Wie wir unsere Gebetsmail verstehen

Seitdem wir begonnen haben, uns konkret auf unseren Dienst in Albanien vorzubereiten, verschicken wir unsere Gebetsnachrichten mit dem Namen rahda:gebet. Mittlerweile haben wir 32 Ausgaben versendet.

Ziel dieser Mail ist es, über den quartalsmäßigen Rundbrief rahda:post hinaus, aktuelle Informationen und Gebetsanliegen zu liefern.

Wir erhielten zuletzt einen Brief, von einem Empfänger unserer Gebetsmail, in welchem er darum bat, von der Liste genommen zu werden. Unsere Mail zu lesen war ihm eine Last, weil er sich jedesmal nach Erhalt der Mail verpflichtet fühlte, für uns zu beten.

Ich weiß nicht, wie es dir dabei geht, wenn du in unregelmäßigen Abständen eine Mail mit dem Betreff: "rahda:gebet Nr... " in deinem Posteingang vorfindest.

Um einige Unklarheiten auszuräumen haben wir einige Punkte aufgeschrieben.

Beachte Folgendes

  1. Wir erwarten nicht, dass du unsere Gebetsmail liest. Freuen würden wir uns natürlich schon, wenn du Interesse an dem hast, was Gott hier tut. Aber in der heutigen Emailflut haben wir Verständnis, wenn du keine Zeit findest für das Lesen unserer Email.
  2. Wir erwarten nicht, dass du für uns betest. Natürlich heißt unsere Mail rahda:gebet, aber dadurch soll für dich keine Pflicht entstehen, für uns zu beten. Es soll lediglich eine Einladung zum Gebet sein. Sei ganz frei sie anzunehmen oder nicht.
  3. Bitte fühle dich nicht schuldig. Du stehst nicht in unserer Schuld. Du musst nicht für uns beten, wie gerade eben schon gesagt. Wir wollen dir auf keinen Fall eine Last auferlegen, die dich zum Gebet zwingt.

Worüber wir uns freuen

  1. Wenn du dran bleibst, an dem was Gott tut. Wir freuen uns auch über die stillen Beobachter, ob sie für uns beten oder nicht. Gott wird geehrt, wenn Menschen sehen, wie er uns trägt und wie er die Wege für uns ebnet.
  2. Wenn du ab und zu für uns betest. Auch das spontane Gebet, dass du sprichst, weil dich ein Anliegen in unserer Mail bewegt hat, ist viel wert. Würden wenigstens 25 Prozent unserer Empfänger nach Erhalt unser Gebetsmail ein Gebet für uns sprechen, dann wären das schon 150 Beter.
  3. Wenn du regelmäßig für uns betest. Wir sind davon abhängig, dass es Menschen gibt, die regelmäßig für uns vor dem Thron Gottes einstehen. Wir können nur erahnen wie viele unserer Freunde dies tun. Gemessen an dem Beistand Gottes in den letzten zwei Jahren, sind wir getragen von regelmäßigem Gebet.

Wie du den Erhalt beendest

Wenn du in Anbetracht von diesen 6 Anmerkungen immer noch zu denen gehörst, die unsere Mail nicht mehr bekommen wollen, dann haben wir vollstes Verständnis dafür.

Jede unserer Gebetsmails erhält am Ende einen Link >Aus dem Verteiler austragen. Dort kannst du dich ganz einfach mit zwei Klicks aus dem Verteiler austragen.

Wie wichtig sind Spielsachen wirklich?

Ich bin immer wieder fasziniert von der Erfindungsgabe meiner Kinder. Manchmal denke ich wirklich, dass Kinder im Grunde mit sehr wenig Spielsachen glücklich sein können.

Deutschland und seine Spielsachen

Wenn ich in Deutschland bin fällt mir immer wieder auf, wie deutsche Kinder mit Spielzeug zugeschüttet werden. Manch ein Kinderzimmer in Deutschland beinhaltet mit Sicherheit mehr Spielsachen, wie sämtliche Haushalte in Krume zusammen (ohne dass ich alle gesehen hätte). Natürlich sind Spielsachen schön und auch meine Kinder freuen sich, wenn sie zum Geburtstag etwas neues hinzubekommen. Auch bin ich ein absoluter Fan von guten Kinderbüchern und bin überzeugt, dass diese sehr wichtig sind.

Dennoch. Ich komme immer wieder ins Nachdenken darüber, was Kinder wirklich brauchen.

Steine und Stöcke, die Alleskönner

IMG_4186In der vorletzten Woche waren wir im Urlaub in Montenegro. Dort gibt es schöne kleine Buchten mit vorwiegend Steinstränden. Zuerst dachte ich, dass Sand doch schöner wäre für kleine Kinder. Doch dann stellte sich schnell heraus, was diese Steine so alles in sich hatten. Es war zu schön zu sehen, was in meinen Kindern für ein Sammlergeist und für eine Fantasie steckte. Diese Steine waren plötzlich alles. Da waren Eier, Fleischstücke (und wirklich, sie sahen echt aus, wie ein saftiges Stück Rindfleisch), Kartoffeln, Salz, Gemüse aller Art usw. Auch hier zuhause kochen wir fast nur noch mit den mitgebrachten Steinen (und das sind nicht zu wenig... 🙂

IMG_3811Auf einem Spaziergang fanden wir zwei Stöcke, Treibholz. Wir nahmen sie natürlich mit. Immer wenn das Wetter nicht so gut war und wir ncht zum Strand konnten, zogen wir mit den Kids los und Gideon mähte mit seiner Motorsäge (das Geräusch, das er dabei machte zeugte davon, dass er nicht wenige zuvor in live gehört hatte) und Livia bekam die Sense, ganz nach albanischer Art. So konnten sie sich sehr lang und sehr glücklich beschäftigen.

Gideon, der Dekorateur

Schön finde ich auch Gideons Blick für kleine Dinge. Sicher hat er da ein Vorbild, aber bei vielen Dingen, die er findet meint er zu mir: "Das nehmen wir mit zur Deko, ja?" Dabei weiß er einfach, dass seine Mama von Herzen gerne dekoriert mit allem, was sie draußen in der Natur findet. Aber warum nicht. Er sieht, dass in vielen (nicht ganz in allem, was ich ihm auch immer mal wieder sagen muss) etwas schönes, dekoratives steckt, was wir einfach draußen auf dem Weg und in der Natur finden. Nun haben wir überall Gläser stehen mit Steinen drin, ein großes Tabett voller Kastanien mit einer Kerze in der Mitte und einen großen Zweig mit Ästen, den wir am Meer gefunden haben und der bald weihnachtlich dekoriert wird.

Mein Fazit: Ich will meinen Kindern sehr bewusst Spielsachen schenken, aber vor allem will ich ihre Gabe der Fantasie wecken und sie feinfühlig machen für all das Schöne und Kreative, das Gott in seine Schöpfung gelegt hat.

Über allem steht: Gnade

Am Ende eines nebligen und trüben Tag bricht mit Macht noch einmal die Sonne durch die Wolkendecke, bevor sie hinter den albanischen Alpen verschwindet. Der Berg hinter unserem Haus erstraht in einem zauberhaften Licht, die kleinen Büsche beginnen sich in verschiedene Farben zu kleiden.

Ich blicke aus unserem Küchenfenster, dieser Blick, der mich nun schon seit zwei Jahren begleitet. Ich sehe mein Nachbarhaus, die enge Straße, die durch Mauern führt, die Berge, die frisch gepflügten kleinen Felder. Weit verstreute Häuser, die mich aus der Ferne rufen.

Zwei Jahre in Albanien. Zwei Jahre in Krume.

Vieles ist einem schon so vertraut und anderes noch so fremd. Und vieles muss man sich immer wieder neu vertraut machen.

In diesen zwei besonderen, herausfordernden und bewegten Jahren steht ein Wort über allem: GNADE.

Ich bin immer noch dabei zu begreifen, was sie wirklich bedeutet, aber sie hat mich immer wieder gefunden! Und wäre sie nicht da, ich wäre untergegangen.

Mir ist noch nie so bewusst geworden wie in diesen zwei Jahren, wie abhängig ich bin von dieser Gnade. Es gab Momente, da hab ich mich im Badezimmer eingeschlossen und habe geweint. Ich wusste nicht weiter. Ich war verzweifelt. Da sind die Momente des Heimwehs und die Stimmen, die dich innerlich zurückrufen in deine "Heimat", die den Zweifel schüren, ob dieser Weg, dieser Ort wirklich der beste ist für dich und deine Kinder. Da ist dein Kind, das zutiefst kämpft in der Eingewöhnung in ein neues Leben, eine neue Sprache, neue Menschen. Ich stehe daneben, oft machtlos. Ich kämpfe. Und doch merke ich immer wieder, dass mein Sieg nicht im Kämpfen lag und liegt, sondern in der Ergebung.

Bei unserem Abschied in unserer Organisation gab mir eine Mitarbeiterin eine Karte mit auf den Weg: offene, nach oben gestreckte Hände. Ich strecke meine leeren Hände Jesus hin, immer wieder und er füllt sie mir. Von ihm empfange ich, was ich hier für ein freudiges Leben brauche. Nicht im Kämpfen, sondern im Ergeben liegt der Sieg!

Ich erinnere mich an einen Tag in den ersten Monaten hier. Es ging mir nicht gut, ich war entmutigt von der schweren Sprache und dem Schimmel in der Wohnung. Ich ging einfach raus mit den Kids, wollte eigentlich gar keinem begegnen (was hier unmöglich ist). Ich ging einen Weg, den ich noch nicht gegangen war und kam in eine Sackgasse. Etwas weiter unten hörte ich eine Frauenstimme an einem Zaun sagen: "Das ist doch die Deutsche." und ich sagte: "Ja, die bin ich." Sie luden mich zu einem Kaffee ein, zwei lebenslustige Mütter. Aus dieser ersten Begegnung heraus ist mein tiefster Kontakt zu einer Frau entstanden, die das größte Interesse an Jesus hat.

Ich staunen über Jesu Gnade, wie er in meinem Leben wirkt und in den Menschen, denen ich hier dienen darf. Es ist ein Vorrecht, in dieser Weise Seine Gnade in aller meiner Schwachheit erleben zu dürfen.

Nach zwei Jahren Krume kann ich sagen: es waren die bisher herausfordernsten Jahre meines Lebens, aber auch die, in denen ich am meisten lernen durfte in meiner Beziehung zu Gott. Ich darf schwach sein, und er gebraucht mich dennoch. Er richtet mich wieder auf und zeigt neue Wege und Perspektiven.

Es ist ein Vorrecht, hier leben zu dürfen, bei allen Einschränkungen und allen Schwierigkeiten. Es ist einfach ein Vorrecht, Jesu Licht hier verbreiten zu dürfen. Gerade jetzt, wo die dunkle Jahreszeit beginnt, wird es mir bewusster denn je, warum wir hier sind. Es geht nicht um mich. Es geht um Jesus und darum, dass er hier verherrlicht wird. Und ich will von Herzen dankbar sein für jeden neuen Tag hier! Gott ist da!

 

Nicht einen Augenblick

Wie schnell die Zeit vergeht. Ich kann es kaum Glauben, aber doch, es stimmt. Heute vor zwei Jahren bin ich in Krume angekommen, zwei Tage vor Rahel und den Kindern. Es war ein grauer, verregneter Tag, als ich nach 36 Stunden Reise zum ersten Mal die Lichter von Krume erblickte.

Die folgenden Monate und Jahre waren bestimmt von Gottes gnädiger Fürsorge jeden Tag neu. Und wenn ich von einem schreiben will an diesem Tag, dann von unserem treuen Gott, der uns nie verlassen hat.

Matt Redmann beschreibt es sehr passend in dem Lied Never Once

In der rechten Spalte habe ich den Text auf Deutsch übersetzt.

Standing on this mountaintop
Looking just how far we've come
Knowing that for every step
You were with us

Kneeling on this battle ground
Seeing just how much You've done
Knowing every victory
Is Your power in us

Scars and struggles on the way
But with joy our hearts can say
Yes, our hearts can say

Never once did we ever walk alone
Never once did You leave us on our own
You are faithful, God, You are faithful

Wir stehen hier auf diesem Berggipfel
bemerken, wie weit wir es schon geschafft haben,
wissend, dass DU in jedem Schritt
mit uns warst.

Knieend auf dem Schlachtfeld
sehen wir wie viel du getan hast,
wissend, dass wir jeden Sieg
durch deine Kraft in uns errungen haben.

Narben und Kämpfe auf dem Weg,
aber mit Freude können unsere Herzen sagen,
ja, unsere Herzen können sagen

Nicht einen Augenblick gingen wir jemals allein
Nicht einen Augenblick hast du uns jemals allein gelassen
Du bist treu, Gott, du bist treu

Dieses Lied kann ich von Herzen singen, wenn ich auf die letzten zwei Jahre zurückblicke.

Gott war da, jeden Moment. Er ist treu.

Er hat geholfen. Er hat durchgetragen.

Und nur durch seine Gnade bin ich mit meiner Familie noch hier. Nur durch seine Gnade habe ich Liebe für die Menschen und kann mit Freuden hier leben. Nur durch seine Gnade habe ich Fortschritte in der Sprache gemacht. Und nur durch seine Gnade bin ich fähig, den Menschen hier zu dienen.

Auf allen Wegen hat Gott uns bewahrt. Er hat immer wieder Kraft und Zuversicht gegeben. Ihm allein gebührt der Dank.

Das allerschönste an den zwei Jahren ist nicht die Zeit, die wir hier nun verbracht haben, sondern der Grund warum wir hier sind. Und dieser heißt: JESUS CHRISTUS.

In JESUS CHRISTUS ist die Treue Gottes verankert. In JESUS CHRISTUS hat er uns bewiesen, dass er für uns ist.

Heute machte ich einen Hausbesuch in einem Dorf. Dort führte ich ein längeres Gespräch mit einem Mann. Er sprach gut englisch. Irgendwann stellte er mir auch ganz offen die Frage: Warum bist du eigentlich hier?

Die Antwort, die ich ihm gab war: Ich bin hier, weil Jesus mich gerettet hat und er hat mir den Auftrag gegeben, den Menschen von ihm zu erzählen. Ich bin hier, weil ich will, dass Menschen Frieden mit Gott haben.

Jesus ist das Ziel und das Fundament. Er ist die Begründung und Motivation. Unser Aufenthalt in Krume macht nur durch IHN Sinn. Ohne IHN wären diese zwei Jahre nichts wert.

Heute an diesem Jubiläumstag will ich mich neu daran erinnern und ich lade dich ein, es mit mir zu tun.

Die erste positive Nachricht aus Deutschland

Wie viel haben wir schon dafür gebetet, dass Gott die Flüchtlingskrise gebraucht, um Menschen zu sich zu ziehen? Wie sehr haben wir daran geglaubt, dass genau dies die Absichten Gottes sind?

Davon hört man natürlich nicht in den Medien. Dort ist nur zur hören von einer unbeirrbaren Kanzlerin und der immer stärker werdenden Opposition, gegen ihren Kurs in der Flüchtlingskrise.

Doch gestern erreichte uns die erste positive Nachricht in Bezug auf unser Gebet.

Die Nachricht, die ich von einem Freund per Facebook erhielt, klang so:

Hallo Danny, wir hatten vor ein paar Wochen die große Ehre, einen jungen Albaner (Flüchtling) taufen zu dürfen. Er ist in unserer Gemeinde zum Glauben an Jesus gekommen. Leider wird er in den nächsten Monaten abgeschoben und er wird wieder zurück nach Albanien gehen.

Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist. Aber eines steht fest: Christen haben sich auf den Weg gemacht, um diesem Flüchtling zu begegnen und ihn einzuladen. Sie haben sich bemüht dem jungen Mann das Evangelium so zu erklären, dass er es versteht. Gott hat sein übriges Werk getan und diesem Mann das Herz geöffnet.

Ich bin davon überzeugt, dass Gott noch viel mehr tun will. Wir müssen nur hingehen, die Flüchtlinge lieben und ihnen von Jesus erzählen.

Ich kann das Bedauern meines Facebook-Freundes verstehen. Ihm tut es leid, dass der junge Albaner abgelehnt wurde und abgeschoben wird. Mir tut es nicht leid. Albanien braucht Nachfolger Jesu, die ihn bezeugen. Dies geht natürlich nur, wenn die in Deutschland zum Glauben gekommenen Albaner wieder in ihr Land zurückkehren. Möge Gott dem jungen Mann, den Weg weisen.

Ein Gebet zu Rahels Geburstag

Heute am 11.September hat meine geliebte Rahel Geburtstag. Der gängige Geburtstagswunsch in Albanien ist immer: "Auf dass du 100 Jahre alt werden mögest." Ich persönlich kann mit diesem Wunsch wenig anfangen. Ich möchte meiner Frau kein langes Leben wünschen. Ich will vielmehr beten für ein gesegnetes Leben.

Wir als Ehepaar haben es uns zur Tradition gemacht, am Geburtstag dem anderen einen Psalm vorzulesen. Heute morgen habe ich Rahel Psalm 31 vorgelesen. Dieser entspricht dem Alter, dass Rahel heute erreicht hat.

Aus Psalm 31 stammen einige bekannte Verse. Daraus sind Lieder entstanden, wie "Meine Zeit steht in deinen Händen" oder "Ich trau auf dich oh HERR", welche dem einen oder anderen Leser bekannt sein sollten.

In letzter Zeit habe ich mich mit dem Thema befasst, wie wir das Wort Gottes bewusst in unsere Gebete einbeziehen. Heute an diesem Tag soll mir Psalm 31 eine Hilfe sein, wenn ich für Rahel beten will.

HERR, auf dich traue ich

Allmächtiger HERR, heute an diesem Geburtstag komme ich zu dir um für dein geliebtes Kind, und meine wunderbare Frau, Rahel zu beten. Danke, dass du ihr ein starker Fels und eine Burg sein willst.

Und so bete, dass Rahel auf dich vertraut, was auch immer in ihrem neuen Lebensjahr auf sie zukommt. Führe sie um deines Namens willen. Wenn sie zu dir betet, dann neige deine Ohren und hilf ihr schnell.

Bitte lass nicht zu, dass die Umstände sie gefangen nehmen. Sei du ihre Stärke.

Ich bete, dass Rahel sich jeden Tag neu freuen kann und fröhlich ist, über deine Güte. Lass sie immer wieder neu erkennen, dass du ihr Elend siehst und dich ihrer annimmst in jeder Notlage.

Wie bedrängt sie auch sein mag, du befreist sie und stellst sie auf weiten Raum.

Wenn Rahel Angst hat oder wenn sie erschöpft ist am Leben, dann sei du ihr gnädig.

Wenn Menschen sie verachten oder wenn sie sich einfach nur verloren fühlt, dann lass sie zu dir rufen und sagen: Herr, ich hoffe auf dich. Du bist mein Gott.

Oh, mein Vater, es tut so gut zu wissen, dass Rahels Zeit in deinen Händen steht. Jede Sekunde und jede Minute, jede Stunde und jeder Tag, um jeden Moment weißt du schon Bescheid. Lass über Rahel dein Antlitz leuchten und hilf ihr durch deine Güte.

Lass sie nicht zuschanden werden, denn sie ruft dich an.

Oh, HERR, wie groß ist deine Güte? So oft schon hast du Rahel beschenkt und ihr gezeigt, wie gut du bist.

Ich will dich loben, oh Herr, denn du hast Rahel deine wunderbare Güte erwiesen. Vielleicht wird es ihr neuen Jahr auch mal so vorkommen, als wenn du weit weg bist. Doch du hörst die Stimme ihres Flehens, wenn sie zu dir schreit.

So bete ich, dass Rahel dich mehr lieben lernt in diesem Jahr. Ich bete dass sie getrost und unverzagt mit dir voran geht. Du bist es wert.

Im Namen Jesu bete ich dies.

Mein Start ins Bibellesen mit Ismael

Eines unserer Jahresziele als Team war es, dass jeder von uns mit einem Menschen aus Krume anfängt in der Bibel zu lesen. Die Umsetzung des Ziels sollte bis August geschehen.

Leider haben wir dieses Ziel knapp verpasst. Bis zum Mittwoch letzte Woche hatte ich noch gar keinen Mann, der interessiert ist. Doch dann hatte ich ein gutes Gespräch mit einem 57-jährigen Mann. Sein Name ist Ismael.

Er ist ein stadtbekannter Mann. Seine Familie ist die ärmste Familie der Stadt. Ismael hat insgesamt 10 Kinder. Seine erste Frau starb bei der Geburt des fünften Kindes. Dann nahm er sich eine neue Frau. Diese wurde jedoch von den Kindern nicht akzeptiert. Als der älteste Sohn alt genug war, zog er aus und nahm alle seine Geschwister zu sich.

Nun lebt Ismael mit fünf Kindern und seiner neuen Frau in einer Zwei-Zimmer Wohnung. IMGP9777Rahel war schon öfter bei der Familie um ihnen zu helfen und Hilfsgüter vorbei zu bringen. Ich hatte erst am Mittwoch die Möglichkeit diesen ehemals ehrenvollen Mann kennenzulernen.

Wir kamen in unserem ersten Gespräch auch auf den Glauben zu sprechen und ich konnte ihm das Evangelium weitergegeben.

Ismael meinte nur, dass er einfach zu ungebildet sei und zu wenig weiß. Dies war für mich natürlich eine Steilvorlage. Ich fragte, ob er mehr lernen wolle und bereit ist mit mir die Bibel zu lesen. Seine Antwort war ein deutliches: Ja, auf jeden Fall.

Heute war ich zum ersten Mal bei dieser armen Familie. Ismael wartete schon auf mich. Den Termin hatte er nicht vergessen. Vielmehr hatte er schon nach mir gesucht, weil er sich unbedingt mit mir treffen wollte.

Irgendwann fingen wir dann auch an in der Bibel zu lesen. Dies gestaltete sich jedoch ein wenig schwierig. Das Lesen war für Ismael sehr mühsam. Die Buchstaben war zu klein und seine Augen zu schwach. Ich habe den albanischen Bibeltext dann laut und deutlich vorgelesen. Auch Rrushe, seine Frau hat sehr aufmerksam zugehört.

Sich mit einem geschriebenen Text auseinanderzusetzen, war für die beiden recht schwierig und intellektuell eine Herausforderung. Das habe ich schnell gemerkt. So habe ich noch einmal die Chance genutzt, um den Fokus auf das Evangelium zu legen.

Dies war ein bescheidener kleiner Anfang.

Ich bete nun, dass Gott meine schwachen Versuche gebraucht um diese Menschen zu berühren und ihnen zu zeigen, dass sie Jesus brauchen.

Nächste Woche werde ich wieder hingehen.

Unser aktuelles Team

Unser Team hat in den letzten Jahren einige Veränderungen durchmachen müssen. Von den 4 Leuten, die da waren, als wir im Oktober vor 2 Jahren dazu stießen, ist nur noch eine da, die Ana. Wenn sie im November geht, haben wir innerhalb von 2 Jahren ein 4-köpfiges Team verabschieden müssen.

Dies war natürlich mich Schmerzen und Herausforderungen verbunden.

Aber wir sind froh und dankbar, dass Gott uns nicht allein gelassen hat. Er hat nach unserer Ankunft Bärbel und Ingrid gesandt, die eine wertvolle Bereicherung sind für unser Team. Wir sind gespannt was Gott mit dieser neuen Teambesetzung vorhat.

Am Montag haben wir (mit Selfie-Stick) ein Foto von uns gemacht in der aktuellen Teambesetzung. (Siehe oben und unten)

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Folgendes Foto stellt unser Team dar, wie es sich im November formieren wird.

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Wir bedanken uns für alle Gebete für uns als Team!!!

Was ich auf meiner ersten albanischen Hochzeit erlebte

Vor einigen Wochen hat meine liebe Freundin geheiratet. Ich war die einzige, die außerhalb ihrer Familie eingeladen war. Nun wartete die erste richtige albanische Hochzeit auf mich, an der ich komplett teilnehmen würde.

Die Idee

An dem Tag als es am Abend starten sollte, bestellte mich meine Nachbarin und gute Freundin zu sich und fragte mich, ob ich nicht die traditionelle Tracht am Abend tragen wollte. Erst zögerte ich etwas, doch als ich hörte, dass ich nicht den ganzen Abend damit rumlaufen musste, sondern erst zu einem bestimmten Zeitpunkt ich mich umziehen müsste, war ich bereit, die doch sehr schwere und sehr aufwendig gemachte Tracht zu tragen. Davor probierte ich sie an. Hier könnt ihr sehen, wie ich aussah.

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Gar nicht so schlecht, oder?

Die Hochzeit beginnt

Dann ging es am Abend los. Üblicherweise wird auf albanischen Hochzeiten zu ohrenbetäubender Musik im Kreis getanzt. Ich wusste schon, dass ich diesmal nicht drum herum kommen würde zu tanzen. Doch da ich mich ja unter “Freunden” befand, fiel es mir doch leichter, mich einzureihen. Als ich dann den ein und anderen Tanz konnte, da merkte ich, welches Gemeinschaftsgefühl einem diese Art des Tanzens gibt. Ich fühlte mich wie eine von ihnen.

Ich tanzte viel, richtig viel. Und das schöne war, ich konnte mich ganz darauf einlassen. Egal, was andere denken. Egal, was ich selbst denke.

Gegen halb zehn wurde gegessen. Ich saß zwischen all den zahnlosen alten Tanten und Omas. So besorgt schoben sie mir immer mehr Essen zu und immer wieder begegneten meine Augen in der Dämmerung den von Falten klein gewordenen Augen dieser besonderen Menschen.

Jetzt wird es ernst

Nach und nach kamen alle Frauen, alt und jung, aus dem ganzen Viertel. Irgendwann saßen dann sicher über 100 Frauen und vereinzelt auch Männer im Kreis um die Tanzwiese.
Dann bekam ich mit, wie um ca. 23 Uhr einige Frauen ins Haus gingen, um sich umzuziehen.
Jetzt oder nie, dachte ich. Und obwohl ich sehr müde war und mein Bauch von all dem Essen auch etwas gebläht war, zog ich schnell mit meiner Nachbarin los, um mich umzukleiden. Ihre kleinen Kinder auf dem Bett im Schlafzimmer schlafend und ich am Tracht anziehen. Schon komisch.

Etwas zögerlich ging ich dann wieder zur Hochzeitsgesellschaft zurück. Sicher hatten sie noch nie einen Ausländer in ihrer Tracht, die doch sehr besonders ist, gesehen. So jedenfalls deutete ich ihre Blicke. Die ein oder andere ältere Frau zupfte noch an mir rum, den Rock tiefer, den Gürtel schräger… Ich ließ es gerne und lächelnd über mich ergehen.

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Der kurze Schock

Insgesamt waren wir dann mit der Braut ungefähr fünf Frauen in Tracht. Dann hieß es plötzlich, dass wir nun vortanzen. Ich dachte, ich höre nicht recht. Die Tänze konnte ich noch nicht ganz exakt. Doch Gott sei dank, es kam genau der, den ich schon ziemlich sicher beherrschte.
So tänzelte ich in der schweren, albanischen, typisch hasianischen Tracht an all den Frauen meines Viertels vorbei. Und es ging mir sehr gut dabei, wer hätte das gedacht.

Ups…

Der peinlichste Moment kam dann aber doch noch: es war “Freestyle” Tanz angesagt. Ich hatte eigentlich zuvor schon mitbekommen, dass man diesen doch zu zweit tanzt. Man hält sich nicht fest, dennoch tänzelt man immer umeinander herum. Mir wurde dann die Braut zugeteilt. Irgendwie war mir das nicht bewusst. So tanzte ich über die Fläche, schäkerte noch mit kleinen Mädels in Tracht, bis dann die Braut angetanzt kam (da sie eine Hüftdysplasie hat, war sie auch etwas langsamer unterwegs). Sie flüsterte mir nur zu: du musst mit mir tanzen. Oh, das tat mir leid und ich konnte nur verlegen zu den grinsenden Mädels am Rand lächeln.

Aber genau das bedeutet es, in einer anderen Kultur zu leben: Fehler machen. Doch wir müssen bereit sein, immer wieder einzutauchen und es in Kauf zu nehmen. Und vor allem braucht man die Gabe, über sich selbst zu lachen. Das tat ich…

Insgesamt war dieser Abend eine sehr gute Erfahrung für mich und ein tiefes Eintauchen in die albanische Kultur und in das Leben der Menschen hier.

Happy Birthday Livia!

Kaum zu glauben, unsere Livia wird heute zwei Jahre alt.

Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für ein großes Geschenk dieses Mädchen für uns ist.
Für Gideon hat es die Folge, dass er nur noch Schwestern will (kein Wunder bei so einer tollen, die er schon hat... ). Und uns erfüllt es mit großer Dankbarkeit unserem großen Gott gegenüber.

Livia ist ein besonderes Mädchen. Und das in vielerlei Hinsicht. Uns fasziniert nicht nur ihre unglaubliche Auffassungsgabe, was Sprache anbelangt. Immerhin wächst sie seit sie sechs Wochen alt ist in einem anderen Land auf und hört kontinuierlich zwei Sprachen um sich herum. Doch das meistert sie sehr gut. Und als sie mich mit 1,5 Jahren fragte: "Mama, wo ist der Kinderwagen?" Da hat es mich fast vom Hocker gehauen.
Auch ist ihr Ich-Bewusstsein sehr früh ausgeprägt worden. Viele Kinder begreifen erst in ihrem 3. Lebensjahr, dass ich nicht du, sondern ich bin. Livia hat es sofort gewusst.

Zwei Begebenheiten von den letzten Tagen möchte ich noch festhalten, die mich sehr berührt haben:

Wir haben zusammen eine arme Familie besucht, Livia saß neben mir auf dem Sofa und die alte Mutter erzählte mir ihr Leid und ihre Sorgen und hatte dabei Tränen in den Augen. Livia bekam das mit und fragte mich ganz begierig und besorgt: "Mama, warum Frau traurig, he?" Ich erkläre es ihr kurz und sie sagt nur kurz: "ah", als hätte sie es schon verstanden.

Heute kam sie hoch zu mir von unserer Nachbarin Rrushe und sagt zu mir: "Mama, Rrushe traurig." Und tatsächlich, Rrushe stand unten und hatte Tränen in den Augen und war traurig.

Ich finde es so besonders und schön, dass Livia solche Gefühlsregungen bei Menschen wahrzunehmen vermag. Sie ist in diesem Bereich so sensibel und dennoch so kindlich ehrlich.

Welch große Gabe hat Gott in dieses Kind gelegt!

Als ich Livia vor ein paar Tagen in ihr Bett gelegt habe zum Mittagsschlaf, da lag sie zwischen ihren zwei kleinen Puppen, Lukas und Puppi (heißt sie nun Frieda, oder doch Bärbel? 🙂
Oft gibt sie ihnen noch Küsschen oder redet mit Ihnen.
Diesmal kam etwas Neues. Sie sagte zu ihrer Puppe: "Gib Hand. Beten." (Wir geben uns beim beten als Familie immer die Hand.) Ich fragte sie: "Betest du, Livia?" Sie sagte: "Ja." "Und was betest du?"- "Jesus", sagte sie nur und war kurz danach friedlich eingeschlafen.

Ich dachte nur, wie Recht sie hat. Ein Gebet muss nicht aus mehr bestehen, wie aus diesem wundervollen, rettenden Namen, Jesus! Es freut mich so, dass Livia ihn schon kennen darf. Und unser großes Gebet ist, dass sie ihn einiges Tages in ihr Herz einschließt.

Heute feiern wir dieses Leben eines kleinen Mädchens. Aber noch viel mehr feiern wir den, der sie geschaffen hat. Der sie wundervoll in meinem Leib geformt hat, ein Wunder vor unseren Augen. Wir feiern den, der sie uns geschenkt und anvertraut hat! Wir feiern Jesus!

Und für dich, liebe Livia, gilt: "Glücklich sind alle (auch du), die sich bei ihm bergen." (Aus ihrem Geburtstagspsalm 2)

Wir lieben Dich!

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Der vernachlässigte positive Aspekt der Flüchtlingskrise

Manchmal kann ich mich nur noch aufregen darüber, dass die Albaner in Scharen nach Deutschland gehen. Wenn ich an die schwierige Lage in den Kommunen denke, dann frage ich mich, wohin das alles noch führen soll.

Wenn ich an die Lüge denke, die hier unter den Albanern verbreitet ist: “Ihr Deutschen habt doch gesagt, wir sollen alle kommen”, dann frage ich mich, wie sich solch ein Gerücht verbreiten konnte.

Leider vergesse ich Gott in dem Ganzen. Ich beachte nicht, dass er trotz allem immer noch alles unter Kontrolle hat. Ich bin beunruhigt, ärgerlich und machtlos.

Doch mein Gott ist nicht machtlos. Er regiert und er weiß schon längst, wie viele Flüchtlinge noch kommen werden. Kann es vielleicht sogar sein, dass hinter dem irdischen Verlangen der Menschen, Gott steht, der die Herzen der Menschen lenkt?

Er lenkt Ihnen allen das Herz und gibt acht auf alle ihre Werke. Psalm 33

Weil Gott Gott ist und weil sein Plan vollendet werden wird, will ich ruhig werden und mich auf das konzentrieren, was Gott wirken will.

Eines steht fest: Gott hat sein Ziel mit den 650.000 Menschen, die dieses Jahr nach Deutschland kommen, um dort Asyl zu suchen.

Nur der allergeringste Teil dieser Menschen kennt Gott. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Ländern, die islamisch geprägt sind. In ihren Ländern hatten diese Menschen bislang nie die Chance, von Gott, dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus zu hören. Nie stellte sich ihnen die Frage, ob ihre Glaube der Weg zu Gott ist, oder ob es vielleicht einen anderen Weg zu Gott gibt.

Doch jetzt sendet Gott die Menschen nach Deutschland. Die einen kommen aus einem Land voller Krieg und Terror, wie Syrien, Irak oder Afghanistan. Die anderen kommen aus Ländern wie Albanien und Kosovo, in denen Korruption und Armut die Menschen mürbe gemacht hat.

Was auch immer die Menschen zuvor erlebt haben: Es sind zerbrochene Menschen auf der Suche nach Hoffnung.

Hoffnung auf ein sicheres Leben. Hoffnung auf ein besseres Leben.

Herausgerissen aus dem Elend ihres Herkunftslandes kommen die Menschen nach Deutschland. Sie sind hilflos, bedürftig und abhängig von der Freundlichkeit und Güte der Menschen in Deutschland.

Und genau in dieser notvollen Situation möchte Gott den Menschen begegnen. Er möchte ihnen seine Liebe zeigen. Er möchte ihnen dienen und ihnen Hoffnung geben. Er möchte ihnen zeigen, dass er sich um sie kümmert.

Doch wie will Gott das tun?

Er will es durch seine Kinder tun. Wir sind berufen hin zu gehen und den Menschen die Liebe Gottes zu bringen in Wort und Tat. Zerbrochene Menschen auf der Suche nach Hoffnung sind viel offener für das Reden und Wirken Gottes.

Die Zeit ist jetzt da, dass Kinder Gottes sich auf den Weg machen. Ungeachtet der Barrieren von Sprache und Kultur. Es ist Zeit, dass wir die Menschen in ihren Flüchtlingsheime besuchen und den ihnen zeigen, dass wir für sie da sind und dass wir eine Hoffnung anzubieten haben, die über die Hoffnung auf ein besseres Leben hinaus geht.

Wir haben eine Hoffnung, die unabhängig ist von der Staatsangehörigkeit.
Wir haben eine Hoffnung, die sich nicht richtet nach dem, was man materiell besitzt.
Wir haben eine Hoffnung, die selbst in der hoffnungslosesten Situation trägt und besteht.

Wir haben eine Hoffnung, die einen Namen hat: JESUS.

Auf Ihn warten all die Flüchtlinge, ohne es zu wissen. Nur müssen wir hingehen, um Ihn unter ihnen bekannt zu machen. Gehst du mit?

10 nachvollziehbare Gründe für Albaner in Deutschland Asyl zu beantragen

Jeder spricht darüber. Ob hier in unserer Stadt oder in den deutschen Medien. Es gibt nur ein Thema: Die Flüchtlingskrise.

Deutschland hat die meisten Asylbewerber seit 1992 zu verzeichnen. Jeden Tag kommen Tausende von Menschen nach Deutschland, um dort Zuflucht zu suchen. Ein Großteil dieser Flüchtlinge stammt aus den Balkanländern, vor allem aus dem Kosovo und Albanien.

Die Menschen aus Albanien strömen nur so nach Deutschland. Natürlich gehören dazu auch viele aus Has, der ärmsten Region, in der wir leben. Erst am Freitag teilte Ahmet mir mit, dass in den letzten zwei Tagen 200 Menschen aus Has nach Deutschland gegangen seien.

Doch was treibt diese Leute an? Wie kommen sie dazu ihr Leben hier aufzugeben um in Deutschland Asyl zu beantragen?

Gründe dafür gibt es natürlich reichlich. Damit du ein wenig besser verstehen kannst, was die Leute bewegt, habe ich mal ein paar Punkte zusammengefasst.

Die ersten drei Erklärungen haben mit der Situation in Deutschland zu tun. Um den Flüchtlingsstrom in den Griff zu bekommen, müssen diese Punkte schnellstens geändert werden.

1. Die lange Bearbeitungszeit der Anträge.

Hierin liegt wahrscheinlich die Haupterklärung, wie es möglich ist, dass Menschen aus Albanien monate- bis jahrelang in Deutschland leben können, obwohl ihnen die Hilfsleistungen gar nicht zustehen. Die sehr lange Bearbeitungsdauer der Anträge, mit anschließender Verzögerung der Abschiebung ermuntert immer mehr Leute, sich auf den Weg zu machen. Schließlich ist noch keiner von den Menschen zurückgekehrt, die sich bis jetzt auf den Weg gemacht haben, sagen die Leute mir immer. Würden die Menschen nach Prüfung ihrer Herkunft umgehend zurückgeschickt, wäre der Strom längst abgeebbt.

2. Die großzügige Versorgung der Flüchtlinge.

Die Sozialleistungen für die Flüchtlinge, denen die Leistungen zustehen, sind in meinen Augen angemessen. Nun ist es aber so, dass auch Menschen, die hier in Albanien Arbeit hatten und eine schöne Wohnung zurückgelassen haben, in Deutschland eine Wohnung, Essen und sogar ein Taschengeld bekommen. Diejenigen mit denen ich hier rede, machen mir immer wieder deutlich, wie schön solch ein Leben ist, bei dem man all diese Dinge bekommt, ohne zu arbeiten. Von manchen habe ich sogar gehört, dass sie das Geld, dass sie in Deutschland bekommen nach Albanien schicken, um es hier auf dem Konto zu parken.

3. Die positiven Meldungen derer, die schon in Deutschland sind.

Scheinbar geht es den albanischen Flüchtlingen ganz gut in Deutschland. Obwohl ich erst heute in den Nachrichten gehört habe, dass in Dresden eine Zeltstadt für Flüchtlinge aus Syrien errichtet wurde. Wenn Albaner in Zelten leben müssten, würden sie wahrscheinlich niemandem erzählen, wie schön das Leben in Deutschland ist. Die Nachrichten die aus Deutschland kommen haben immer den gleichen Inhalt. Man bekommt ein Haus, zu Essen, 300 Euro und die Kinder gehen sogar in die Schule.

4. Die Hoffnung auf ein besseres Leben.

Flüchtlinge aus Albanien sind nicht verfolgt und müssen sich vor nichts fürchten. Es ist die wirtschaftliche Not, vor der sie fliehen. Diese ist zwar kein Grund um in Deutschland Asyl gewährt zu bekommen, aber davon wissen die wenigsten. Die Menschen sind einfach gefrustet über die Lebensbedingungen. Der Existenzkampf, den die Menschen hier kämpfen müssen, hat viele einfach müde gemacht. Die allermeisten Menschen hoffen auf ein besseres Leben in Deutschland.

5. Die hohe Arbeitslosigkeit.

Darunter leiden besonders in unserer Region ganz viele Familien. Die Hilfsleistungen vom Staat sind so gering, dass man davon noch nicht einmal die Stromrechnung bezahlen kann. Es gibt einfach viel zu wenig Arbeit, für all die arbeitsfähigen Männer. Daran wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern. Das schlimmste ist, dass selbst die jungen Menschen mit viel Potenzial keine Chance auf Arbeit haben.

6. Die hohen Lebenshaltungskosten.

Hierunter leiden selbst die, die Arbeit haben. Denn der durchschnittliche Monatslohn beträgt 200–250 Euro. Dies klingt zuerst mal nicht wenig, wenn man jedoch bedenkt, dass die Steuer für ein älteres Auto allein 250 Euro kostet, oder der Liter Benzin nicht viel weniger als in Deutschland, dann merkt man, dass die Leute einfach viel weniger Geld zu Leben haben. Das zerrt natürlich an den Nerven.

7. Das korrupte Staatswesen.

Auch wenn ich nicht weiß, wie korrupt es zugeht in der Verwaltung, so habe ich erst letzte Woche von zwei Fällen erfahren, in denen Bekannte unter Korruption gelitten haben. Jeder in Albanien schmiert die TÜV-Beamten, um durch den TÜV zu kommen. Shaban unserer Vermieter zahlte ganze 35 Euro, und doch ließ man ihn durchfallen. Eine andere Freundin legte letzte Woche zum wiederholten Male eine Mathe-Prüfung ab. Sie fiel mal wieder durch, weil sie dem Professor kein Geld zugesteckt hatte. Diese Ungerechtigkeit, an der sich die aller meisten Albaner beteiligen, macht die meisten aber ebenso müde.

8. Die schlechten Perspektiven für Kinder.

Leider ist die Schulbildung hier ganz schlecht. Die allermeisten Schüler können selbst nach dem Abitur kein vernünftiges Englisch. Auch wenn ein Kind begabt ist und gute Noten nach Hause bringt, heißt das noch nichts. Selbst ein guter Abschluss an der Universität heißt nicht, dass man danach eine gute Jobchance hat. Ob man eine Arbeit bekommt, hängt hier in Albanien, nur ganz gering von dem Abschluss ab. Viel wichtiger sind Beziehungen und Parteizugehörigkeit um eine Arbeit zu bekommen.

9. Die schlechte Gesundheitsversorgung.

Du kannst dir nicht vorstellen, was es bedeutet in Albanien auf die Hilfe von Ärzten und Pflegepersonal angewiesen zu sein. Auch die Menschen in Albanien sind sich bewusst, wie schlecht das Gesundheitswesen ist. Die Zustände in den Krankenhäusern sind teilweise unbeschreiblich. Wenn die Menschen eine Operation brauchen, müssen sie erstmal richtig Geld auf den Tisch legen, bevor man Ihnen hilft. Wer will es den Menschen verdenken, wenn sie genug haben von dieser Situation und nach Deutschland fliehen.

10. Die Situation, die sich nicht ändert.

Leider gibt es für die Menschen keinen Grund zu hoffen, dass sich ihre Situation ändert. Besonders unsere strukturschwache Has-Region ist hoffnungslos. Wirtschaftlich, wie politisch ändert sich kaum etwas. Zwar wechseln die Regierungsparteien alle paar Jahre, aber sonst ändert sich nichts. Zwar werden hier und da Straßen gebaut und Schulen renoviert, aber die Perspektiven der Menschen ändern sich nicht.

Abschließend halten wir fest, dass keiner dieser 10 Punkte Grund genug ist, um einen Asylantrag in Deutschland gestattet zu bekommen. Jedoch kann ich jeden einzelnen dieser Punkte nachvollziehen.

Ich habe vollstes Verständnis für diejenigen, die in meinem Heimatland Zuflucht suchen. Und ich trauere jetzt schon mit all denen, die bald zurückkommen werden, weil Deutschland sie wieder zurückschickt.

Möge Jesus uns dann gebrauchen um diese Menschen aufzufangen.