Von asylsuchenden Albanern und meinen Gedanken dazu

von Danny Fröse am 3. Juli 2015

“Ich packe meine Sachen und gehe mit meiner Familie so schnell wie möglich nach Deutschland, um dort Asyl zu beantragen,” sagte mein Friseur mir heute morgen, während er mir die Haare schnitt.

Ich sagte nur: “Bloß nicht. Das bringt nichts.”

Dieses Gespräch war nur die Spitze von verschiedenen Gesprächen und Infos die mich in den letzten Tagen erreicht haben. Die letzte Nacht konnte ich kaum schlafen, weil mir diese Thematik so nahe geht.

Albaner gehen in Scharen nach Deutschland um dort Asyl zu beantragen. 

Sie wollen damit der wirtschaftlichen Hoffnungslosigkeit entfliehen, unter der hier die allermeisten Menschen leiden.

Das weit verbreitete Gerücht

Die Statistik des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge führt deutliche Zahlen auf, die genau dem entsprechen, was wir immer wieder gehört haben. Mit einer wehenden Hand haben mir Gesprächspartner immer wieder verdeutlicht, wie viele Menschen schon nach Deutschland gegangen sind.
Bildschirmfoto von ScreenFloat (03.07.15 15:04:13)

Aus unserer Nachbarstadt Kukes, sind in den letzten Monaten an die 100 Familien nach Deutschland gereist. Auch ein christliches Ehepaar aus der Gemeinde dort, hat sich auf den Weg gemacht, nachdem sie ihre Arbeitsstelle gekündigt hatten.

Aus unserer Stadt Krume gehen wohl auch immer mehr Menschen. Mein Friseur sagte mir, dass in der letzten Nacht 4 Familien losgezogen seien, um Asyl in Deutschland zu suchen.

Motiviert werden die Menschen durch das Gerücht, dass man in Deutschland Asyl bekommen kann. Man bekommt sogar ein “Haus”, etwas zu Essen und ein Taschengeld. Das zumindest sind die Infos, die die Menschen aus Deutschland erreichen.

Das falsch verstandene Asylrecht

Asyl bekommen alle Menschen, die politisch verfolgt werden. Hierzu zählen natürlich vor allem Menschen aus Kriegsgebieten, wie Syrien und dem Irak. Es ist demnach gar nicht möglich, dass Menschen aus Albanien einen Asylantrag gestattet bekommen. Den Albanien gehört nach allen Kriterien zu einem sicheren Herkunftsland, auch wenn es so noch nicht deklariert ist.

Da der deutsche Staat aber jeden anhört, der einen Asylantrag stellt, werden auch die Menschen aus Albanien erstmal versorgt mit allem, was sie brauchen. Sie bekommen eine Unterkunft, Verpflegung und auch ein Taschengeld. (Hierzu las ich gestern einen interessanten Artikel.)

Möglicherweise befinden sich die meisten Albaner gerade in dieser Warteschleife, die sich im Durchschnitt 7 Monate lang hinzieht. So lange dauert die Bearbeitung eines Asylantrages. Danach bleibt abgelehnten Bewerbern nichts anderes als die Abschiebung in ihr Heimatland.

Ich sagte deswegen meinem Friseur: “Die kommen alle wieder zurück” (die 100 Familien aus der Nachbarstadt). Er sagte daraufhin: “Bis jetzt ist keiner wieder gekommen”.

Die anderen, die wirklich Hilfe nötig haben

Wenn ich mir die Statistik aus dem Monat Mai anschaue, dann ist mir ganz unwohl. Im Monat Mai haben mehr Menschen aus Albanien Asylanträge gestellt, wie aus Syrien. Wenn man sich die politischen Verhältnisse(Demokratie vs Krieg) anschaut und die Zahl der Einwohner (Albanien =2,8 Million < Syrien = 22 Millionen) dann bemerkt man, dass dies in keinem Verhältnis steht.

Ich glaube die Not von Menschen aus Kriegsgebieten wie Syrien und Irak ist so viel größer, wie die in Albanien. Durch diesen Flüchtlingsstrom aus Albanien wird es noch schwieriger Menschen zu helfen, die die Hilfe viel nötiger hätten.

Vielleicht sinkt auch die Akzeptanz für Flüchtlingshilfe in der Gesellschaft, wenn immer mehr Menschen Asylanträge in Deutschland stellen, Hilfsgelder und Mittel in Anspruch nehmen, denen diese Hilfe eigentlich gar nicht zusteht.

Mein persönliches Dilemma

Ich möchte die Situation in dem Land, in das Gott uns gerufen hat, nicht schön reden. Die Menschen in Albanien haben es nicht leicht. Vor allem hier in unserer strukturschwachen Has-Region. Viele leben buchstäblich nach dem Prinzip: “Von der Hand in den Mund”.

So sehr ich mich auch bemühe, ist es mir nicht möglich, mitzufühlen mit einem Familienvater, der ohne Arbeit seine ganze 6-köpfige Familie durchbringen muss.

Manchmal denke ich mir: “Ach Danny, du hast gut Reden. Du willst die Leute davon abhalten in ihrer Verzweiflung nach Deutschland zu gehen. Aber du wirst eines Tages einfach wieder zurück gehen.”

Ich denke mir: Was kann ich dafür, dass ich aus Deutschland komme? Was können die Menschen in Krume dafür, dass sie hier geboren wurden?

Eine befriedigende Antwort, die Gott aussen vor lässt, kann ich nicht finden. Es ist Gnade von Gott, dass ich aus einem Land komme, in dem es den Menschen so gut geht. Und es war ebenso Gottes Entscheidung über den Menschen in Krume, dass sie hier geboren wurden.

Was ich bieten kann

Als letztens Ali, ein junger Mann aus dem Fitness im Witz meinte, wir könnten doch unserer Staatsangehörigkeiten tauschen, da teilte ich ihm mit: Ich kann dir meinen Pass nicht geben, aber ich kann dir eine anderes Bürgerrecht empfehlen. Du kannst das Bürgerrecht des Himmels bekommen. Das ist viel besser.

Diese Antwort erstaunte alle Jungs, die zuhörten.

Am Ende bleibt mir nichts anderes übrig, als dafür zu arbeiten, den Menschen eine Hoffnung zu bringen, die über dieses irdische Leben hinaus geht. Eine Hoffnung, die sich nicht nach 7 Monaten Wartezeit in Deutschland in Luft auflöst. Diese Hoffnung liegt in Jesus.

Er hat ein Herz für die armen Menschen in Albanien. An der rhetorischen Frage von Jakobus wollen wir festhalten:

Hat Gott nicht gerade die, die in den Augen dieser Welt arm sind, dazu erwählt, durch den Glauben reich zu werden?

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