihren Diensten stehen zu müssen. (1,35)

Jesus berührt einen Aussätzigen. Das hat niemand getan. (1,41)

Jesus vergibt Sünden und geht damit sofort auf Konfrontation mit der geistlichen Elite. Damit macht er sich selbst zu Gott- was er ja ist. (2,5)

Jesus isst und hat Gemeinschaft mit Zöllnern und Sündern. Er sitzt bei den Ausgestoßenen, mit denen sonst niemand etwas zu tun haben will. (2,17)

Jesus und seine Jünger fasten nicht. Fasten was ein Zeichen großer Geistlichkeit. (2,18)

Die Jünger tun "Unerlaubtes" an dem so heiligen Sabbat. (2,23)

Jesus heilt am Sabbat. Eine nicht erlaubte Tätigkeit am Sabbat. (3,5)

All das führt schon in Kapitel 3 dazu, dass die Pharisäer und Herodianer darüber Rat halten, wie sie Jesus umbringen können. (3,6)

Als ich das so las, da war ich fast etwas erschlagen von dem, was Jesus da tut.

Warum tust du das, Jesus? Hättest du nicht ein bisschen sanfter starten können. Erstmal Vertrauen bauen, Beziehung schaffen. Lass sie doch erstmal sehen, was für guter "Mensch" du bist, dann werden dich alle lieben. Dann werden sie dich vielleicht eher annehmen. Warum so radikal? Warum so hart? Warum so konfrontativ?

Ja, warum hat Jesus nicht so gehandelt? Warum so anders, warum so "provozierend" für viele?

Markus erzählt die Geschichte von Jesus wie in einem "Rush". Sooft lesen wir "sogleich", "sobald"- Jesus hat nicht viel Zeit die Maßstäbe seines neuen Reiches, des Reiches Gottes bekannt zu machen. Und diese, letztendlich das Evangelium, sind so radikal anders, wie das übliche. Ständig hat Jesus große Volksmengen um sich. Viele Tausende Menschen, die angezogen werden von diesem Wunderheiler, diesem besonderen Menschen. Diesem Mann, der so anders ist wie alles, was sie gesehen haben, der so anders redet, wie alle andere. Sie verwundern sich, sind entsetzt über diese neue Lehre mit Vollmacht (1,27) und Erstaunen mit großem Entsetzen. Sie suchen ihn, drängen ihn und folgen ihn, sie lassen ihn nicht in Ruhe. Und er?

Er sieht die große Volksmenge und wurde innerlich bewegt über sie, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. (6,34)

Jesus! Erstmal nur erkannt und gewürdigt in seinem eigentlich Sein von den Dämonen. Sie wissen nur zu gut, wer dieser Jesus ist: der Heilige Gottes, der Sohn Gottes!

Jesus, Sohn Gottes!  Was willst du mich lehren? Was willst du von uns als deinen Nachfolgern?

Sind wir oft zu angepasst? Zu vorhersehbar? Zu lauwarm?

Wollen wir lieber keinem zu nahe treten, keinen verschrecken, keinen provozieren?

Und verlieren wir als deine Nachfolger die Botschaft des Evangeliums? Verlieren wir unser Salz in unserer Rede und in unserem Leben? Machen wir überhaupt noch einen Unterschied in dieser Welt, in unserer Gesellschaft?

Haben wir den Blick verloren dafür, dass Menschen verloren gehen? Dass Menschen sterben, jetzt, ohne dich? Sind wir viel zu bequem geworden? Wagen wir noch etwas, auch mit der Folge, dass Menschen uns nicht annehmen und lieben?

Jesus. Lehre uns, was es heißt, deinem Vorbild zu folgen. Lehre uns zu lieben und zu sehen, dass ein angepasstes Leben und eine Zunge, die nicht das Evangelium verkündet nicht von wirklicher Liebe getrieben ist.

Muttersein und was es mich gelehrt hat

Nun sitze ich auf dem Sofa nach einem vollen Tag. Einem Muttertag!

Es ist still geworden in dem sonst so lauten Haus. Die Kinder schlafen. Endlich, will man fast sagen. Ich liebe meine Kinder sehr. Ich liebe sie. Aber ich liebe auch die Stille und die Zeit mal nur für mich.

Muttertag. Hier in Albanien wurde dieser Tag schon im März gefeiert. So war ich heute die einzige Mutter in unserer ganzen Region, die liebevoll gewürdigt wurde.

Es ist schön, von den Kindern bunte Gemälde zu bekommen, auf dem "Mama, ich liebe dich!" selbst geschrieben steht. Es erwärmt mein Herz und freut mich, wenn sie mich küssen, umarmen, lieben. Wenn sie strahlen, fröhlich sind und sich ihres Lebens freuen.

Doch leider ist der Alltag meines Mutterseins nicht immer so. Zwar schon immer bunt, da das Leben hier in Albanien überhaupt keine Langeweile aufkommen lässt. Aber doch auch oft einsam. Oft bin ich müde, manchmal auch verzweifelt. Manchmal bin ich schon am frühen morgen genervt, wenn mich die Lautstärke im Haus überwältigt.

Ich bin ein Mensch, der viel Ruhe und Stille braucht und bisher immer gesucht und meistens gefunden hat. Unzählige Stunden habe ich allein im Wald, auf Spaziergängen, auf Bänken verbracht. Gott, meine Gedanken und ich.

Mutter zu werden war für mich die radikalste Veränderung in meinem Leben. Da ist der Umzug nach Albanien noch ein kleines dagegen.

Nichts hat mich mehr an meine Grenzen geführt

Man meint ja, man kenne seine Grenzen. Manche können keine Grenzen setzen, andere setzen zu viele, wieder andere wissen gar nicht, von was ich rede. Ich dachte immer, ich kenne meine Grenzen gut. Bis hierher und nicht weiter. Ja, ich meinte mein Leben gut im Griff zu haben. Doch dann kamen meine lieben Kinder. Und mit ihnen ein großer Segen, und eine große Herausforderung zugleich.

Nach unserem Umzug nach Albanien, unser Großer war zwei Jahre alt, erlebte ich ein sehr schweres Jahr. Nicht, weil ich einen Kulturschock erlebte, sondern weil Gideon einen hatte. In dieser Zeit habe ich die meiste Kraft und Energie in meinen Sohn gesteckt. Es war ein hartes Jahr. Es war ein tränenreiches Jahr. Ich verstand oft nicht, warum Gott mir das nun auch noch zumutet. Ein Umzug in ein fremdes Land ist doch genug. Ich war oft am Ende. Am Ende meiner Kraft, meiner Hoffnung, meiner Liebe. Am Boden. Völlig an meine Grenzen gestoßen. Sehr schmerzhaft.

Nichts hat mir mehr offenbart, wer ich bin

In dieser Zeit habe ich viel gelernt über mich. Dieser Zusammenprall mit meinen Grenzen und das schmerzhafte Überwinden von eben diesen, offenbarte mir viel von mir. Meine innere Not und Verzweiflung, mein nicht wissen, wie ich mich Verhalten soll, meine Unfähigkeit, meinen Sohn zu verstehen, all das war wie ein Spiegel vor mir. Rahel. Du hast nicht alles im Griff. Rahel, in dir steckt ebenso die Sünde. Rahel, du kannst nicht anders, du brauchst Jesus! Du brauchst Gnade für dein dich selbst verurteilendes Herz.

Nichts hat mich mehr über die Gnade Jesu gelehrt

Gnade. Was für ein Wort. Was für ein großes Wort. Was für ein großartiges Wort. Gnade. Was ist Gnade? Was bedeutet Gnade für mich? Je länger ich in dieser schwierigen Phase steckte, desto mehr offenbarte sich mir die Bedeutung von Gnade.

Allein deine Gnade genügt, so singen wir oft. So habe ich oft gesungen. Doch ich wusste nicht, was Gnade eigentlich ist, bis ich zerschlagen auf dem Boden lag und keinen Ausweg mehr sah. Keine Tränen mehr, ein müdes Herz. Hoffnungslosigkeit.

Da kommt die Gnade Jesu. Leise. Doch klar und immer klarer. Tiefer, bis an mein zerrüttetes Herz. Jesu Worte der Gnade in mein Versagen, in meine Unfähigkeit, in meine Hilflosigkeit. Gnade ist ausgesprochen über mich und über meinen Kindern!

Das hat mir immer wieder Mut gemacht, aufzustehen und weiterzumachen. Nichts anderes, als diese Gnade. Wir müssen gebrochen sein, damit sie durchdringen kann, das habe ich gelernt. Gnade, die da ist. Immer. Weil Jesus alles für mich getan hat. Ich bin geliebt nicht wegen meiner Leistung. Jesu Liebe für mich ist in ihm selbst gegründet.  Nichts kann sie hindern oder vermindern.

Nichts hat mich mehr gelehrt, alles Jesus zu überlassen

Viel zu oft habe ich gedacht, die Dinge liegen in meinen Händen. Ich plane, organisiere und klar, ich bete auch. Aber irgendwie habe ich doch die Kontrolle.

Was es heißt, etwas wirklich an Jesus abzugeben mit allem, was damit zusammenhängt, das lerne ich erst jetzt.

Meine Kinder sind mir anvertraut. Ich liebe sie und will ihr Bestes! Doch ich habe gelernt und bin immer noch voll dabei, dass ich sie abgeben muss. Abgeben darf. Die Sorge könnte mich sonst auffressen.

Wir leben in Albanien. Es ist ein armes Land. Sehr arm im Vergleich zu unserer Heimat.

Vieles kann ich meinen Kindern hier nicht "bieten". Manchmal kommen da Ängste in mir hoch: werden sie sich gut entfalten können, gut in der Schule zurecht kommen, fördere ich sie genug? Sie haben keine christlichen Freunde, sie können in keine Vereine gehen, da es diese hier nicht gibt, kein Fußball, kein Ballett, kein Reiten...

Enthalte ich meinen Kindern etwas vor. War der Schritt hierher vielleicht falsch, da negativ für meine Kinder?

Ja, das sind Fragen, die mich beschäftigen. Fragen, die der Teufel manchmal nutzt, um Zweifel in mir zu schüren: Meint es Gott wirklich gut mit euch? Mit dir und deinen Kindern? Wäre es nicht besser, ein ganz normales Leben zu führen?

Es sind letztendlich die gleichen Lügen, die wir Menschen schon im Garten Eden gehört haben. Meint es Gott wirklich gut mit mir und mit meinen Kindern?

Es ist immer wieder ein Kampf, gegen diese Lügen anzugehen. Ein Kampf, dem unglaublicher Friede folgt, wenn er gekämpft und gewonnen ist.

In einem Lied heißt es, dass wir die Lügen mit der Wahrheit bekämpfen und diese in die Dunkelheit hinaus rufen müssen. In die Dunkelheit, die unseren Blick auf Jesus verhindern will.

Ich bin dabei, immer mehr abzugeben. Immer mehr und immer wieder. Meine Sorgen und Ängste bei Jesus lassen, denn er ist besorgt um mich und uns. (1.Petrus 5,7)

Es gibt noch so viel mehr, was Gott mich gelehrt hat, in dem er mich zur Mutter gemacht hat. Ich bin so dankbar dafür. Ja, Kinder sind ein Segen Gottes. Mutter sein zu dürfen ist ein Segen Gottes. Auch wenn es mir nicht immer so vor kommt.

In diesem Sinne: Frohen Muttertag!

P.S. Im Laufe der Zeit ist vieles viel einfacher geworden. Die Kinder haben hier ihr Zuhause gefunden und fühlen sich wohl. Wir konnten schon einige schwierige Phasen mit Jesu Hilfe überwinden. Wir erleben ganz viel Freude und Schönes mit unseren wunderbaren Kindern. Darüber schreibe ich in meinem anderen Artikel. 🙂

Ein heidnisches Volksfest und was wir dort erlebt haben

Heute wurde bei uns ein heidnisches Fest gefeiert. Den genauen Sinn dahinter haben wir immer noch nicht ganz verstanden.

Jedenfalls wurden gestern Zweige und Blumen in den Bergen gesammelt und damit dann Autos und Häuser geschmückt. Ich, als absolute Blumen- und Pflanzenliebhaberin, finde das eigentlich schön. Der Sinn dahinter gefällt mir jedoch gar nicht: dieser Schmuck soll vor dem bösen Blick und vor Geistern schützen.

Die Menschen hier sind sehr im Aberglaube gefangen. Das kommt immer wieder durch, auch wenn viele dann behaupten, sie glauben da nicht wirklich dran. Machen tun es fast alle.

Eine schöne Tradition hat das Fest aber für viele: viele Familien fahren in den Kosovo, um dort auf einer großen Wiese ein Picknick zu machen, Karussell zu fahren und zu spielen. Unsere Nachbarskinder freuen sich schon seit langem darauf und wollten unbedingt, dass wir uns das auch mal anschauen und mitkommen. Und das haben wir gemacht.

Heute um neun Uhr sind wir losgefahren. Nach einer guten Stunde Fahrt kamen wir dann über eine kleine, einspurige Straße zu dem Platz, an dem der "Rummel" stattfand.

Es waren schon viele Menschen da, viele Autos, die durcheinander auf der Wiese standen. Da war kein Ordner oder ähnliches, wie wir es gewöhnt sind bei solchen Großveranstaltungen. Nun, wir fanden auch ein nettes Plätzchen und breiteten unsere Decken neben dem Auto aus. Das Wetter war sehr schön, in der Sonne schon sommerlich heiß.

Etwas weiter entfernt standen ungefähr sieben Kettenkarusselle, so wie wir sie vielmehr in den 70ern hatten. Aber die jungen Leute hatten ihren Spaß neben der ohrenbetäubenden Musik sich umherschwingen zu lassen. 50 Cent die Fahrt ist für sie nicht wenig.

Unsere Kinder staunten. Wir waren mit ihnen noch nie auf einem Rummel gewesen. Etwas weiter oben stand dann neben anderen kleinen Ständen mit Grill und Billigschuhen ein Mann, der Zuckerwatte herstellte. Unsere Kinder kannten das nur aus einem Pippi Langstrumpf Film und Gideon war total glücklich, endlich auch mal sowas in der Hand zu haben. Ausnahmsweise freute auch ich mich, dass er fast puren Zucker essen konnte. 🙂

Mit Jemima drehte ich meine Runden mit dem Buggy, der es mir schwer machte, da die Wiese doch recht uneben war. Bei der ganzen Aufregung dachte Jemima nicht daran, zu schlafen. Überall flogen Bälle durch die Luft, die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Im Schatten der Bäume saßen Familien zusammen, aßen und kochten sich türkischen Kaffee mit ihren kleinen Bunsenbrennern. Auch hatten die meisten Menschen  mit Kleinkindern ihre Djep dabei. Das ist eine Wiege aus Holz, in der das Baby angebunden und dann tüchtig geschaukelt wird. Die Kinder sind es nur so gewöhnt zu schlafen.

Nach unserem Picknick mit Gemüse, Brot, Käse, Hühnchen etc. gingen wir Frauen zu einer Pilgerstätte etwas weiter oben. Diese besteht aus einer Grabstätte, zu der die Menschen in Scharen gehen, um das Grab eines "guten Menschen"  zu küssen. Dort werden auch Bändchen verkauft, die man in ein Kleidungsstück einnäht, wahrscheinlich zum Schutz.

Eine Tradition ist es auch, Schafe zu schlachten. Ich habe noch nie so viele geschlachtete Schafe gesehen. Es waren Hunderte. An dem heiligen Schrein wurde das Blut an die Wand gesprengt. Die Felle lagen auf der Wiese ausgebreitet. Ein paar Schritte weiter sitzen dann wieder Leute beim Picknick. Ganz in der Nähe war auch das Gehege der noch zur Schlachtung ausstehenden Schafe. Dort fand ich es wesentlich schöner. Dieses Blutbad zu sehen geht schon an die Nieren. Für die Menschen dort scheint es jedoch ganz normal zu sein. Es ist mir unverständlich, wie man einen ganzen Tag lang Schafe schlachten kann... Dennoch musste ich ans alte Testament denken und daran, was damals in Israel alles geschlachtet wurde. Das möchte ich mir gar nicht vorstellen.

Als wir dann so bei den Schafen standen, kamen wir mit meiner Nachbarin ins Gespräch. Es freute mich zu hören, dass sie meinte, sie hätte schon einiges von mir gelernt. Zum Beispiel hat sie früher immer Kaffeesatz in kleinen Tassen gelesen. Das macht sie gar nicht mehr und alles läuft irgendwie besser. Ich denke sie wollte damit sagen, dass sie sich von manchen okkulten Praktiken abgewandt hat. Wir sprachen auch über Jesus, unser Lamm, das geschlachtet wurde für uns und darüber, dass wir Schafe von Jesus, unserem guten Hirten sind.

Unsere Kinder hatten jedenfalls viel Spaß. Wie alle anderen Kinder spielten sie, rannten, und rauften miteinander. Eine Freude für uns zu sehen, wie sie sich freuen.

Auf dem Heimweg gab es dann einen großen Stau. Kein Wunder, wenn hunderte Autos auf einmal auf einer kleinen Straße wieder nach hause wollen. Und dann wurde noch eine Kuh angefahren und nichts ging mehr. Durch Zufall gerieten wir an ein Auto, in dem ein deutschsprechender Kosovare saß. Dem fuhren wir auf einer alten Straße hinterher, zwar abenteuerlich eng, aber wir kamen doch schnell aus dem Verkehrschaos hinaus. Gott sei Dank!

Wir sind sehr dankbar für diese weitere Erfahrung im Kennenlernen der Kultur. Auf dem Fest haben wir viele aus unserer Stadt getroffen. Irgendwie waren wir einfach ein Teil von ihnen. Das ist schön zu spüren und zu erleben.

Unten findest du weitere Bilder von diesem Tag.

Wie die Kinder aus Bullerbü

Es gibt ja schon immer wieder einiges, was unsere Kinder hier entbehren. Jedenfalls, denke ich das. Kein Schwimmbad, keinen tollen Spielplatz, kein Trampolin im Garten, kein Ballett, kein Fußballverein usw. Manchmal will mir diese Tatsache zur Anfechtung werden. Ich denke, die armen Kinder, was sie nur nicht alles haben.
Tatsache ist aber auch, dass ich sicher unter manchmal viel mehr leide als sie. Sie kennen ja nur ihr Leben hier.

Aber gerade jetzt in der wärmeren Jahreszeit, da sehe ich meine Kinder und freue mich einfach nur für sie. Obwohl sie vieles nicht haben, haben sie doch ganz vieles andere!
Darauf will ich sehen!

Unsere Kinder (und ich übrigens auch;) schauen total gerne die Kinder aus Bullerbü von Astrid Lindgren. Keine Ahnung, wie oft wir diese Filme schon gesehen haben, aber sie werden uns nicht langweilig.
Unser Leben hier kommt mir oft so vor, wie das Leben der Kinder aus Bullerbü. Und ich bin von Herzen dankbar dafür. Hier die Dinge, die das Leben unserer Kinder hier so schön machen:

1. Viele Kinder in der direkten Nachbarschaft

Um uns herum wohnen ca. 30 Kinder unterschiedlichen Alters. Super ist es, dass unsere direkten Nachbarn zwei Mädels im Alter unserer Kinder haben. Die vier (mit Jemima und dem kleinen Klejdi sind es bald sechs) spielen fast den ganzen Tag zusammen. Nicht immer geht das ohne Streit und Tränen, aber es ist dennoch so schön zu sehen, wie Ihnen immer wieder etwas einfällt und sie sich lieben. Ich muss nicht aus dem Haus gehen, um mit meinen Kindern Freunde zu besuchen. Das ist ein großes Geschenk für uns alle!

2. Der kleine Tante Emma Laden mit leckerem Eis

Etwas die Straße runter haben wir einen kleinen Laden. Dort gibt es so das nötigste, eben v.a. Auch kleine Süßigkeiten und jetzt im Sommer leckeres Eis. Es ist so toll, dass wir einfach nur ein paar Schritte laufen müssen und schon ein Eis genießen können. Unsere Kinder gehen auch schon allein dort hin. Es ist für sie das größte, sich dort ein Kaugummi allein kaufen zu dürfen. So schön die vier Hand in Hand zu dem kleinen Laden laufen zu sehen, vollkommen glücklich.

3. Viel Kontakt mit Tieren

Wir haben im Moment ca 15 Hühner und einige Küken. Unsere Kinder wachsen mit dem Kreislauf der Natur direkt auf, beobachten die kleinen Küken, wie sie schlüpfen und sehen sie leider auch tot im Garten liegen, von einer Katze geschnappt. Ganz ohne Probleme erzählen sie ihrem Papa, dass ein Küken keinen Kopf mehr hatte. Sie leiden schon mit und finden die Katze blöd, aber sie wissen auch, dass das das Leben ist.
V.a. Auch unsere Jemima freut sich sehr an den Hühnern und könnte sie ständig beobachten und will sie am liebsten anfassen.

Dann ist da noch unsere Kuh. Im Sommer wird sie auf die Weide gebracht. Da begleitet Gideon unseren Shaban immer mal wieder. In diesen Tagen erwarten wir ein kleines Kalb. Zuletzt stand die Kuh gar nicht mehr auf. Rrushe hat sich große Sorgen gemacht. Ich habe ihr gesagt, dass ich mit den Kindern für sie bete. Das haben wir zu vielen Gelegenheiten gemacht. Heute kam Rrushe und erzählte voller Freude, dass die Kuh im Garten gelaufen ist. Das war so schön für die Kinder und sie und mich zu sehen: Gott hat unser Gebet gehört. Er kümmert sich auch um unsere Tiere.

Und dann sind da noch diese süßen kleinen weißen Häschen von den Nachbarn. Auch für mich einfach wohltuend für die Seele, diese kleinen Geschöpfe Gottes zu sehen.
Nun hoppeln sie im Garten umher und auch hier hoffen wir auf Bewahrung vor der hungrigen Katze.

4. Ein großer Garten

Wir leben in einem Viertel der Stadt, in dem die Häuser Gärten haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Unsere Kinder sind fast den ganzen Tag draußen, klettern auf Bäume, kochen, pflücken Blumen, fahren Fahrrad. Sie lieben es draußen zu sein.

All diese Dinge zeigen mir: Kinder brachen nicht viel um glücklich zu sein. Schon gar nicht das ganze Programm, das wir in Deutschland zur Verfügung haben und das uns manchmal einreden will, dass es gar nicht anders geht. Ich weiß meine Kinder in Gottes Hand und vertraue, dass er ihnen gibt, was sie brauchen. Es sind glückliche Kinder. Kinder, die voll und ganz in unserer Gastkultur angekommen sind, die Sprache super sprechen und mit allen anderen Kindern der Stadt fröhlich singend, Hand in Hand, durch die Straßen laufen, wenn der Kindergarten einen Ausflug zum Fußballplatz machen.
Gott sei die Ehre für seine gütige Hand über unseren Kindern!

Bahnbrechende Augenblicke

Manchmal, da sitze ich nur da und staune.
Mein Herz freut sich.
Ich bin gerührt.
Zutiefst bewegt.

Gestern war so ein Moment.
Ich hatte Sara, eine gläubige Frau, eingeladen zu unserem Bibeltreffen. In den letzten Wochen hat sie schon sehr viel gelernt. Z.b. Hat sie am Anfang überhaupt nicht gewusst, wie sie beten soll. Jetzt betet sie, eine wahre Freude!

Letzte Woche hatten wir über ihre Schwester, ich nenne sie mal Manuela, gesprochen und für sie gebetet. Sie ist eine 25 jährige Frau. Irgendetwas ist in ihrem Leben geschehen. Seitdem ist sie verschlossen, depressiv und fast nur zu Hause. Sie fühlt sich am besten, wenn sie schläft. So verbringt sie die meiste Zeit im Bett. Manchmal ist sie aggressiv und redet Dinge, die nicht zusammen passen. Sara meint, es sei dann nicht ihre Schwester, die da agiert.

Ich machte Sara Mut, immer wenn sie zu ihrer Schwester kommt (die noch bei ihrer Mutter wohnt), für sie im Namen Jesu zu beten. An dem Tag zuvor hatte ich das Markus Evangelium gelesen und war erstaunt, wie oft dort von unreinen Geistern die Rede ist, denen Jesus gebietet zu gehen! Und sie gehorchen ihm! Interessant auch, dass gerade diese am besten wissen, wer Jesus ist- Gottes Sohn!

Gestern nun kam Sara mit ihrer Schwester zusammen zu dem Treffen. Ich war erst ein wenig irritiert, doch dann erbat ich Jesu Beistand und sein Wirken.
Es ist an sich schon ein kleines Wunder, dass Manuela mitgekommen ist. Sie geht eigentlich gar nicht aus dem Haus. Unsere Kinder betrachteten sie aufmerksam. Irgendetwas scheint auch ihnen aufgefallen zu sein.

Wir sprachen miteinander und ich versuchte immer wieder auch Manuela einzubinden. Dann lasen wir die Geschichte von dem Gelähmten, der von seinen Freunden durch das Dach gelassen wird um zu Jesus zu kommen. Dieser vergibt ihm seine Sünden und heilt ihn von seiner Krankheit.

Manuela saß mehr unbeteiligt da. Doch dann ergriff Sara das Wort und erzählte diese Geschichte in solch einer Eindrücklichkeit und Liebe ihrer Schwester, ich konnte nur dabei sitzen, zuhören, staunen und beten, dass die Worte durchdringen. Es staunte mich umso mehr, da es Sara meistens nicht so leicht fällt, eine Geschichte nach zu erzählen. Sie rief ihre Schwester auf zu glauben und auf ein Wunder zu hoffen. Es bewegte mich zutiefst. Immer wieder fragte sie mich, stimmt doch, Rahel, oder? Ja, genau! Sie sprach von ihrem eigenen Leben, und wie Jesus sie verändert hat.

Wir fragten Manuela noch um etwas, wofür wir beten können. Sie wünscht sich, die jetzige Wohnung zu verkaufen (sie wohnen im fünften Stock eines kleinen Hochhauses) um an einem Ort mehr in der Natur wohnen zu können. Ihr Gesicht erhellte sich. Ich sah sie lächeln. Etwas schien in ihr aufgetaut zu sein als sie von ihrem Wunsch sprach.
Wir beteten für sie. Dann wollte sie gehen.

Als sie gegangen waren, meinte Rrushe (Nachbarin von unten), wie traurig es wäre, dass diese junge Frau so krank ist. Sie wäre so anders gewesen zuvor.

Ich glaube und bete, dass Gott hier ein Wunder tut und diese Frau verändert und ihr Leben erneuert. Betet ihr mit?

Es sind für mich bahnbrechende Augenblicke deshalb, weil Krumianer anderen Krumianern Zeugnis geben und Geschichten der Bibel weitergeben. Nicht ich tue es, sondern sie selber. Und genau da wollen wir hin!
Ich hatte es in dieser Woche schon einmal gehört, dass zwei Freundinnen, mit denen ich Bibel lese, einer anderen Gläubigen auf der Straße erzählten, was Jesus alles für sie getan hat und wie gesegnet sie durch das Lesen der Bibel sind. Das sind so tolle und wichtige Schritte in der Ausbreitung des Evangeliums hier!

Von der Freude, mit anderen die Bibel zu lesen

Seit einiger Zeit treffe ich mich regelmäßig mit meinen beiden Freundinnen, um gemeinsam die Bibel zu entdecken. Dabei habe ich mich entschieden, erstmal mit einer dafür besonders gut geeigneten Kinderbibel zu arbeiten. "Die Gott hat dich lieb Bibel", wie sie in deutsch heißt, ist nicht nur wunderschön aufgemacht, sondern alle Texte im alten Testament enden mit einem Hinweis auf Jesus. Jede Geschichte flüstert Jesu Namen, so heißt es auf der amerikanischen Version.

So habe ich nun begonnen und wir sind bisher bis zu Joseph gekommen. Es begeistert mich, wie die beiden Frauen dabei sind. Wie sie von sich aus die Bibel holen und lesen möchten, wie sie immer wieder, auch wenn wir durch Besuch unterbrochen werden (und das passiert recht oft), den Faden aufnehmen.

So schön die Freude zu sehen, als wir die Geschichte von Abraham hatten und sie mitgefiebert haben, ob er wohl noch ein Kind bekommt oder nicht. Der Jauchzer beim umblättern, als da Abraham und Sara mit dem Baby abgebildet sind.

Vieles, das merke ich immer wieder, verstehen die Menschen hier viel besser, als wir in Deutschland.

Ein Beispiel ist Kinderlosigkeit. In Deutschland entscheidet man sich für Kinder. Manche entscheiden sich bewusst dagegen. Natürlich gibt es auch Menschen, die sehr gerne Kinder wollen, aber keine bekommen können.

Hier bedeutet Kinderlosigkeit Schande, Schmerz und eine unsichere Zukunft. Die Menschen hier scheinen sich noch viel besser in diese Situation hinein versetzen zu können.

Die Geschichte mit Rahel und Lea ist auch ein tolles Beispiel. Jacob geht zu seinem Onkel, den Bruder der Mutter. Genau so würde man es hier auch machen. Der Bruder der Mutter hat eine sehr hohe Stellung in dem Familiengefüge und bestimmt oft mehr, als der leibliche Vater. So kenne ich ein junges Mädchen, dass mit einem Mann verheiratet wurde. Dessen Onkel arrangierte die Hochzeit ohne Wissen des leiblichen Vaters. Das ist möglich hier. Der Vater ärgerte sich, aber die Hochzeit bleibt bestehen, weil der Onkel es so entschieden hat.

Auch verstehen die Menschen hier, dass natürlich Lea als erste verheiratet werden musste. Hier herrscht ebenso die Sitte, dass die Ältesten zuerst unter die Haube kommen.

Es ist ein Vorrecht, mit anderen Menschen Gottes Wort zu entdecken!

Ich will dir Mut machen: Wer ist in deinem Umfeld, der Interesse hat, mit dir in der Bibel zu lesen? Am besten mit zwei oder drei zusammen?

Ich glaube, es gibt da mehr Menschen, als du denkst. Oft reden wir uns ein, die wollen ja eh alle nicht- aber das stelle ich sehr in Frage. Sei mutig! Und investiere die Zeit! Dadurch kann Gott auf wundersame Weise wirken. In der Person und in dir.

Warum ist Ostern immer gutes Wetter?

Als ich den Tag nach Ostern die Kinder im Kindergarten abholte, meinte die Erzieherin:

Rahel, warum ist denn immer zu Ostern, zu eurem Fest gutes Wetter? (Dabei muss ich bemerken, dass gutes Wetter hier bedeutet, dass es endlich mal wieder geregnet hat. Wir leben hier in einer Region, in der oft für längere Zeit der Regen ausfällt und da gerade Zeit der Aussaat ist, ist der Regen natürlich von größter Wichtigkeit.)

Ich war schon zuvor immer mal wieder darauf gestoßen, dass es den Menschen hier anscheinend echt auffällt, dass zu Ostern immer der ersehnte Regen kommt.

Nun, die Erzieherin was auch zu unserem Osterfest gewesen und so wusste ich, dass sie weiß, was an Ostern geschehen ist. So sagte ich ihr:

Weißt du, Gott will euch seine Liebe zeigen. An Ostern hat er seine allergrößte Liebe zu uns erwiesen, in dem Jesus für uns gestorben und wieder auferstanden ist. Eine größere liebe gibt es nicht. Aber er kümmert sich auch um unsere Nöte. Er zeigt den Menschen hier damit: ich liebe euch! Ich kümmere mich um euch.

Ich fand diese ernsthafte Frage wirklich interessant und ich freue mich, dass Menschen das wahrnehmen. Noch mehr sollen sie nicht den nassen Regen wahrnehmen, sondern Gottes Zuwendung und seine Liebe, die herunter gekommen ist durch Jesus.